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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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ner Apologie zwarn habe ihm bey seinen Ehren auffgegeben zu beweisen / daß kem rechtschaffener Catholischer Pfaffe seyn könne / er müsse dann bey aller Begebenheit huren / Item, daß die Capuciner Sodomiterey getrieben. Beyde Sachen / so er in seinen gedrückten Schmäh-Karten offentlich außgesprengt; Er hat solches Auffboht unbeantwortet angenommen / den ihm darüber zugeworffenen Stückeschelmes in den Busen gesteckt / und biß dato seine Anklage nicht behaupten können. Anjetzo offerire ihme eine nicht zu verachtende Summa Geldes / die weit über mein Vermögen gehet / und ich ihm gleichwohl / im Fall er die Warheit geschrieben / zu verschaffen willig und erbietig bin: förchte aber / er werde eben so wenig dieselbe einfordern / als das vorhergehende wahr machen können.

Nach dieser groben / so wohl mir als Patri DIONYSIO angedichteten Calumnie und Unwarheit / wollen wir nun weiter sehen / wie er mit denen andern seiner Rede nach unerschrockenen Papistischen Kern-Theologis umgehet. Die dreyfache Distinction des Meriti, scilicet de condigno, de congruo, & purae Conditionis, und die darüber geführte Außlegung ist der Mühe gewiß wehrt / daß man dieselbe absonderlich in acht nehme; wir wollen uns bemühen und zusehen / ob wir den Sinn dieses im Pabstum wohl ehe doppelt berittenen / auch Blum- und Kern-Lehrers in etwas erreichen konnen.

Herr Rempe / ihr wisset wohl / ich bin ein gemeiner unberittener Meß-Pfaffe; ich kan einen so hoch trabenden Theologischen Reuter / als ihr seyd / nicht so gleich assequiren und einholen; ihr werdet mirs ja nicht verübeln / wann ich Claritatis gratia euer von denen Kriegs-Generalen / Officireren und Stallbuben genommenes Simile ad captum meum folgender Gestalt applicire und außlege. Zum Exempel; Ein grosser Fürst hat einen feinen geschick- und grund gelahrten Mann / der in vielen Wissenschafften und Welt-Händeln erfahren / seinem Herrn mit langer treuer Bedienung und guten Raht auffgewartet / selbigen befordert er auff seiner Academie und Universität / und beehret ihn mit einer Professorat-Stelle; Dieses soll nach eurer Meinung Meritum de condigno seyn.

Eben derselbe aber gibt einem andern / der eben die Geschicklichkeit des ersten nicht hat / gleichwohl aber viel zu seines Herrn Dienst beygetragen / gleichfalls eine Professorat-Stelle; und dieses soll / nach eurer Gleichnüß Meritum de congruo seyn.

Wiederum; Derselbe Fürst / oder Herr verleihet eben dieselbe Ehren-Stelle einem abgestrichenen liederlichen Vaganten / der weiter nichts kan / als etwa mit Fabulen und Poetischen Grillen die Zeit verderben; und dieses soll nach euren Schul-Satz Meritum purae conditionis seyn: wäre also der

ner Apologie zwarn habe ihm bey seinen Ehren auffgegeben zu beweisen / daß kem rechtschaffener Catholischer Pfaffe seyn könne / er müsse dann bey aller Begebenheit huren / Item, daß die Capuciner Sodomiterey getrieben. Beyde Sachen / so er in seinen gedrückten Schmäh-Karten offentlich außgesprengt; Er hat solches Auffboht unbeantwortet angenommen / den ihm darüber zugeworffenen Stückeschelmes in den Busen gesteckt / und biß dato seine Anklage nicht behaupten können. Anjetzo offerire ihme eine nicht zu verachtende Summa Geldes / die weit über mein Vermögen gehet / und ich ihm gleichwohl / im Fall er die Warheit geschrieben / zu verschaffen willig und erbietig bin: förchte aber / er werde eben so wenig dieselbe einfordern / als das vorhergehende wahr machen können.

Nach dieser groben / so wohl mir als Patri DIONYSIO angedichteten Calumnie und Unwarheit / wollen wir nun weiter sehen / wie er mit denen andern seiner Rede nach unerschrockenen Papistischen Kern-Theologis umgehet. Die dreyfache Distinction des Meriti, scilicet de condigno, de congruo, & purae Conditionis, und die darüber geführte Außlegung ist der Mühe gewiß wehrt / daß man dieselbe absonderlich in acht nehme; wir wollen uns bemühen und zusehen / ob wir den Sinn dieses im Pabstum wohl ehe doppelt berittenen / auch Blum- und Kern-Lehrers in etwas erreichen konnen.

