mahl gleich auf einander, nemlich der Tisch des HErrn, und das sogenannte Liebs-Mahl. Die darzu ladeten, waren eine der reichist - und ansehnlichsten der Kirch; da dann auch Reich und Arme, ohne Unterscheid, gleich gültig un- ter einander speißten.
Die Art und Weis betreffend, bettete man zu erst, und zwar also nach Aussag Tertulliani: Ehe sie sich zu Tisch setzten, betteten sie zu- vor zu GOtt. Sie nahmen auch nicht meh- rer Tranck zu sich/ als denen nüchter und keuschen Christen erlaubt ist; sie sättigten sich nur also mit Speisen/ daß sie auch noch zu Nachts konnten GOtt anbetten; sie ergötz- ten sich auf eine solche Art mit Gespräch/ daß es auch der strenge Göttliche Richter hören dörffte. Es wurde auch, nicht nur al- lein Ehren halber, sondern, damit alles desto ruhiger und eingezogener ablauffe, auch der Bischoff darzu eingeladen. Also schreibt der Heil. Gregorius von Nazianz de vitae diffe- rent. Wann dieses Gastmahl der Liebe zu End gienge, machte man es also, wie der oben ange- zogene Tertullianus redet; Sie endigten die- ses Gastmahl auch mit dem Gebett; alsdann giengen sie von einander/ nicht zu allerhand Schwätz-Märckt und Heimgarten/ noch in zerschiedene Zusammenkünfften müßiger Leu- ten/ noch in verdächtige Schlupff-Winckel, sondern alle sorgten/ die Eingezogen - und Schamhafftigkeit an sich sehen zu lassen;
also
Unterricht
mahl gleich auf einander, nemlich der Tiſch des HErrn, und das ſogenannte Liebs-Mahl. Die darzu ladeten, waren eine der reichiſt – und anſehnlichſten der Kirch; da dann auch Reich und Arme, ohne Unterſcheid, gleich gültig un- ter einander ſpeißten.
Die Art und Weis betreffend, bettete man zu erſt, und zwar alſo nach Ausſag Tertulliani: Ehe ſie ſich zu Tiſch ſetzten, betteten ſie zu- vor zu GOtt. Sie nahmen auch nicht meh- rer Tranck zu ſich/ als denen nüchter und keuſchen Chriſten erlaubt iſt; ſie ſättigten ſich nur alſo mit Speiſen/ daß ſie auch noch zu Nachts konnten GOtt anbetten; ſie ergötz- ten ſich auf eine ſolche Art mit Geſpräch/ daß es auch der ſtrenge Göttliche Richter hören dörffte. Es wurde auch, nicht nur al- lein Ehren halber, ſondern, damit alles deſto ruhiger und eingezogener ablauffe, auch der Biſchoff darzu eingeladen. Alſo ſchreibt der Heil. Gregorius von Nazianz de vitæ diffe- rent. Wann dieſes Gaſtmahl der Liebe zu End gienge, machte man es alſo, wie der oben ange- zogene Tertullianus redet; Sie endigten die- ſes Gaſtmahl auch mit dem Gebett; alsdann giengen ſie von einander/ nicht zu allerhand Schwätz-Märckt und Heimgarten/ noch in zerſchiedene Zuſammenkünfften müßiger Leu- ten/ noch in verdächtige Schlupff-Winckel, ſondern alle ſorgten/ die Eingezogen – und Schamhafftigkeit an ſich ſehen zu laſſen;
alſo
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Unterricht
mahl gleich auf einander, nemlich der Tiſch des
HErrn, und das ſogenannte Liebs-Mahl. Die
darzu ladeten, waren eine der reichiſt – und
anſehnlichſten der Kirch; da dann auch Reich
und Arme, ohne Unterſcheid, gleich gültig un-
ter einander ſpeißten.
Die Art und Weis betreffend, bettete man
zu erſt, und zwar alſo nach Ausſag Tertulliani:
Ehe ſie ſich zu Tiſch ſetzten, betteten ſie zu-
vor zu GOtt. Sie nahmen auch nicht meh-
rer Tranck zu ſich/ als denen nüchter und
keuſchen Chriſten erlaubt iſt; ſie ſättigten ſich
nur alſo mit Speiſen/ daß ſie auch noch zu
Nachts konnten GOtt anbetten; ſie ergötz-
ten ſich auf eine ſolche Art mit Geſpräch/
daß es auch der ſtrenge Göttliche Richter
hören dörffte. Es wurde auch, nicht nur al-
lein Ehren halber, ſondern, damit alles deſto
ruhiger und eingezogener ablauffe, auch der
Biſchoff darzu eingeladen. Alſo ſchreibt der
Heil. Gregorius von Nazianz de vitæ diffe-
rent. Wann dieſes Gaſtmahl der Liebe zu End
gienge, machte man es alſo, wie der oben ange-
zogene Tertullianus redet; Sie endigten die-
ſes Gaſtmahl auch mit dem Gebett; alsdann
giengen ſie von einander/ nicht zu allerhand
Schwätz-Märckt und Heimgarten/ noch in
zerſchiedene Zuſammenkünfften müßiger Leu-
ten/ noch in verdächtige Schlupff-Winckel,
ſondern alle ſorgten/ die Eingezogen – und
Schamhafftigkeit an ſich ſehen zu laſſen;
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/371>, abgerufen am 22.07.2024.
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