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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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nur allzugelinden lieben Landes-Vatter und Herrn habet / der sich vielmehr bemühet das böse im guten zu überwinden; Es würde euch an anderen Orten eine solche böse That nicht also ungestraffet hingehen: Klaget und beschweret euch nicht über euer Gewissen / als wann solches bey diesem Hochfl. Befehl Noht gelitten hätte; die Welt merckt und siehet besser / was euch zu dieser Bravade verleitet: Die Großmächtigste Königin in Spanien ist an ihrer Disgrace selber Schuld; Ich wolte es bey einem Haar errahten / wo sie angestossen; man hätte einem oder andern bellenden Hund mit einer guldenen Ketten an die Cantzel anlegen söllen; Ich dörffte wetten / es würde das ihr zu Ehren gewidmete Danckfest mit dem grössesten Applausu von der Welt vollenbracht worden seyn: Aber da man nur die liebe Armuht bedacht / und dieser armen Leute sich nicht auch königlich erinnert / so ist kein Wunder / daß man ihre Majestät deren billiges Ressentiment empfinden lassen / da sie sonsten vielleicht ihr zu Ehren nicht alleine eine viel herrlichere Dancksagung gehalten / sondern wohl gar eine Messe dazu gesungen hätten. Meine Herren / sie werden mir vielleichtdiesen Argwohn verübelen; Allein ich verweise sie auff das An. 1703 auff Tit. Herrn Johann Friderich Richtern / Pastorn in Melaune, Hochzeitfest im Druck publicirtes Ehren-Gedichte; Und glaube / solches werde meinen dißfalls habenden Scrupul legitimiren. Ich habe doch auch andere protestirende Prediger gekennet / und kenne sie noch / von deren Sittsamkeit und Bescheidenheit ich nichts als alles rühmliches sagen kan: Hildesheim selber hat mir davon zwey Beyspiel gegeben; Das erste zwarn bey hochseeligsten Hintritt Ihro Churfürstl. Durchl. MAXIMILIANI HENRICI Churfürsten zu Cölln und Bischoffen zu Hildesheim / da der damahliger Herr Superintendens von Brock demselben eine Lob-Predigt in Sanct Andreas Kirchen gehalten; Das andere aber / da bey hochseeligen Ableben des letzteren Bischoffen JODOCI EDMUNDI, Fürstl. Gnaden / wiederum der dasiger Superintendens Herr Doctor Riemer demselben cum applausu parentiret; und mit ihren so vorsichtig als dextre wohl vorher concertirten Concepten gewiesen / daß es ihnen am Verstande und gutem Judicio nicht gemangelt / einen Catholischen Bischoff / Priester und Landes-Fürsten dergestalt zu loben / daß darüber die Catholische zu frieden seyn / und die Lutheraner sich nicht beschweren können. Und wiewohl der letzterer auch seine Mißgönner und Lividos gehabt / so erweiset doch seine itzige in Hamburg führende Condouite, daß er sein Metier, nach seinen principiis verstehe / und bey denen darin vorgegangenen leichtfertigen Pfaffen-Lärmen die Hände unversehrt bewahren können. So fern nun diesen beyden / obberührter Ursachen halber / aller Ruhm eines discreten / friedsahmen Comportements, unter einer frembden Reli-

nur allzugelinden lieben Landes-Vatter und Herrn habet / der sich vielmehr bemühet das böse im guten zu überwinden; Es würde euch an anderen Orten eine solche böse That nicht also ungestraffet hingehen: Klaget und beschweret euch nicht über euer Gewissen / als wann solches bey diesem Hochfl. Befehl Noht gelitten hätte; die Welt merckt und siehet besser / was euch zu dieser Bravade verleitet: Die Großmächtigste Königin in Spanien ist an ihrer Disgrace selber Schuld; Ich wolte es bey einem Haar errahten / wo sie angestossen; man hätte einem oder andern bellenden Hund mit einer guldenen Ketten an die Cantzel anlegen söllen; Ich dörffte wetten / es würde das ihr zu Ehren gewidmete Danckfest mit dem grössesten Applausu von der Welt vollenbracht worden seyn: Aber da man nur die liebe Armuht bedacht / und dieser armen Leute sich nicht auch königlich erinnert / so ist kein Wunder / daß man ihre Majestät deren billiges Ressentiment empfinden lassen / da sie sonsten vielleicht ihr zu Ehren nicht alleine eine viel herrlichere Dancksagung gehalten / sondern wohl gar eine Messe dazu gesungen hätten. Meine Herren / sie werden mir vielleichtdiesen Argwohn verübelen; Allein ich verweise sie auff das An. 1703 auff Tit. Herrn Johann Friderich Richtern / Pastorn in Melaune, Hochzeitfest im Druck publicirtes Ehren-Gedichte; Und glaube / solches werde meinen dißfalls habenden Scrupul legitimiren. Ich habe doch auch andere protestirende Prediger gekennet / und kenne sie noch / von deren Sittsamkeit und Bescheidenheit ich nichts als alles rühmliches sagen kan: Hildesheim selber hat mir davon zwey Beyspiel gegeben; Das erste zwarn bey hochseeligsten Hintritt Ihro Churfürstl. Durchl. MAXIMILIANI HENRICI Churfürsten zu Cölln und Bischoffen zu Hildesheim / da der damahliger Herr Superintendens von Brock demselben eine Lob-Predigt in Sanct Andreas Kirchen gehalten; Das andere aber / da bey hochseeligen Ableben des letzteren Bischoffen JODOCI EDMUNDI, Fürstl. Gnaden / wiederum der dasiger Superintendens Herr Doctor Riemer demselben cum applausu parentiret; und mit ihren so vorsichtig als dextrè wohl vorher concertirten Concepten gewiesen / daß es ihnen am Verstande und gutem Judicio nicht gemangelt / einen Catholischen Bischoff / Priester und Landes-Fürsten dergestalt zu loben / daß darüber die Catholische zu frieden seyn / und die Lutheraner sich nicht beschweren können. Und wiewohl der letzterer auch seine Mißgönner und Lividos gehabt / so erweiset doch seine itzige in Hamburg führende Condouite, daß er sein Metier, nach seinen principiis verstehe / und bey denen darin vorgegangenen leichtfertigen Pfaffen-Lärmen die Hände unversehrt bewahren können. So fern nun diesen beyden / obberührter Ursachen halber / aller Ruhm eines discreten / friedsahmen Comportements, unter einer frembden Reli-

