Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

der beklagte entweder mit recht zur bekandtnuß
gebracht: oder durch sonnen klare beweißthumen
der that vollentkommentlich vberführt worden.

5. Eins vnter diesen beyden ist genug zum
vrtheil des todes.

6. Denn daß beyde zusamen kommen müs-
sen/ ist ein vberfluß.

Hierauff antworte ich: wer in der tortur nicht-
sen bekennet hat/ den kan man aus gesunder ver-
nunfft/ vnd salva aequitate zum todt nicht ver-
vrtheilen. Wie woll man ut hodie fert praxis
viel mahlen dieses anjetzo/ ohn einige conside-
ration
vberschreitet. Ich sage von solchen pro-
ceduren
noch ein mahl: daß sie vnrechtmässig
seyen: dann *

i. So seyen solche Leut noch nicht gnugsam
außführlich vberweiset gewesen.

ii. Ich möcht von solchen Leuten gerne wis-
sen/ zu was end sie der Richter hätt lassen foltern?
daß die tortur jhre missethat villeicht straffe?
oder das er den weg zur warheit dardurch funde?
Wieder die Rechten ists/ daß man missethaten
durch die tortur straffe. Zudem ist hie noch keine
missethat vorhanden/ weil man sie mit der tortur
gesuchet vnd nicht gefunden. Daß ist ja ein Teuf-
felische grausamkeit. *

iii. Ists vonnöhten gewesen/ daß solche leut
bekennen/ oder ists ohne noth gewesen? Wars
vonnö then/ vnd sie haben nicht bekandt: warumb
hat erdie Leut lassen verbrennen? Wärs aber nit

von
* pag. 264.
* p. 265.

der beklagte entweder mit recht zur bekandtnuß
gebracht: oder durch ſonnen klare beweißthumen
der that vollentkommentlich vberfuͤhrt worden.

5. Eins vnter dieſen beyden iſt genug zum
vrtheil des todes.

6. Denn daß beyde zuſamen kommen muͤſ-
ſen/ iſt ein vberfluß.

Hierauff antworte ich: wer in der tortur nicht-
ſen bekennet hat/ den kan man aus geſunder ver-
nunfft/ vnd ſalvâ æquitate zum todt nicht ver-
vrtheilen. Wie woll man ut hodie fert praxis
viel mahlen dieſes anjetzo/ ohn einige conſide-
ration
vberſchreitet. Ich ſage von ſolchen pro-
ceduren
noch ein mahl: daß ſie vnrechtmaͤſſig
ſeyen: dann *

i. So ſeyen ſolche Leut noch nicht gnugſam
außfuͤhrlich vberweiſet geweſen.

ii. Ich moͤcht von ſolchen Leuten gerne wiſ-
ſen/ zu was end ſie der Richter haͤtt laſſen foltern?
daß die tortur jhre miſſethat villeicht ſtraffe?
oder das er den weg zur warheit dardurch funde?
Wieder die Rechten iſts/ daß man miſſethaten
durch die tortur ſtraffe. Zudem iſt hie noch keine
miſſethat vorhanden/ weil man ſie mit der tortur
geſuchet vnd nicht gefunden. Daß iſt ja ein Teuf-
feliſche grauſamkeit. *

iii. Iſts vonnoͤhten geweſen/ daß ſolche leut
bekennen/ oder iſts ohne noth geweſen? Wars
vonnoͤ then/ vnd ſie haben nicht bekandt: warumb
hat erdie Leut laſſen verbrennen? Waͤrs aber nit

