Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

rührung der Tasten der Sinne. Beide sind
gleich sicher, der lezte nothwendig allgemeiner.
Der Unterschied ist nur, daß im leztern
Fall das berührte Wesen die Empfindung gar
nicht gekannt hat, und sie für eine neue
Schöpfung hält. Vielleicht würde also eine
Nazional-Tracht die Bande der Teutschen
fester anziehen, mehr Gemein-Sinn schaffen
als eine neue Konstituzion von Papier. Viel-
leicht würde der Teutsche allmählig mehr
Werth darauf sezen, die Uniform einer gro-
ßen Nazion als eines einzelnen Hofs zu
tragen.

Vielleicht liegt ein großer Theil des
gänzlichen Mangels an public spirit,
an Einheit der Nazion darin, daß außer
der Sprache durchaus kein sinnliches Band
dieses Zusammenhangs mehr existirt.

ruͤhrung der Taſten der Sinne. Beide ſind
gleich ſicher, der lezte nothwendig allgemeiner.
Der Unterſchied iſt nur, daß im leztern
Fall das beruͤhrte Weſen die Empfindung gar
nicht gekannt hat, und ſie fuͤr eine neue
Schoͤpfung haͤlt. Vielleicht wuͤrde alſo eine
Nazional-Tracht die Bande der Teutſchen
feſter anziehen, mehr Gemein-Sinn ſchaffen
als eine neue Konſtituzion von Papier. Viel-
leicht wuͤrde der Teutſche allmaͤhlig mehr
Werth darauf ſezen, die Uniform einer gro-
ßen Nazion als eines einzelnen Hofs zu
tragen.

Vielleicht liegt ein großer Theil des
gaͤnzlichen Mangels an public spirit,
an Einheit der Nazion darin, daß außer
der Sprache durchaus kein ſinnliches Band
dieſes Zuſammenhangs mehr exiſtirt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="77"/>
ru&#x0364;hrung der Ta&#x017F;ten der Sinne. Beide &#x017F;ind<lb/>
gleich &#x017F;icher, der lezte nothwendig allgemeiner.<lb/>
Der Unter&#x017F;chied i&#x017F;t nur, daß im <hi rendition="#g">leztern</hi><lb/>
Fall das beru&#x0364;hrte We&#x017F;en die Empfindung gar<lb/>
nicht <hi rendition="#g">gekannt</hi> hat, und &#x017F;ie fu&#x0364;r eine neue<lb/>
Scho&#x0364;pfung ha&#x0364;lt. Vielleicht wu&#x0364;rde al&#x017F;o eine<lb/>
Nazional-Tracht die Bande der Teut&#x017F;chen<lb/>
fe&#x017F;ter anziehen, mehr Gemein-Sinn &#x017F;chaffen<lb/>
als eine neue Kon&#x017F;tituzion von Papier. Viel-<lb/>
leicht wu&#x0364;rde der Teut&#x017F;che allma&#x0364;hlig mehr<lb/>
Werth darauf &#x017F;ezen, die Uniform einer gro-<lb/>
ßen Nazion als eines einzelnen Hofs zu<lb/>
tragen.</p><lb/>
        <p>Vielleicht liegt ein großer Theil des<lb/>
ga&#x0364;nzlichen Mangels an <hi rendition="#aq">public spirit,</hi><lb/>
an Einheit der Nazion <hi rendition="#g">darin</hi>, daß außer<lb/>
der Sprache durchaus kein <hi rendition="#g">&#x017F;innliches</hi> Band<lb/>
die&#x017F;es Zu&#x017F;ammenhangs mehr exi&#x017F;tirt.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0089] ruͤhrung der Taſten der Sinne. Beide ſind gleich ſicher, der lezte nothwendig allgemeiner. Der Unterſchied iſt nur, daß im leztern Fall das beruͤhrte Weſen die Empfindung gar nicht gekannt hat, und ſie fuͤr eine neue Schoͤpfung haͤlt. Vielleicht wuͤrde alſo eine Nazional-Tracht die Bande der Teutſchen feſter anziehen, mehr Gemein-Sinn ſchaffen als eine neue Konſtituzion von Papier. Viel- leicht wuͤrde der Teutſche allmaͤhlig mehr Werth darauf ſezen, die Uniform einer gro- ßen Nazion als eines einzelnen Hofs zu tragen. Vielleicht liegt ein großer Theil des gaͤnzlichen Mangels an public spirit, an Einheit der Nazion darin, daß außer der Sprache durchaus kein ſinnliches Band dieſes Zuſammenhangs mehr exiſtirt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/89
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/89>, abgerufen am 21.11.2024.