Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ser Gnade und Barmhertzigkeit denen / die in Gedult und guten Wercken nach dem ewigem Leben trachten / zu geben versprochen / wie solches auch einige cordate, und in der Schrifft belesene Päbstische Lehrer selbst gestehen müssen / allermaassen Eure Liebe von solcher Materie unterschiedliche mahl / und sonderlich an dem Sonntage Septuagesima, aus dem Evangelio von den Arbeitern im Weinberge / weitläufftig vernommen hat.

Zum zweyten nennet der Bräutigam die Herrlichkeit des ewigen Lebens / darinn er seine Braut jetzo einführen will / ein Erbe / das die Braut als ein Kind und Erbe des ewigen Vaters / gantz und vollenkommen / einnehmen und auf ewig besitzen solle / aber sie müsse zuvor überwinden. Wer überwindet / sagt er / der wirds alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Kind / mein Sohn oder Tochter seyn. So nennet St. Paulus die Seeligkeit ein Erbe der Gläubjgen Rom. 8. Gal. 4. Ephes. 1. Tit. 3. und S. Petrus 1. Epist. 1. ja Christus selbst Matth. am 25. Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch bereitet ist von anbeginn der Welt. Denn gleichwie ein tugendhafftes gehorsames Kind alle väterliche Güter vollenkommen ererbet / so soll auch die gläubige Braut JEsu / als ein liebes und gehorsames Kind des ewigen Vaters im Himmel / alles ererben; Mercklich / alles ererben. Wie ist das zu verstehen: alles ererben? Wird denn nur einer im Himmel erben / daß einer im Himmel soll alles ererben? In leiblichen und irrdischen Erbschafften wird das Väterliche Erbe nach der Anzahl der Kinder eingetheilet / und können unmüglich viele Kinder / und zwar ein jeder alles / das gantze Väterliche Erbtheil ererben / sondern es wird in gewisse Portiones, Theile und Loose getheilet / und bekommt ein jedes Kind nicht das gantze / sondern einen Theil der Erbschafft. Allein / mit dem Erbtheil des ewigen Lebens hat es eine gantz andere Bewandniß / da wird eine jedwede gläubige Seele das gantze väterliche Erbtheil bekommen / da wird ein jeder Auserwählter alles ererben / da wird GOtt / als das höchste Erbe / alles

ser Gnade und Barmhertzigkeit denen / die in Gedult und guten Wercken nach dem ewigem Leben trachten / zu geben versprochen / wie solches auch einige cordate, und in der Schrifft belesene Päbstische Lehrer selbst gestehen müssen / allermaassen Eure Liebe von solcher Materie unterschiedliche mahl / und sonderlich an dem Sonntage Septuagesima, aus dem Evangelio von den Arbeitern im Weinberge / weitläufftig vernommen hat.

Zum zweyten nennet der Bräutigam die Herrlichkeit des ewigen Lebens / darinn er seine Braut jetzo einführen will / ein Erbe / das die Braut als ein Kind und Erbe des ewigen Vaters / gantz und vollenkommen / einnehmen und auf ewig besitzen solle / aber sie müsse zuvor überwinden. Wer überwindet / sagt er / der wirds alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Kind / mein Sohn oder Tochter seyn. So nennet St. Paulus die Seeligkeit ein Erbe der Gläubjgen Rom. 8. Gal. 4. Ephes. 1. Tit. 3. und S. Petrus 1. Epist. 1. ja Christus selbst Matth. am 25. Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch bereitet ist von anbeginn der Welt. Denn gleichwie ein tugendhafftes gehorsames Kind alle väterliche Güter vollenkommen ererbet / so soll auch die gläubige Braut JEsu / als ein liebes und gehorsames Kind des ewigen Vaters im Himmel / alles ererben; Mercklich / alles ererben. Wie ist das zu verstehen: alles ererben? Wird denn nur einer im Himmel erben / daß einer im Himmel soll alles ererben? In leiblichen und irrdischen Erbschafften wird das Väterliche Erbe nach der Anzahl der Kinder eingetheilet / und können unmüglich viele Kinder / und zwar ein jeder alles / das gantze Väterliche Erbtheil ererben / sondern es wird in gewisse Portiones, Theile und Loose getheilet / und bekommt ein jedes Kind nicht das gantze / sondern einen Theil der Erbschafft. Allein / mit dem Erbtheil des ewigen Lebens hat es eine gantz andere Bewandniß / da wird eine jedwede gläubige Seele das gantze väterliche Erbtheil bekommen / da wird ein jeder Auserwählter alles ererben / da wird GOtt / als das höchste Erbe / alles

