Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

sind, nur neue Freuden-Quellen öffnen, nur
einen Reichthum neuer Empfindungen ent-
falten und pflegen. Vielleicht kann sie das
allmächtige Jnteresse der Neuheit und des
Wechsels nicht fesseln, aber doch nie Ueber-
druß erweken.

Die Liebe hat ihre physische und ihre
moralische Haushaltung. Jn beiden ist ein
großer Theil der teutschen Weiber fremd.
Und vielleicht würde Moralität und Fami-
lien-Glük sehr dabei gewinnen, wenn sie
diese Oekonomie studieren wollten. Auch die
keusche Freuden sinnlichen Genusses sind ei-
ner unendlichen Vermannichfaltigung fähig;
können in der Hand eines fühlenden und
liebenden Wesens, durch tausendfache Farben-
Mischung, immer neue Reize, immer neue
Anmuth, immer neues Jnteresse gewinnen.

ſind, nur neue Freuden-Quellen oͤffnen, nur
einen Reichthum neuer Empfindungen ent-
falten und pflegen. Vielleicht kann ſie das
allmaͤchtige Jntereſſe der Neuheit und des
Wechſels nicht feſſeln, aber doch nie Ueber-
druß erweken.

Die Liebe hat ihre phyſiſche und ihre
moraliſche Haushaltung. Jn beiden iſt ein
großer Theil der teutſchen Weiber fremd.
Und vielleicht wuͤrde Moralitaͤt und Fami-
lien-Gluͤk ſehr dabei gewinnen, wenn ſie
dieſe Oekonomie ſtudieren wollten. Auch die
keuſche Freuden ſinnlichen Genuſſes ſind ei-
ner unendlichen Vermannichfaltigung faͤhig;
koͤnnen in der Hand eines fuͤhlenden und
liebenden Weſens, durch tauſendfache Farben-
Miſchung, immer neue Reize, immer neue
Anmuth, immer neues Jntereſſe gewinnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="150"/>
&#x017F;ind, nur neue Freuden-Quellen o&#x0364;ffnen, nur<lb/>
einen Reichthum neuer Empfindungen ent-<lb/>
falten und pflegen. Vielleicht kann &#x017F;ie das<lb/>
allma&#x0364;chtige Jntere&#x017F;&#x017F;e der Neuheit und des<lb/>
Wech&#x017F;els nicht fe&#x017F;&#x017F;eln, aber doch nie Ueber-<lb/>
druß erweken.</p><lb/>
        <p>Die Liebe hat ihre phy&#x017F;i&#x017F;che und ihre<lb/>
morali&#x017F;che Haushaltung. Jn beiden i&#x017F;t ein<lb/>
großer Theil der teut&#x017F;chen Weiber fremd.<lb/>
Und vielleicht wu&#x0364;rde Moralita&#x0364;t und Fami-<lb/>
lien-Glu&#x0364;k &#x017F;ehr dabei gewinnen, wenn &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e Oekonomie &#x017F;tudieren wollten. Auch die<lb/>
keu&#x017F;che Freuden &#x017F;innlichen Genu&#x017F;&#x017F;es &#x017F;ind ei-<lb/>
ner unendlichen Vermannichfaltigung fa&#x0364;hig;<lb/>
ko&#x0364;nnen in der Hand eines fu&#x0364;hlenden und<lb/>
liebenden We&#x017F;ens, durch tau&#x017F;endfache Farben-<lb/>
Mi&#x017F;chung, immer neue Reize, immer neue<lb/>
Anmuth, immer neues Jntere&#x017F;&#x017F;e gewinnen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0162] ſind, nur neue Freuden-Quellen oͤffnen, nur einen Reichthum neuer Empfindungen ent- falten und pflegen. Vielleicht kann ſie das allmaͤchtige Jntereſſe der Neuheit und des Wechſels nicht feſſeln, aber doch nie Ueber- druß erweken. Die Liebe hat ihre phyſiſche und ihre moraliſche Haushaltung. Jn beiden iſt ein großer Theil der teutſchen Weiber fremd. Und vielleicht wuͤrde Moralitaͤt und Fami- lien-Gluͤk ſehr dabei gewinnen, wenn ſie dieſe Oekonomie ſtudieren wollten. Auch die keuſche Freuden ſinnlichen Genuſſes ſind ei- ner unendlichen Vermannichfaltigung faͤhig; koͤnnen in der Hand eines fuͤhlenden und liebenden Weſens, durch tauſendfache Farben- Miſchung, immer neue Reize, immer neue Anmuth, immer neues Jntereſſe gewinnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/162
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/162>, abgerufen am 02.05.2024.