Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.Miterben Christi / so wir anders mit leyden / auff das wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Rom. 8. Aber wie wir bey Erklärung des Textes über dem noch angemercket haben / so muß die Braut / ehe sie zum Könige in das Himmlische Erbtheil auffgeholet wird / hier auff Erden ritterlich überwunden haben. Sie erlanget zwar die unverwelckliche und unvergängliche Braut- und Ehren-Krone im Himmel / aber nicht ehender / biß sie vorher hier mächtiglich gestritten und gekämpffet / und alle ihre Feinde vollenkommen besieget hat. Deswegen sagt Christus Offenbahrung Johannis 3. Cap. Wer überwindet / dem will ich geben auff meinem Stuhl zu sitzen / wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auff seinem Stuhl. Was für viele listige / und mächtige Feinde eine gläubige Seele auff dieser Welt habe / mit welchen sie Tag und Nacht kämpffen und zu Felde liegen muß / das hat Eure Liebe vorhin mit mehrem angehöret. Da wird nun ein jeder der jemals in solchem Kampff und Streit mit so vielen und mächtigen Feinden sich befunden / oder sich noch darinn befindet / selbst gerne gestehen und bekennen / wie angst und bange ihm offtmals / und er dabey besorget sey / daß er nicht etwan unvermuthlich / oder wol gar zuletzt alles / was er erarnet hat / noch verliere. Denn / wenn eine gläubige Braut Christi betrachtet / wie auch wol öffters die mächtigen und tapffern Glaubens-Helden Loth, Noa, Moses, David, Salomo, Petrus, und viele andere in diesem Kampff gestrauchelt und gefallen; wenn Sie erweget / wie zwar Ihr Geist so willig / aber das Fleisch offtmals so sehr schwach sey; Wenn Sie betrachtet / daß Sie Tag und Nacht unauffhörlich mit solchen grimmigen / grausamen und listigen Feinden zu schaffen haben muß / so daß Sie unter lauter Dornen / Stacheln / Spitzen und Stricken wandele; Ja wenn Sie bedencket / daß auch öffters Ihr sonst so süssester Seelen-Bräutigam / sich entweder gar vor Ihr verbirget / oder sich gegen Sie in einen scheußlichen und greßlichen verstellet / und derjenige / der sonst Ihr einiger Trost / Labsal und Erquickung war / Ihr nun nicht mehr tröstlich / sondern erschrecklich ist / daß Sie vor Angst herumlauffet / und schreyet: Habt ihr denn nicht gesehen / den meine Seele liebet? Daß Sie doch nicht ein Trost-- Miterben Christi / so wir anders mit leyden / auff das wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Rom. 8. Aber wie wir bey Erklärung des Textes über dem noch angemercket haben / so muß die Braut / ehe sie zum Könige in das Himmlische Erbtheil auffgeholet wird / hier auff Erden ritterlich überwunden haben. Sie erlanget zwar die unverwelckliche und unvergängliche Braut- und Ehren-Krone im Himmel / aber nicht ehender / biß sie vorher hier mächtiglich gestritten und gekämpffet / und alle ihre Feinde vollenkommen besieget hat. Deswegen sagt Christus Offenbahrung Johannis 3. Cap. Wer überwindet / dem will ich geben auff meinem Stuhl zu sitzen / wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auff seinem Stuhl. Was für viele listige / und mächtige Feinde eine gläubige Seele auff dieser Welt habe / mit welchen sie Tag und Nacht kämpffen und zu Felde liegen muß / das hat Eure Liebe vorhin mit mehrem angehöret. Da wird nun ein jeder der jemals in solchem Kampff und Streit mit so vielen und mächtigen Feinden sich befunden / oder sich noch darinn befindet / selbst gerne gestehen und bekennen / wie angst und bange ihm offtmals / und er dabey besorget sey / daß er nicht etwan unvermuthlich / oder wol gar zuletzt alles / was er erarnet hat / noch verliere. Denn / wenn eine gläubige Braut Christi betrachtet / wie auch wol öffters die mächtigen und tapffern Glaubens-Helden Loth, Noa, Moses, David, Salomo, Petrus, und viele andere in diesem Kampff gestrauchelt und gefallen; wenn Sie erweget / wie zwar Ihr Geist so willig / aber das Fleisch offtmals so sehr schwach sey; Wenn Sie betrachtet / daß Sie Tag und Nacht unauffhörlich mit solchen grimmigen / grausamen und listigen Feinden zu schaffen haben muß / so daß Sie unter lauter Dornen / Stacheln / Spitzen und Stricken wandele; Ja wenn Sie bedencket / daß auch öffters Ihr sonst so süssester Seelen-Bräutigam / sich entweder gar vor Ihr verbirget / oder sich gegen Sie in einen scheußlichen und greßlichen verstellet / und derjenige / der sonst Ihr einiger Trost / Labsal und Erquickung war / Ihr nun nicht mehr tröstlich / sondern erschrecklich ist / daß Sie vor Angst herumlauffet / und schreyet: Habt ihr denn nicht gesehen / den meine Seele liebet? Daß Sie doch nicht ein Trost-- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043" n="39"/> Miterben Christi / so wir anders mit leyden / auff das wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Rom. 8. Aber wie wir bey Erklärung des Textes über dem noch angemercket haben / so muß die Braut / ehe sie zum Könige in das Himmlische Erbtheil auffgeholet wird / hier auff Erden ritterlich überwunden haben. Sie erlanget zwar die unverwelckliche und unvergängliche Braut- und Ehren-Krone im Himmel / aber nicht ehender / biß sie vorher hier mächtiglich gestritten und gekämpffet / und alle ihre Feinde vollenkommen besieget hat. Deswegen sagt Christus Offenbahrung Johannis 3. Cap. Wer überwindet / dem will ich geben auff meinem Stuhl zu sitzen / wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auff seinem Stuhl. Was für viele listige / und mächtige Feinde eine gläubige Seele auff dieser Welt habe / mit welchen sie Tag und Nacht kämpffen und zu Felde liegen muß / das hat Eure Liebe vorhin mit mehrem angehöret. Da wird nun ein jeder der jemals in solchem Kampff und Streit mit so vielen und mächtigen Feinden sich befunden / oder sich noch darinn befindet / selbst gerne gestehen und bekennen / wie angst und bange ihm offtmals / und er dabey besorget sey / daß er nicht etwan unvermuthlich / oder wol gar zuletzt alles / was er erarnet hat / noch verliere. Denn / wenn eine gläubige Braut Christi betrachtet / wie auch wol öffters die mächtigen und tapffern Glaubens-Helden Loth, Noa, Moses, David, Salomo, Petrus, und viele andere in diesem Kampff gestrauchelt und gefallen; wenn Sie erweget / wie zwar Ihr Geist so willig / aber das Fleisch offtmals so sehr schwach sey; Wenn Sie betrachtet / daß Sie Tag und Nacht unauffhörlich mit solchen grimmigen / grausamen und listigen Feinden zu schaffen haben muß / so daß Sie unter lauter Dornen / Stacheln / Spitzen und Stricken wandele; Ja wenn Sie bedencket / daß auch öffters Ihr sonst so süssester Seelen-Bräutigam / sich entweder gar vor Ihr verbirget / oder sich gegen Sie in einen scheußlichen und greßlichen verstellet / und derjenige / der sonst Ihr einiger Trost / Labsal und Erquickung war / Ihr nun nicht mehr tröstlich / sondern erschrecklich ist / daß Sie vor Angst herumlauffet / und schreyet: Habt ihr denn nicht gesehen / den meine Seele liebet? Daß Sie doch nicht ein Trost-- </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0043]
Miterben Christi / so wir anders mit leyden / auff das wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Rom. 8. Aber wie wir bey Erklärung des Textes über dem noch angemercket haben / so muß die Braut / ehe sie zum Könige in das Himmlische Erbtheil auffgeholet wird / hier auff Erden ritterlich überwunden haben. Sie erlanget zwar die unverwelckliche und unvergängliche Braut- und Ehren-Krone im Himmel / aber nicht ehender / biß sie vorher hier mächtiglich gestritten und gekämpffet / und alle ihre Feinde vollenkommen besieget hat. Deswegen sagt Christus Offenbahrung Johannis 3. Cap. Wer überwindet / dem will ich geben auff meinem Stuhl zu sitzen / wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auff seinem Stuhl. Was für viele listige / und mächtige Feinde eine gläubige Seele auff dieser Welt habe / mit welchen sie Tag und Nacht kämpffen und zu Felde liegen muß / das hat Eure Liebe vorhin mit mehrem angehöret. Da wird nun ein jeder der jemals in solchem Kampff und Streit mit so vielen und mächtigen Feinden sich befunden / oder sich noch darinn befindet / selbst gerne gestehen und bekennen / wie angst und bange ihm offtmals / und er dabey besorget sey / daß er nicht etwan unvermuthlich / oder wol gar zuletzt alles / was er erarnet hat / noch verliere. Denn / wenn eine gläubige Braut Christi betrachtet / wie auch wol öffters die mächtigen und tapffern Glaubens-Helden Loth, Noa, Moses, David, Salomo, Petrus, und viele andere in diesem Kampff gestrauchelt und gefallen; wenn Sie erweget / wie zwar Ihr Geist so willig / aber das Fleisch offtmals so sehr schwach sey; Wenn Sie betrachtet / daß Sie Tag und Nacht unauffhörlich mit solchen grimmigen / grausamen und listigen Feinden zu schaffen haben muß / so daß Sie unter lauter Dornen / Stacheln / Spitzen und Stricken wandele; Ja wenn Sie bedencket / daß auch öffters Ihr sonst so süssester Seelen-Bräutigam / sich entweder gar vor Ihr verbirget / oder sich gegen Sie in einen scheußlichen und greßlichen verstellet / und derjenige / der sonst Ihr einiger Trost / Labsal und Erquickung war / Ihr nun nicht mehr tröstlich / sondern erschrecklich ist / daß Sie vor Angst herumlauffet / und schreyet: Habt ihr denn nicht gesehen / den meine Seele liebet? Daß Sie doch nicht ein Trost--
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Zitationshilfe: | Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/43>, abgerufen am 23.07.2024. |