Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

Mann hat mich gefragt: ob man auß forcht der
tortur: oder in der tortur/ wann der schmertzen
einen Menschen vberwunden/ daß er vnschul-
dige besaget: auch ein Todtsünde begehe/ vnnd
sein seeligkeit verschertze? vnnd waß dieser gewis-
sens gefährdungen mehr sein/ in deren etlichen
ich mir selber nit kan helffen/ vnnd es schier nicht
waagen darff auß zu reisen/ vmb der bösen Mäu-
ler willen. Darumb möchten Binsfeld vnnd sei-
nes gleichen/ als in Criminal sachen vngeübte
Leut/ mit solchen Argumenten besser inne
halten.

Argum. iv. Es ist niemal/ oder selten/ auß
beharrlichen oder beständigen besagnissen erhel-
let/ daß vnschuldige Leut seyen praesentiret wor-
den: die experienz gibts nicht E.

Antwort: Binsfeld sagt viel vnd beweist nichts
Wehe dem/ der einmal in der Richter hände
kommt. Er muß an die tortur: die vberwindet
jhne. Vberwindet er aber die tortur: so ist er/
wie sie sagen mit dem Teuffel besessen/ vnd muß
lebendig auffs fewr. Dahero sag ich: NB. Daß
wir nicht alle Hexen-Meister sein/ daß machts
daß man vns nicht alle torquiret. Es hat sich
NB. ein Brandtweister ohnlengst in Trunck ge-
rühmet/ wenn er den Pabst in seine gewalt bekäh-
men/ er wolte denselben zum Hexen Mann ma-
chen. So wolt ich Binsfelden darzu machen: ein
anderer mich/ vnd so fortan.

* Argum. v. Wann der Teuffel vnschul-
*

dige
* p. 341.
* p. 342.

Mann hat mich gefragt: ob man auß forcht der
tortur: oder in der tortur/ wann der ſchmertzen
einen Menſchen vberwunden/ daß er vnſchul-
dige beſaget: auch ein Todtſuͤnde begehe/ vnnd
ſein ſeeligkeit verſchertze? vnnd waß dieſer gewiſ-
ſens gefaͤhrdungen mehr ſein/ in deren etlichen
ich mir ſelber nit kan helffen/ vnnd es ſchier nicht
waagen darff auß zu reiſen/ vmb der boͤſen Maͤu-
ler willen. Darumb moͤchten Binsfeld vnnd ſei-
nes gleichen/ als in Criminal ſachen vngeuͤbte
Leut/ mit ſolchen Argumenten beſſer inne
halten.

Argum. iv. Es iſt niemal/ oder ſelten/ auß
beharꝛlichen oder beſtaͤndigen beſagniſſen erhel-
let/ daß vnſchuldige Leut ſeyen præſentiret wor-
den: die experienz gibts nicht E.

Antwort: Binsfeld ſagt viel vnd beweiſt nichts
Wehe dem/ der einmal in der Richter haͤnde
kommt. Er muß an die tortur: die vberwindet
jhne. Vberwindet er aber die tortur: ſo iſt er/
wie ſie ſagen mit dem Teuffel beſeſſen/ vnd muß
lebendig auffs fewr. Dahero ſag ich: NB. Daß
wir nicht alle Hexen-Meiſter ſein/ daß machts
daß man vns nicht alle torquiret. Es hat ſich
NB. ein Brandtweiſter ohnlengſt in Trunck ge-
ruͤhmet/ wenn er den Pabſt in ſeine gewalt bekaͤh-
men/ er wolte denſelben zum Hexen Mann ma-
chen. So wolt ich Binsfelden darzu machen: ein
anderer mich/ vnd ſo fortan.

