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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen

Gleichwie nun der Umgäng viel allezeit ge-
halten worden, und annoch werden, wer kan
anjetzo zweiflen, daß unter solchen jene die vor-
nehmste, da GOtt und Mensch in dem Hoch-
würdigen Gut
mit herum getragen wird? und
wenn einstens der grosse König David vor
dem Bunds-Laden, so nur ein Sinnbild dieses
Göttlichen Geheimnus ware, sich verdemüthi-
get, ja vor Freuden gar darvor hergedantzt,
und zu der, ihne spottenden Michol gesprochen,
2. Reg. 6. v. 22. Ich will in das künfftige
noch verächtlicher werden/ als bishero; und
wird also demüthig seyn vor meinen Augen;

was solten nicht wir thun, wie brinneyfrig sol-
te nicht unsere Andacht seyn, da wir in solchen
Umgängen die lebendige Bunds-Laden, GOtt
selbst bekleiden?

Was Allerdurchlauchtigstes Beyspihl haben
uns hierinnnen nicht gegeben Durchlauchtigste
Beherrscher gantzer Königreich und Ländereyen?
Der Heil. Pabst Pius, dieses Nahmens, der
Fünffte, wenn er das Hochwürdige Gut herum
tragte, pflegte unterweilen solches mit blossen
Füssen zu thun; ja es gläntzte ein solcher An-
dachts-Geist aus seinem heiligen Angesicht, der
so gar die Zäher aus denen Augen der Gegen-
wärtigen hervor getrieben. König Ferdinan-
dus,
jene edle Zierde des Allerdurchlauchtigsten
Kayser-Hauses Oesterreich/ wohnte allen Um-
gängen in der Gnaden-Wochen des zarten
Fronleichnams bey, und zwar nach heiligem

Gesatz
Betrachtungen

Gleichwie nun der Umgäng viel allezeit ge-
halten worden, und annoch werden, wer kan
anjetzo zweiflen, daß unter ſolchen jene die vor-
nehmſte, da GOtt und Menſch in dem Hoch-
würdigen Gut
mit herum getragen wird? und
wenn einſtens der groſſe König David vor
dem Bunds-Laden, ſo nur ein Sinnbild dieſes
Göttlichen Geheimnus ware, ſich verdemüthi-
get, ja vor Freuden gar darvor hergedantzt,
und zu der, ihne ſpottenden Michol geſprochen,
2. Reg. 6. v. 22. Ich will in das künfftige
noch verächtlicher werden/ als bishero; und
wird alſo demüthig ſeyn vor meinen Augen;

was ſolten nicht wir thun, wie brinneyfrig ſol-
te nicht unſere Andacht ſeyn, da wir in ſolchen
Umgängen die lebendige Bunds-Laden, GOtt
ſelbſt bekleiden?

Was Allerdurchlauchtigſtes Beyſpihl haben
uns hierinnnen nicht gegeben Durchlauchtigſte
Beherrſcher gantzer Königreich und Ländereyen?
Der Heil. Pabſt Pius, dieſes Nahmens, der
Fünffte, wenn er das Hochwürdige Gut herum
tragte, pflegte unterweilen ſolches mit bloſſen
Füſſen zu thun; ja es gläntzte ein ſolcher An-
dachts-Geiſt aus ſeinem heiligen Angeſicht, der
ſo gar die Zäher aus denen Augen der Gegen-
wärtigen hervor getrieben. König Ferdinan-
dus,
jene edle Zierde des Allerdurchlauchtigſten
Kayſer-Hauſes Oeſterreich/ wohnte allen Um-
gängen in der Gnaden-Wochen des zarten
Fronleichnams bey, und zwar nach heiligem

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[260/0297] Betrachtungen Gleichwie nun der Umgäng viel allezeit ge- halten worden, und annoch werden, wer kan anjetzo zweiflen, daß unter ſolchen jene die vor- nehmſte, da GOtt und Menſch in dem Hoch- würdigen Gut mit herum getragen wird? und wenn einſtens der groſſe König David vor dem Bunds-Laden, ſo nur ein Sinnbild dieſes Göttlichen Geheimnus ware, ſich verdemüthi- get, ja vor Freuden gar darvor hergedantzt, und zu der, ihne ſpottenden Michol geſprochen, 2. Reg. 6. v. 22. Ich will in das künfftige noch verächtlicher werden/ als bishero; und wird alſo demüthig ſeyn vor meinen Augen; was ſolten nicht wir thun, wie brinneyfrig ſol- te nicht unſere Andacht ſeyn, da wir in ſolchen Umgängen die lebendige Bunds-Laden, GOtt ſelbſt bekleiden? Was Allerdurchlauchtigſtes Beyſpihl haben uns hierinnnen nicht gegeben Durchlauchtigſte Beherrſcher gantzer Königreich und Ländereyen? Der Heil. Pabſt Pius, dieſes Nahmens, der Fünffte, wenn er das Hochwürdige Gut herum tragte, pflegte unterweilen ſolches mit bloſſen Füſſen zu thun; ja es gläntzte ein ſolcher An- dachts-Geiſt aus ſeinem heiligen Angeſicht, der ſo gar die Zäher aus denen Augen der Gegen- wärtigen hervor getrieben. König Ferdinan- dus, jene edle Zierde des Allerdurchlauchtigſten Kayſer-Hauſes Oeſterreich/ wohnte allen Um- gängen in der Gnaden-Wochen des zarten Fronleichnams bey, und zwar nach heiligem Geſatz

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/297>, abgerufen am 22.11.2024.