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0030" n="26"/>
ser Gnade und Barmhertzigkeit denen / die in
                     Gedult und guten Wercken nach dem ewigem Leben trachten / zu geben versprochen /
                     wie solches auch einige cordate, und in der Schrifft belesene Päbstische Lehrer
                     selbst gestehen müssen / allermaassen Eure Liebe von solcher Materie
                     unterschiedliche mahl / und sonderlich an dem Sonntage Septuagesima, aus dem
                     Evangelio von den Arbeitern im Weinberge / weitläufftig vernommen hat.</p>
        <p>Zum zweyten nennet der Bräutigam die Herrlichkeit des ewigen Lebens / darinn er
                     seine Braut jetzo einführen will / ein Erbe / das die Braut als ein Kind und
                     Erbe des ewigen Vaters / gantz und vollenkommen / einnehmen und auf ewig
                     besitzen solle / aber sie müsse zuvor überwinden. Wer überwindet / sagt er / der
                     wirds alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Kind /
                     mein Sohn oder Tochter seyn. So nennet St. Paulus die Seeligkeit ein Erbe der
                     Gläubjgen Rom. 8. Gal. 4. Ephes. 1. Tit. 3. und S. Petrus 1. Epist. 1. ja
                     Christus selbst Matth. am 25. Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet
                     das Reich / das euch bereitet ist von anbeginn der Welt. Denn gleichwie ein
                     tugendhafftes gehorsames Kind alle väterliche Güter vollenkommen ererbet / so
                     soll auch die gläubige Braut JEsu / als ein liebes und gehorsames Kind des
                     ewigen Vaters im Himmel / alles ererben; Mercklich / alles ererben. Wie ist das
                     zu verstehen: alles ererben? Wird denn nur einer im Himmel erben / daß einer im
                     Himmel soll alles ererben? In leiblichen und irrdischen Erbschafften wird das
                     Väterliche Erbe nach der Anzahl der Kinder eingetheilet / und können unmüglich
                     viele Kinder / und zwar ein jeder alles / das gantze Väterliche Erbtheil ererben
                     / sondern es wird in gewisse Portiones, Theile und Loose getheilet / und bekommt
                     ein jedes Kind nicht das gantze / sondern einen Theil der Erbschafft. Allein /
                     mit dem Erbtheil des ewigen Lebens hat es eine gantz andere Bewandniß / da wird
                     eine jedwede gläubige Seele das gantze väterliche Erbtheil bekommen / da wird
                     ein jeder Auserwählter alles ererben / da wird GOtt / als das höchste Erbe /
                     alles
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0030] ser Gnade und Barmhertzigkeit denen / die in Gedult und guten Wercken nach dem ewigem Leben trachten / zu geben versprochen / wie solches auch einige cordate, und in der Schrifft belesene Päbstische Lehrer selbst gestehen müssen / allermaassen Eure Liebe von solcher Materie unterschiedliche mahl / und sonderlich an dem Sonntage Septuagesima, aus dem Evangelio von den Arbeitern im Weinberge / weitläufftig vernommen hat. Zum zweyten nennet der Bräutigam die Herrlichkeit des ewigen Lebens / darinn er seine Braut jetzo einführen will / ein Erbe / das die Braut als ein Kind und Erbe des ewigen Vaters / gantz und vollenkommen / einnehmen und auf ewig besitzen solle / aber sie müsse zuvor überwinden. Wer überwindet / sagt er / der wirds alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Kind / mein Sohn oder Tochter seyn. So nennet St. Paulus die Seeligkeit ein Erbe der Gläubjgen Rom. 8. Gal. 4. Ephes. 1. Tit. 3. und S. Petrus 1. Epist. 1. ja Christus selbst Matth. am 25. Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch bereitet ist von anbeginn der Welt. Denn gleichwie ein tugendhafftes gehorsames Kind alle väterliche Güter vollenkommen ererbet / so soll auch die gläubige Braut JEsu / als ein liebes und gehorsames Kind des ewigen Vaters im Himmel / alles ererben; Mercklich / alles ererben. Wie ist das zu verstehen: alles ererben? Wird denn nur einer im Himmel erben / daß einer im Himmel soll alles ererben? In leiblichen und irrdischen Erbschafften wird das Väterliche Erbe nach der Anzahl der Kinder eingetheilet / und können unmüglich viele Kinder / und zwar ein jeder alles / das gantze Väterliche Erbtheil ererben / sondern es wird in gewisse Portiones, Theile und Loose getheilet / und bekommt ein jedes Kind nicht das gantze / sondern einen Theil der Erbschafft. Allein / mit dem Erbtheil des ewigen Lebens hat es eine gantz andere Bewandniß / da wird eine jedwede gläubige Seele das gantze väterliche Erbtheil bekommen / da wird ein jeder Auserwählter alles ererben / da wird GOtt / als das höchste Erbe / alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/30
Zitationshilfe: Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/30>, abgerufen am 21.11.2024.