weilen das eintzige Lamm den Hunger nicht tilgen konte. Das Brod ware ohngesäuert; und dieses sollen wir auch thun; das ist: An- fangs was geweichtes, sodann andere Speisen nüssen. In diesem Abend, nach geendigtem Gesatz-Mahl, hat der HErr dieses Allerheilig- ste Geheimnus eingesetzt.
Vierdter Unterricht. Warum der HErr dieses Geheim- nus Abends, und nicht in der Fruhe eingesetzt? und warum unsere Heil. Kirch die- ser Einsetzung nicht nachgefolgt, und auch Abends dieses Heil. Nachtmahl ausgespendet?
Auf den ersten Zweifel antwortet der Car- theuser Dionysius Summ. Fid. Or- thod. L. 4. ar. 99. §. 4. Er führt drey Ursachen an: Erstens weilen JEsus den fol- genden Tag von der Welt scheiden mußte, welche er bis dorthin samt seinen Jüngern ge- flohen. Zweytens/ gleichwie der Abend das End des Tages, also machte die Einsetzung dieses Allerheiligsten Geheimnus allen Sinn- bildern des alten Juden - Gesatzes ein Ende. Drittens/ damit er uns am Ende des Tags das letzte Andencken seiner Liebe hinterliesse, und es desto lebhaffter in unsere Gedächtnus
ein-
Unterricht
weilen das eintzige Lamm den Hunger nicht tilgen konte. Das Brod ware ohngeſäuert; und dieſes ſollen wir auch thun; das iſt: An- fangs was geweichtes, ſodann andere Speiſen nüſſen. In dieſem Abend, nach geendigtem Geſatz-Mahl, hat der HErr dieſes Allerheilig- ſte Geheimnus eingeſetzt.
Vierdter Unterricht. Warum der HErr dieſes Geheim- nus Abends, und nicht in der Fruhe eingeſetzt? und warum unſere Heil. Kirch die- ſer Einſetzung nicht nachgefolgt, und auch Abends dieſes Heil. Nachtmahl ausgeſpendet?
Auf den erſten Zweifel antwortet der Car- theuſer Dionyſius Summ. Fid. Or- thod. L. 4. ar. 99. §. 4. Er führt drey Urſachen an: Erſtens weilen JEſus den fol- genden Tag von der Welt ſcheiden mußte, welche er bis dorthin ſamt ſeinen Jüngern ge- flohen. Zweytens/ gleichwie der Abend das End des Tages, alſo machte die Einſetzung dieſes Allerheiligſten Geheimnus allen Sinn- bildern des alten Juden – Geſatzes ein Ende. Drittens/ damit er uns am Ende des Tags das letzte Andencken ſeiner Liebe hinterlieſſe, und es deſto lebhaffter in unſere Gedächtnus
ein-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0339"n="302"/><fwplace="top"type="header">Unterricht</fw><lb/>
weilen das eintzige Lamm den Hunger nicht<lb/>
tilgen konte. Das Brod ware ohngeſäuert;<lb/>
und dieſes ſollen wir auch thun; das iſt: An-<lb/>
fangs was geweichtes, ſodann andere Speiſen<lb/>
nüſſen. In dieſem Abend, nach geendigtem<lb/>
Geſatz-Mahl, hat der HErr dieſes Allerheilig-<lb/>ſte Geheimnus eingeſetzt.</p></div><lb/><divn="2"><head>Vierdter Unterricht.<lb/>
Warum der HErr dieſes Geheim-<lb/>
nus Abends, und nicht in der Fruhe<lb/>
eingeſetzt? und warum unſere Heil. Kirch die-<lb/>ſer Einſetzung nicht nachgefolgt, und auch<lb/>
Abends dieſes Heil. Nachtmahl<lb/>
ausgeſpendet?</head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>uf den erſten Zweifel antwortet der <hirendition="#aq">Car-<lb/>
theuſer Dionyſius Summ. Fid. Or-<lb/>
thod. L. 4. ar.</hi> 99. §. 4. Er führt drey<lb/>
Urſachen an: <hirendition="#fr">Erſtens</hi> weilen JEſus den fol-<lb/>
genden Tag von der Welt ſcheiden mußte,<lb/>
welche er bis dorthin ſamt ſeinen Jüngern ge-<lb/>
flohen. <hirendition="#fr">Zweytens</hi>/ gleichwie der Abend das<lb/>
End des Tages, alſo machte die Einſetzung<lb/>
dieſes Allerheiligſten Geheimnus allen Sinn-<lb/>
bildern des alten Juden – Geſatzes ein Ende.<lb/><hirendition="#fr">Drittens</hi>/ damit er uns am Ende des Tags<lb/>
das letzte Andencken ſeiner Liebe hinterlieſſe,<lb/>
und es deſto lebhaffter in unſere Gedächtnus<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0339]
Unterricht
weilen das eintzige Lamm den Hunger nicht
tilgen konte. Das Brod ware ohngeſäuert;
und dieſes ſollen wir auch thun; das iſt: An-
fangs was geweichtes, ſodann andere Speiſen
nüſſen. In dieſem Abend, nach geendigtem
Geſatz-Mahl, hat der HErr dieſes Allerheilig-
ſte Geheimnus eingeſetzt.
Vierdter Unterricht.
Warum der HErr dieſes Geheim-
nus Abends, und nicht in der Fruhe
eingeſetzt? und warum unſere Heil. Kirch die-
ſer Einſetzung nicht nachgefolgt, und auch
Abends dieſes Heil. Nachtmahl
ausgeſpendet?
Auf den erſten Zweifel antwortet der Car-
theuſer Dionyſius Summ. Fid. Or-
thod. L. 4. ar. 99. §. 4. Er führt drey
Urſachen an: Erſtens weilen JEſus den fol-
genden Tag von der Welt ſcheiden mußte,
welche er bis dorthin ſamt ſeinen Jüngern ge-
flohen. Zweytens/ gleichwie der Abend das
End des Tages, alſo machte die Einſetzung
dieſes Allerheiligſten Geheimnus allen Sinn-
bildern des alten Juden – Geſatzes ein Ende.
Drittens/ damit er uns am Ende des Tags
das letzte Andencken ſeiner Liebe hinterlieſſe,
und es deſto lebhaffter in unſere Gedächtnus
ein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/339>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.