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[26/0026] nur allzugelinden lieben Landes-Vatter und Herrn habet / der sich vielmehr bemühet das böse im guten zu überwinden; Es würde euch an anderen Orten eine solche böse That nicht also ungestraffet hingehen: Klaget und beschweret euch nicht über euer Gewissen / als wann solches bey diesem Hochfl. Befehl Noht gelitten hätte; die Welt merckt und siehet besser / was euch zu dieser Bravade verleitet: Die Großmächtigste Königin in Spanien ist an ihrer Disgrace selber Schuld; Ich wolte es bey einem Haar errahten / wo sie angestossen; man hätte einem oder andern bellenden Hund mit einer guldenen Ketten an die Cantzel anlegen söllen; Ich dörffte wetten / es würde das ihr zu Ehren gewidmete Danckfest mit dem grössesten Applausu von der Welt vollenbracht worden seyn: Aber da man nur die liebe Armuht bedacht / und dieser armen Leute sich nicht auch königlich erinnert / so ist kein Wunder / daß man ihre Majestät deren billiges Ressentiment empfinden lassen / da sie sonsten vielleicht ihr zu Ehren nicht alleine eine viel herrlichere Dancksagung gehalten / sondern wohl gar eine Messe dazu gesungen hätten. Meine Herren / sie werden mir vielleichtdiesen Argwohn verübelen; Allein ich verweise sie auff das An. 1703 auff Tit. Herrn Johann Friderich Richtern / Pastorn in Melaune, Hochzeitfest im Druck publicirtes Ehren-Gedichte; Und glaube / solches werde meinen dißfalls habenden Scrupul legitimiren. Ich habe doch auch andere protestirende Prediger gekennet / und kenne sie noch / von deren Sittsamkeit und Bescheidenheit ich nichts als alles rühmliches sagen kan: Hildesheim selber hat mir davon zwey Beyspiel gegeben; Das erste zwarn bey hochseeligsten Hintritt Ihro Churfürstl. Durchl. MAXIMILIANI HENRICI Churfürsten zu Cölln und Bischoffen zu Hildesheim / da der damahliger Herr Superintendens von Brock demselben eine Lob-Predigt in Sanct Andreas Kirchen gehalten; Das andere aber / da bey hochseeligen Ableben des letzteren Bischoffen JODOCI EDMUNDI, Fürstl. Gnaden / wiederum der dasiger Superintendens Herr Doctor Riemer demselben cum applausu parentiret; und mit ihren so vorsichtig als dextrè wohl vorher concertirten Concepten gewiesen / daß es ihnen am Verstande und gutem Judicio nicht gemangelt / einen Catholischen Bischoff / Priester und Landes-Fürsten dergestalt zu loben / daß darüber die Catholische zu frieden seyn / und die Lutheraner sich nicht beschweren können. Und wiewohl der letzterer auch seine Mißgönner und Lividos gehabt / so erweiset doch seine itzige in Hamburg führende Condouite, daß er sein Metier, nach seinen principiis verstehe / und bey denen darin vorgegangenen leichtfertigen Pfaffen-Lärmen die Hände unversehrt bewahren können. So fern nun diesen beyden / obberührter Ursachen halber / aller Ruhm eines discreten / friedsahmen Comportements, unter einer frembden Reli-

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/26>, abgerufen am 24.11.2024.