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Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730.

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Historische Erklärung.

§. 1. Die zu unsern Zeiten mit grossem Nutzen der Geschichte ans Licht getretene Oesterreichische Scribenten versichern uns einhellig, daß Poppo, Ertz-Bischoff zu Trier, aus dem Geblüte der alten Marggrafen von Oesterreich, von seinem Bruder Leopoldo, als ihn die benachbarten Völcker bedrängten, ums Jahr Christi 1040. um Hülffe sey angeruffen worden, und seinen Anverwandten, Azonem, einen mächtigen und tapffern Herrn, mit einer starcken Ritterschafft dahin geschickt, der die Marggrafschafft Oesterreich von dem Einfall der fremden Völcker sieghafft befreyet, durch Marggrafen Leopoldum verheyrathet, und zum Land-Marschall und Erb-Schencken von Oesterreich erhoben worden.

§. 2. Seine Nachkommen waren die Freyherren von Künring, wie denn seine Enckel Hademarus und Adalbero, Freyherren von Künring, im Jahr Christi 1138. und 1159. das Kloster Zwettel gestifftet; des letztern Sohn, Hadmarus, starb im Jahr 1147. im Gelobten Lande, und verließ einen Sohn gleiches Namens, dem man den bey Wien im Jahr 1192. gefangenen König Richardum I. von Engeland in Verwahrung gegeben; dieser nennete sich zuerst einen Herrn von Lichtenstein, und ist des noch blühenden Durchlauchtigen Hauses Stamm-Vater worden.

§. 3. Unter seinen Nachkommen sind vornemlich anzuführen sein ältester Sohn, Henricus I. Freyherr von Lichtenstein, Land-Marschall von Oesterreich, der, als er nach dem Untergange seines Herrn, Friderici II. Hertzogs von Oesterreich und Steyermarck aus der Babenbergischen Linie, nebst andern Abgesandten beyder Länder einen vom Marggrafens Henrici Illustri zu Meissen Söhnen zum Regenten abholen solte, vom Könige in Böheim unter Wegens angehalten, und gezwungen worden, des-

Historische Erklärung.

§. 1. Die zu unsern Zeiten mit grossem Nutzen der Geschichte ans Licht getretene Oesterreichische Scribenten versichern uns einhellig, daß Poppo, Ertz-Bischoff zu Trier, aus dem Geblüte der alten Marggrafen von Oesterreich, von seinem Bruder Leopoldo, als ihn die benachbarten Völcker bedrängten, ums Jahr Christi 1040. um Hülffe sey angeruffen worden, und seinen Anverwandten, Azonem, einen mächtigen und tapffern Herrn, mit einer starcken Ritterschafft dahin geschickt, der die Marggrafschafft Oesterreich von dem Einfall der fremden Völcker sieghafft befreyet, durch Marggrafen Leopoldum verheyrathet, und zum Land-Marschall und Erb-Schencken von Oesterreich erhoben worden.

§. 2. Seine Nachkommen waren die Freyherren von Künring, wie denn seine Enckel Hademarus und Adalbero, Freyherren von Künring, im Jahr Christi 1138. und 1159. das Kloster Zwettel gestifftet; des letztern Sohn, Hadmarus, starb im Jahr 1147. im Gelobten Lande, und verließ einen Sohn gleiches Namens, dem man den bey Wien im Jahr 1192. gefangenen König Richardum I. von Engeland in Verwahrung gegeben; dieser nennete sich zuerst einen Herrn von Lichtenstein, und ist des noch blühenden Durchlauchtigen Hauses Stamm-Vater worden.

§. 3. Unter seinen Nachkommen sind vornemlich anzuführen sein ältester Sohn, Henricus I. Freyherr von Lichtenstein, Land-Marschall von Oesterreich, der, als er nach dem Untergange seines Herrn, Friderici II. Hertzogs von Oesterreich und Steyermarck aus der Babenbergischen Linie, nebst andern Abgesandten beyder Länder einen vom Marggrafens Henrici Illustri zu Meissen Söhnen zum Regenten abholen solte, vom Könige in Böheim unter Wegens angehalten, und gezwungen worden, des-

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[318/0338] Historische Erklärung. §. 1. Die zu unsern Zeiten mit grossem Nutzen der Geschichte ans Licht getretene Oesterreichische Scribenten versichern uns einhellig, daß Poppo, Ertz-Bischoff zu Trier, aus dem Geblüte der alten Marggrafen von Oesterreich, von seinem Bruder Leopoldo, als ihn die benachbarten Völcker bedrängten, ums Jahr Christi 1040. um Hülffe sey angeruffen worden, und seinen Anverwandten, Azonem, einen mächtigen und tapffern Herrn, mit einer starcken Ritterschafft dahin geschickt, der die Marggrafschafft Oesterreich von dem Einfall der fremden Völcker sieghafft befreyet, durch Marggrafen Leopoldum verheyrathet, und zum Land-Marschall und Erb-Schencken von Oesterreich erhoben worden. §. 2. Seine Nachkommen waren die Freyherren von Künring, wie denn seine Enckel Hademarus und Adalbero, Freyherren von Künring, im Jahr Christi 1138. und 1159. das Kloster Zwettel gestifftet; des letztern Sohn, Hadmarus, starb im Jahr 1147. im Gelobten Lande, und verließ einen Sohn gleiches Namens, dem man den bey Wien im Jahr 1192. gefangenen König Richardum I. von Engeland in Verwahrung gegeben; dieser nennete sich zuerst einen Herrn von Lichtenstein, und ist des noch blühenden Durchlauchtigen Hauses Stamm-Vater worden. §. 3. Unter seinen Nachkommen sind vornemlich anzuführen sein ältester Sohn, Henricus I. Freyherr von Lichtenstein, Land-Marschall von Oesterreich, der, als er nach dem Untergange seines Herrn, Friderici II. Hertzogs von Oesterreich und Steyermarck aus der Babenbergischen Linie, nebst andern Abgesandten beyder Länder einen vom Marggrafens Henrici Illustri zu Meissen Söhnen zum Regenten abholen solte, vom Könige in Böheim unter Wegens angehalten, und gezwungen worden, des-

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Zitationshilfe: Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/338>, abgerufen am 04.06.2024.