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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
nicht getroffen, sondern er ware auch frisch
und gesund.

Vor allen anderen aber haben sich in der
heiligen Andacht zu dem Hochwürdigen Gut
die Oesterreichische Welt-Häupter des teut-
schen Römer-Reichs hervor gethan.
Er-
stens der Graf Rudolphus von Habspurg/
jener Allerdurchlauchtigste Grundstein des Oe-
sterreichischen Hauses.
Als Rudolphus auf
der Jagd einen Priester antraffe, so zu Fuß
dieses Allerheiligste Liebs-Geheimnus Göttli-
cher Wunder-Gnaden zu einem Krancken
tragte, stiege er von dem Pferd ab, und aner-
botte es dem Gesalbten des HErrn; er aber
begleitete es zu Fuß bis an das bestimmte Ort.
Nachmals folgte er dem geistlichen Seelsor-
ger in die Kirch zuruck, und schenckte ihme das
Pferd; weil er sich unwürdig schätzte, auf sel-
bes mehr zu sitzen, welches schon den König al-
ler Königen getragen. Bald darauf sagte ih-
me eine fromme Dienerin GOttes, welche da-
mahls in Ruhm und Ruff der Heiligkeit ge-
lebt, vor, daß er wegen einer so Helden-Tu-
gend nach neun Monath werde zu hohen Ehren
gelangen. Es strichen neun Monath vorbey,
und wolte sich noch nichts zeigen. Endlichen
wurde er wunderbarlicher Weis zum Römi-
schen König, und also auf den Kayserl. Thron
erhoben. Justus Lipsius, Monit. Polit. c. 2.

Der ohnvergleichliche und gottsförchtige
Kayser Ferdinandus, der Zweyte dieses Nah-

mens,

Betrachtungen
nicht getroffen, ſondern er ware auch friſch
und geſund.

Vor allen anderen aber haben ſich in der
heiligen Andacht zu dem Hochwürdigen Gut
die Oeſterreichiſche Welt-Häupter des teut-
ſchen Römer-Reichs hervor gethan.
Er-
ſtens der Graf Rudolphus von Habſpurg/
jener Allerdurchlauchtigſte Grundſtein des Oe-
ſterreichiſchen Hauſes.
Als Rudolphus auf
der Jagd einen Prieſter antraffe, ſo zu Fuß
dieſes Allerheiligſte Liebs-Geheimnus Göttli-
cher Wunder-Gnaden zu einem Krancken
tragte, ſtiege er von dem Pferd ab, und aner-
botte es dem Geſalbten des HErrn; er aber
begleitete es zu Fuß bis an das beſtimmte Ort.
Nachmals folgte er dem geiſtlichen Seelſor-
ger in die Kirch zuruck, und ſchenckte ihme das
Pferd; weil er ſich unwürdig ſchätzte, auf ſel-
bes mehr zu ſitzen, welches ſchon den König al-
ler Königen getragen. Bald darauf ſagte ih-
me eine fromme Dienerin GOttes, welche da-
mahls in Ruhm und Ruff der Heiligkeit ge-
lebt, vor, daß er wegen einer ſo Helden-Tu-
gend nach neun Monath werde zu hohen Ehren
gelangen. Es ſtrichen neun Monath vorbey,
und wolte ſich noch nichts zeigen. Endlichen
wurde er wunderbarlicher Weis zum Römi-
ſchen König, und alſo auf den Kayſerl. Thron
erhoben. Juſtus Lipſius, Monit. Polit. c. 2.

Der ohnvergleichliche und gottsförchtige
Kayſer Ferdinandus, der Zweyte dieſes Nah-

mens,
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[266/0303] Betrachtungen nicht getroffen, ſondern er ware auch friſch und geſund. Vor allen anderen aber haben ſich in der heiligen Andacht zu dem Hochwürdigen Gut die Oeſterreichiſche Welt-Häupter des teut- ſchen Römer-Reichs hervor gethan. Er- ſtens der Graf Rudolphus von Habſpurg/ jener Allerdurchlauchtigſte Grundſtein des Oe- ſterreichiſchen Hauſes. Als Rudolphus auf der Jagd einen Prieſter antraffe, ſo zu Fuß dieſes Allerheiligſte Liebs-Geheimnus Göttli- cher Wunder-Gnaden zu einem Krancken tragte, ſtiege er von dem Pferd ab, und aner- botte es dem Geſalbten des HErrn; er aber begleitete es zu Fuß bis an das beſtimmte Ort. Nachmals folgte er dem geiſtlichen Seelſor- ger in die Kirch zuruck, und ſchenckte ihme das Pferd; weil er ſich unwürdig ſchätzte, auf ſel- bes mehr zu ſitzen, welches ſchon den König al- ler Königen getragen. Bald darauf ſagte ih- me eine fromme Dienerin GOttes, welche da- mahls in Ruhm und Ruff der Heiligkeit ge- lebt, vor, daß er wegen einer ſo Helden-Tu- gend nach neun Monath werde zu hohen Ehren gelangen. Es ſtrichen neun Monath vorbey, und wolte ſich noch nichts zeigen. Endlichen wurde er wunderbarlicher Weis zum Römi- ſchen König, und alſo auf den Kayſerl. Thron erhoben. Juſtus Lipſius, Monit. Polit. c. 2. Der ohnvergleichliche und gottsförchtige Kayſer Ferdinandus, der Zweyte dieſes Nah- mens,

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/303>, abgerufen am 22.07.2024.