von
* pag. 264.
* p. 265.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="125"/>
der beklagte entweder mit recht zur bekandtnuß<lb/>
gebracht: oder durch &#x017F;onnen klare beweißthumen<lb/>
der that vollentkommentlich vberfu&#x0364;hrt worden.</p><lb/>
          <p>5. Eins vnter die&#x017F;en beyden i&#x017F;t genug zum<lb/>
vrtheil des todes.</p><lb/>
          <p>6. Denn daß beyde zu&#x017F;amen kommen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ i&#x017F;t ein vberfluß.</p><lb/>
          <p>Hierauff antworte ich: wer in der <hi rendition="#aq">tortur</hi> nicht-<lb/>
&#x017F;en bekennet hat/ den kan man aus ge&#x017F;under ver-<lb/>
nunfft/ vnd <hi rendition="#aq">&#x017F;alvâ æquitate</hi> zum todt nicht ver-<lb/>
vrtheilen. Wie woll man <hi rendition="#aq">ut hodie fert praxis</hi><lb/>
viel mahlen die&#x017F;es anjetzo/ ohn einige <hi rendition="#aq">con&#x017F;ide-<lb/>
ration</hi> vber&#x017F;chreitet. Ich &#x017F;age von &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
ceduren</hi> noch ein mahl: daß &#x017F;ie vnrechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
&#x017F;eyen: dann <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 264.</note></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">i.</hi></hi> So &#x017F;eyen &#x017F;olche Leut noch nicht gnug&#x017F;am<lb/>
außfu&#x0364;hrlich vberwei&#x017F;et gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ii.</hi></hi> Ich mo&#x0364;cht von &#x017F;olchen Leuten gerne wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ zu was end &#x017F;ie der Richter ha&#x0364;tt la&#x017F;&#x017F;en foltern?<lb/>
daß die <hi rendition="#aq">tortur</hi> jhre mi&#x017F;&#x017F;ethat villeicht &#x017F;traffe?<lb/>
oder das er den weg zur warheit dardurch funde?<lb/>
Wieder die Rechten i&#x017F;ts/ daß man mi&#x017F;&#x017F;ethaten<lb/>
durch die <hi rendition="#aq">tortur</hi> &#x017F;traffe. Zudem i&#x017F;t hie noch keine<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ethat vorhanden/ weil man &#x017F;ie mit der <hi rendition="#aq">tortur</hi><lb/>
ge&#x017F;uchet vnd nicht gefunden. Daß i&#x017F;t ja ein Teuf-<lb/>
feli&#x017F;che grau&#x017F;amkeit. <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 265.</note></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">iii.</hi></hi> I&#x017F;ts vonno&#x0364;hten gewe&#x017F;en/ daß &#x017F;olche leut<lb/>
bekennen/ oder i&#x017F;ts ohne noth gewe&#x017F;en? Wars<lb/>
vonno&#x0364; then/ vnd &#x017F;ie haben nicht bekandt: warumb<lb/>
hat erdie Leut la&#x017F;&#x017F;en verbrennen? Wa&#x0364;rs aber nit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0145] der beklagte entweder mit recht zur bekandtnuß gebracht: oder durch ſonnen klare beweißthumen der that vollentkommentlich vberfuͤhrt worden. 5. Eins vnter dieſen beyden iſt genug zum vrtheil des todes. 6. Denn daß beyde zuſamen kommen muͤſ- ſen/ iſt ein vberfluß. Hierauff antworte ich: wer in der tortur nicht- ſen bekennet hat/ den kan man aus geſunder ver- nunfft/ vnd ſalvâ æquitate zum todt nicht ver- vrtheilen. Wie woll man ut hodie fert praxis viel mahlen dieſes anjetzo/ ohn einige conſide- ration vberſchreitet. Ich ſage von ſolchen pro- ceduren noch ein mahl: daß ſie vnrechtmaͤſſig ſeyen: dann * i. So ſeyen ſolche Leut noch nicht gnugſam außfuͤhrlich vberweiſet geweſen. ii. Ich moͤcht von ſolchen Leuten gerne wiſ- ſen/ zu was end ſie der Richter haͤtt laſſen foltern? daß die tortur jhre miſſethat villeicht ſtraffe? oder das er den weg zur warheit dardurch funde? Wieder die Rechten iſts/ daß man miſſethaten durch die tortur ſtraffe. Zudem iſt hie noch keine miſſethat vorhanden/ weil man ſie mit der tortur geſuchet vnd nicht gefunden. Daß iſt ja ein Teuf- feliſche grauſamkeit. * iii. Iſts vonnoͤhten geweſen/ daß ſolche leut bekennen/ oder iſts ohne noth geweſen? Wars vonnoͤ then/ vnd ſie haben nicht bekandt: warumb hat erdie Leut laſſen verbrennen? Waͤrs aber nit von * pag. 264. * p. 265.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/145
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/145>, abgerufen am 23.11.2024.