* Argum. v. Wann der Teuffel vnſchul-
*

dige
* p. 341.
* p. 342.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0180" n="160"/>
Mann hat mich gefragt: ob man auß forcht der<lb/><hi rendition="#aq">tortur:</hi> oder in der <hi rendition="#aq">tortur/</hi> wann der &#x017F;chmertzen<lb/>
einen Men&#x017F;chen vberwunden/ daß er vn&#x017F;chul-<lb/>
dige be&#x017F;aget: auch ein Todt&#x017F;u&#x0364;nde begehe/ vnnd<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;eeligkeit ver&#x017F;chertze? vnnd waß die&#x017F;er gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens gefa&#x0364;hrdungen mehr &#x017F;ein/ in deren etlichen<lb/>
ich mir &#x017F;elber nit kan helffen/ vnnd es &#x017F;chier nicht<lb/>
waagen darff auß zu rei&#x017F;en/ vmb der bo&#x0364;&#x017F;en Ma&#x0364;u-<lb/>
ler willen. Darumb mo&#x0364;chten <hi rendition="#aq">Binsfeld</hi> vnnd &#x017F;ei-<lb/>
nes gleichen/ als in <hi rendition="#aq">Criminal</hi> &#x017F;achen vngeu&#x0364;bte<lb/>
Leut/ mit &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Argumenten</hi> be&#x017F;&#x017F;er inne<lb/>
halten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Argum. <hi rendition="#k">iv.</hi></hi> Es i&#x017F;t niemal/ oder &#x017F;elten/ auß<lb/>
behar&#xA75B;lichen oder be&#x017F;ta&#x0364;ndigen be&#x017F;agni&#x017F;&#x017F;en erhel-<lb/>
let/ daß vn&#x017F;chuldige Leut &#x017F;eyen <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entiret</hi> wor-<lb/>
den: die <hi rendition="#aq">experienz</hi> gibts nicht <hi rendition="#aq">E.</hi></p><lb/>
          <p>Antwort: <hi rendition="#aq">Binsfeld</hi> &#x017F;agt viel vnd bewei&#x017F;t nichts<lb/>
Wehe dem/ der einmal in der Richter ha&#x0364;nde<lb/>
kommt. Er muß an die <hi rendition="#aq">tortur:</hi> die vberwindet<lb/>
jhne. Vberwindet er aber die <hi rendition="#aq">tortur:</hi> &#x017F;o i&#x017F;t er/<lb/>
wie &#x017F;ie &#x017F;agen mit dem Teuffel be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ vnd muß<lb/>
lebendig auffs fewr. Dahero &#x017F;ag ich: <hi rendition="#aq">NB.</hi> Daß<lb/>
wir nicht alle Hexen-Mei&#x017F;ter &#x017F;ein/ daß machts<lb/>
daß man vns nicht alle <hi rendition="#aq">torquiret.</hi> Es hat &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#aq">NB.</hi> ein Brandtwei&#x017F;ter ohnleng&#x017F;t in Trunck ge-<lb/>
ru&#x0364;hmet/ wenn er den Pab&#x017F;t in &#x017F;eine gewalt beka&#x0364;h-<lb/>
men/ er wolte den&#x017F;elben zum Hexen Mann ma-<lb/>
chen. So wolt ich <hi rendition="#aq">Binsfelden</hi> darzu machen: ein<lb/>
anderer mich/ vnd &#x017F;o fortan.</p><lb/>
          <p><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 341.</note><hi rendition="#aq">Argum. <hi rendition="#k">v.</hi></hi> Wann der Teuffel vn&#x017F;chul-<lb/><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 342.</note><fw place="bottom" type="catch">dige</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0180] Mann hat mich gefragt: ob man auß forcht der tortur: oder in der tortur/ wann der ſchmertzen einen Menſchen vberwunden/ daß er vnſchul- dige beſaget: auch ein Todtſuͤnde begehe/ vnnd ſein ſeeligkeit verſchertze? vnnd waß dieſer gewiſ- ſens gefaͤhrdungen mehr ſein/ in deren etlichen ich mir ſelber nit kan helffen/ vnnd es ſchier nicht waagen darff auß zu reiſen/ vmb der boͤſen Maͤu- ler willen. Darumb moͤchten Binsfeld vnnd ſei- nes gleichen/ als in Criminal ſachen vngeuͤbte Leut/ mit ſolchen Argumenten beſſer inne halten. Argum. iv. Es iſt niemal/ oder ſelten/ auß beharꝛlichen oder beſtaͤndigen beſagniſſen erhel- let/ daß vnſchuldige Leut ſeyen præſentiret wor- den: die experienz gibts nicht E. Antwort: Binsfeld ſagt viel vnd beweiſt nichts Wehe dem/ der einmal in der Richter haͤnde kommt. Er muß an die tortur: die vberwindet jhne. Vberwindet er aber die tortur: ſo iſt er/ wie ſie ſagen mit dem Teuffel beſeſſen/ vnd muß lebendig auffs fewr. Dahero ſag ich: NB. Daß wir nicht alle Hexen-Meiſter ſein/ daß machts daß man vns nicht alle torquiret. Es hat ſich NB. ein Brandtweiſter ohnlengſt in Trunck ge- ruͤhmet/ wenn er den Pabſt in ſeine gewalt bekaͤh- men/ er wolte denſelben zum Hexen Mann ma- chen. So wolt ich Binsfelden darzu machen: ein anderer mich/ vnd ſo fortan. * Argum. v. Wann der Teuffel vnſchul- * dige * p. 341. * p. 342.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/180
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/180>, abgerufen am 24.11.2024.