Herr Rempe / ihr wisset wohl / ich bin ein gemeiner unberittener Meß-Pfaffe; ich kan einen so hoch trabenden Theologischen Reuter / als ihr seyd / nicht so gleich assequiren und einholen; ihr werdet mirs ja nicht verübeln / wann ich Claritatis gratiâ euer von denen Kriegs-Generalen / Officireren und Stallbuben genommenes Simile ad captum meum folgender Gestalt applicire und außlege. Zum Exempel; Ein grosser Fürst hat einen feinen geschick- und grund gelahrten Mann / der in vielen Wissenschafften und Welt-Händeln erfahren / seinem Herrn mit langer treuer Bedienung und guten Raht auffgewartet / selbigen befordert er auff seiner Academie und Universität / und beehret ihn mit einer Professorat-Stelle; Dieses soll nach eurer Meinung Meritum de condigno seyn.

Eben derselbe aber gibt einem andern / der eben die Geschicklichkeit des ersten nicht hat / gleichwohl aber viel zu seines Herrn Dienst beygetragen / gleichfalls eine Professorat-Stelle; und dieses soll / nach eurer Gleichnüß Meritum de congruo seyn.

Wiederum; Derselbe Fürst / oder Herr verleihet eben dieselbe Ehren-Stelle einem abgestrichenen liederlichen Vaganten / der weiter nichts kan / als etwa mit Fabulen und Poëtischen Grillen die Zeit verderben; und dieses soll nach euren Schul-Satz Meritum purae conditionis seyn: wäre also der

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[10/0010] ner Apologie zwarn habe ihm bey seinen Ehren auffgegeben zu beweisen / daß kem rechtschaffener Catholischer Pfaffe seyn könne / er müsse dann bey aller Begebenheit huren / Item, daß die Capuciner Sodomiterey getrieben. Beyde Sachen / so er in seinen gedrückten Schmäh-Karten offentlich außgesprengt; Er hat solches Auffboht unbeantwortet angenommen / den ihm darüber zugeworffenen Stückeschelmes in den Busen gesteckt / und biß dato seine Anklage nicht behaupten können. Anjetzo offerire ihme eine nicht zu verachtende Summa Geldes / die weit über mein Vermögen gehet / und ich ihm gleichwohl / im Fall er die Warheit geschrieben / zu verschaffen willig und erbietig bin: förchte aber / er werde eben so wenig dieselbe einfordern / als das vorhergehende wahr machen können. Nach dieser groben / so wohl mir als Patri DIONYSIO angedichteten Calumnie und Unwarheit / wollen wir nun weiter sehen / wie er mit denen andern seiner Rede nach unerschrockenen Papistischen Kern-Theologis umgehet. Die dreyfache Distinction des Meriti, scilicet de condigno, de congruo, & purae Conditionis, und die darüber geführte Außlegung ist der Mühe gewiß wehrt / daß man dieselbe absonderlich in acht nehme; wir wollen uns bemühen und zusehen / ob wir den Sinn dieses im Pabstum wohl ehe doppelt berittenen / auch Blum- und Kern-Lehrers in etwas erreichen konnen. Herr Rempe / ihr wisset wohl / ich bin ein gemeiner unberittener Meß-Pfaffe; ich kan einen so hoch trabenden Theologischen Reuter / als ihr seyd / nicht so gleich assequiren und einholen; ihr werdet mirs ja nicht verübeln / wann ich Claritatis gratiâ euer von denen Kriegs-Generalen / Officireren und Stallbuben genommenes Simile ad captum meum folgender Gestalt applicire und außlege. Zum Exempel; Ein grosser Fürst hat einen feinen geschick- und grund gelahrten Mann / der in vielen Wissenschafften und Welt-Händeln erfahren / seinem Herrn mit langer treuer Bedienung und guten Raht auffgewartet / selbigen befordert er auff seiner Academie und Universität / und beehret ihn mit einer Professorat-Stelle; Dieses soll nach eurer Meinung Meritum de condigno seyn. Eben derselbe aber gibt einem andern / der eben die Geschicklichkeit des ersten nicht hat / gleichwohl aber viel zu seines Herrn Dienst beygetragen / gleichfalls eine Professorat-Stelle; und dieses soll / nach eurer Gleichnüß Meritum de congruo seyn. Wiederum; Derselbe Fürst / oder Herr verleihet eben dieselbe Ehren-Stelle einem abgestrichenen liederlichen Vaganten / der weiter nichts kan / als etwa mit Fabulen und Poëtischen Grillen die Zeit verderben; und dieses soll nach euren Schul-Satz Meritum purae conditionis seyn: wäre also der

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/10>, abgerufen am 26.04.2024.