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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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begleiteter Mensch eine übernatürliche Wirckung der Reue und Liebe Gottes übet / so verdienet er dadurch auff Papistisch seine Rechtfertigung / oder die eingegossene heiligmachende Gnade per Meritum de congruo oder geziemender Gebühr halber: wann er nun diese heiligmachende Gnade in seiner Seelen hat / so verdienet er / als ein Freund und angewünschter Sohn Gottes / durch neue Wercke immerhin einen Zusatz und Vermehrung dieser eingegossenen Gnade und himmlischen Glory per Meritum de condigno oder völligen Rechts wegen; Und allegiret allhier den Suarez, Vasquez, Cardinalem de Lugo, Gabrielem, Esparzam, Comptonum, das Concilium Tridentinum Sess. 6. Cap. 16. 24. 32. wie auch das Concilium Arausicanum, Florentinun den Oviedo, Bellarminum &c. und zuletzt Adamum Burghaber; welcher sage; "Dis sey der Sinn der gantzen Kirchen. Diesem nächst fahret er weiter fort und saget; "Obschon Durandus, ein unangesehener Fußknecht in der Päbstlichen Theologie / mit weniger im Pabstum unberittener Mannschafft / das eigene Verdienst der Wercke nicht so hoch wölle gelten lassen; so fielen doch die andere Theologi über diese ungerahtene Papisten / als einfältige Tropffen her / wie die Vögel des hellen Tages über die blinde Nacht-Eulen / und schelteten sie für ketzermässig; und gäben dadurch an den Tag / wie einig sie seyn in denen principalesten Puncten ihrer Religion / woran dennoch die ewige Seeligkeit hange: müsse man derowegen / wann man die Lehre des Pabstums vortragen wölle / eben nicht achten / was irgend ein gemeiner Meß-Pfaffe oder einfältiger Capuciner vom Verdienst der Wercke urtheile; sondern was die Kern und Blühe der Theologen / gemäß denen Päbstischen Concilien / davon in offentlichen Schulen ohne Wiederrede des Pabsts fürtrage / etc.

Ich muß gestehen und bekennen / es hat die Catholische Kirche bey dem Verlust dieses so hoch erleuchteten wohlberittenen Kern-Theologi, ja Theologiae Lectoris ein grosses gelitten / die Augspurgische hingegen mag sich erfreuen / daß sie ein so außbündiges Subjectum, welches der Unwissenheit ihrer Lehrer unter die Arme greiffen / und deren Reputation wieder auffrichten möge / gleichsahm als ein vom Himmel herab gefallenes Palladium, oder undurchdringliches Ancile und Schild der Götter erlanget / welcher wohl wehrt / daß man nicht allein unter die Professores einer ihrer berühmsten Academien / sondern wohl darüber als einen nie gnug zu preysenden Rectorem Magnificum setzen / und ja wohl / wohl / verwahren sollen; und zwarn solches um demehr / weilen man aus dessen heraußgegebenen sehr hertzigen Wercke / in specie aber dem davor angeheffteten sehr zier- und possierlichen Contrafait, mehr als zu viel abnehmen kan / daß der Herr Profes-

begleiteter Mensch eine übernatürliche Wirckung der Reue und Liebe Gottes übet / so verdienet er dadurch auff Papistisch seine Rechtfertigung / oder die eingegossene heiligmachende Gnade per Meritum de congruo oder geziemender Gebühr halber: wann er nun diese heiligmachende Gnade in seiner Seelen hat / so verdienet er / als ein Freund und angewünschter Sohn Gottes / durch neue Wercke immerhin einen Zusatz und Vermehrung dieser eingegossenen Gnade und him̃lischen Glory per Meritum de condigno oder völligen Rechts wegen; Und allegiret allhier den Suarez, Vasquez, Cardinalem de Lugo, Gabrielem, Esparzam, Comptonum, das Concilium Tridentinum Sess. 6. Cap. 16. 24. 32. wie auch das Concilium Arausicanum, Florentinũ den Oviedo, Bellarminum &c. und zuletzt Adamum Burghaber; welcher sage; „Dis sey der Sinn der gantzen Kirchen. Diesem nächst fahret er weiter fort und saget; „Obschon Durandus, ein unangesehener Fußknecht in der Päbstlichen Theologie / mit weniger im Pabstum unberittener Mannschafft / das eigene Verdienst der Wercke nicht so hoch wölle gelten lassen; so fielen doch die andere Theologi über diese ungerahtene Papisten / als einfältige Tropffen her / wie die Vögel des hellen Tages über die blinde Nacht-Eulen / und schelteten sie für ketzermässig; und gäben dadurch an den Tag / wie einig sie seyn in denen principalesten Puncten ihrer Religion / woran dennoch die ewige Seeligkeit hange: müsse man derowegen / wann man die Lehre des Pabstums vortragen wölle / eben nicht achten / was irgend ein gemeiner Meß-Pfaffe oder einfältiger Capuciner vom Verdienst der Wercke urtheile; sondern was die Kern und Blühe der Theologen / gemäß denen Päbstischen Concilien / davon in offentlichen Schulen ohne Wiederrede des Pabsts fürtrage / etc.

Ich muß gestehen und bekennen / es hat die Catholische Kirche bey dem Verlust dieses so hoch erleuchteten wohlberittenen Kern-Theologi, ja Theologiae Lectoris ein grosses gelitten / die Augspurgische hingegen mag sich erfreuen / daß sie ein so außbündiges Subjectum, welches der Unwissenheit ihrer Lehrer unter die Arme greiffen / und deren Reputation wieder auffrichten möge / gleichsahm als ein vom Himmel herab gefallenes Palladium, oder undurchdringliches Ancile und Schild der Götter erlanget / welcher wohl wehrt / daß man nicht allein unter die Professores einer ihrer berühmsten Academien / sondern wohl darüber als einen nie gnug zu preysenden Rectorem Magnificum setzen / und ja wohl / wohl / verwahren sollen; und zwarn solches um demehr / weilen man aus dessen heraußgegebenen sehr hertzigen Wercke / in specie aber dem davor angeheffteten sehr zier- und possierlichen Contrafait, mehr als zu viel abnehmen kan / daß der Herr Profes-

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        <p>Ich muß gestehen und bekennen / es hat die Catholische Kirche bey dem Verlust                      dieses so hoch erleuchteten wohlberittenen Kern-Theologi, ja Theologiae Lectoris                      ein grosses gelitten / die Augspurgische hingegen mag sich erfreuen / daß sie                      ein so außbündiges Subjectum, welches der Unwissenheit ihrer Lehrer unter die                      Arme greiffen / und deren Reputation wieder auffrichten möge / gleichsahm als                      ein vom Himmel herab gefallenes Palladium, oder undurchdringliches Ancile und                      Schild der Götter erlanget / welcher wohl wehrt / daß man nicht allein unter die                      Professores einer ihrer berühmsten Academien / sondern wohl darüber als einen                      nie gnug zu preysenden Rectorem Magnificum setzen / und ja wohl / wohl /                      verwahren sollen; und zwarn solches um demehr / weilen man aus dessen                      heraußgegebenen sehr hertzigen Wercke / in specie aber dem davor angeheffteten                      sehr zier- und possierlichen Contrafait, mehr als zu viel abnehmen kan / daß der                      Herr Profes-
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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/6>, abgerufen am 24.11.2024.