Kant, eines Gluk, eines Mengs; für den Werth, Glied einer großen Familie zu seyn, in deren Schooße er wieder allein Stär- ke und Sicherheit findet, mit deren Strah- len sich das Jndividuum so gerne einfaßt, um seinen eignen subjektiven Werth zu erhöhen.
Am mächtigsten und wichtigsten muß dieß Gefühl dem Teutschen seyn, wenn er mit fremden Nazionen zusammen kommt, bei fremden Nazionen sich befindet, die die zahllose einzelne Nazionen Teutschlands oft kaum dem Namen nach kennen, bei denen kein Stempel als der teutsche gilt, bei denen nurdieser Achtung verschaffen kann.
Wahr ists, Teutschland hat aufgehört eine Nazion zu seyn; aber warum? -- Weil man rastlos strebte, alle Allgemeinheit der
Kant, eines Gluk, eines Mengs; fuͤr den Werth, Glied einer großen Familie zu ſeyn, in deren Schooße er wieder allein Staͤr- ke und Sicherheit findet, mit deren Strah- len ſich das Jndividuum ſo gerne einfaßt, um ſeinen eignen ſubjektiven Werth zu erhoͤhen.
Am maͤchtigſten und wichtigſten muß dieß Gefuͤhl dem Teutſchen ſeyn, wenn er mit fremden Nazionen zuſammen kommt, bei fremden Nazionen ſich befindet, die die zahlloſe einzelne Nazionen Teutſchlands oft kaum dem Namen nach kennen, bei denen kein Stempel als der teutſche gilt, bei denen nurdieſer Achtung verſchaffen kann.
Wahr iſts, Teutſchland hat aufgehoͤrt eine Nazion zu ſeyn; aber warum? — Weil man raſtlos ſtrebte, alle Allgemeinheit der
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Kant, eines Gluk, eines Mengs; fuͤr den
Werth, Glied einer großen Familie zu
ſeyn, in deren Schooße er wieder allein Staͤr-
ke und Sicherheit findet, mit deren Strah-
len ſich das Jndividuum ſo gerne einfaßt, um
ſeinen eignen ſubjektiven Werth zu erhoͤhen.
Am maͤchtigſten und wichtigſten muß
dieß Gefuͤhl dem Teutſchen ſeyn, wenn er
mit fremden Nazionen zuſammen kommt,
bei fremden Nazionen ſich befindet, die die
zahlloſe einzelne Nazionen Teutſchlands oft
kaum dem Namen nach kennen, bei denen
kein Stempel als der teutſche gilt, bei
denen nurdieſer Achtung verſchaffen kann.
Wahr iſts, Teutſchland hat aufgehoͤrt
eine Nazion zu ſeyn; aber warum? — Weil
man raſtlos ſtrebte, alle Allgemeinheit der
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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/87>, abgerufen am 23.07.2024.
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