Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
Wunder- und Gnaden-Geheimnus betten. Da
genüssen wir die Gnaden-reiche Gegenwart
GOttes unter denen Geheimnus-vollen
Brods-Gestalten; also zwar, daß wir billich
mit Petro vor dem erklärten Heyland auf dem
Berg Thabor aufruffen können: HErr! es
ist gut/ daß wir da seyen!
Lucae 9. v. 33.
Und wo könnte eine Seel, die GOtt liebt, bes-
ser und vergnügter seyn, als in Gegenwart ih-
res GOttes, als dem eintzigen Gegenwurff ih-
rer Liebe? Wo kan sie hoffen, daß ihre Bitten
ehender, und leichter erhört werden, als, wo
GOtt auf dem Gnaden-Ort seiner Geheim-
nus-vollen Herrlichkeit verklärt sitzt, und allda
zu lauter Gnaden einladet? Hier ist gut woh-
nen!
Seye es, daß er da unter dem weissen
Vorhang der Brods-Gestalten verhüllet; dar-
durch wird unser Verlangen, ihne zu sehen,
nur mehrer entzündet. Zudeme siht er jedoch
nur gar zu wohl daselbst unsere Dienst, erhört
unser Gebett, und durchdringet die verborgni-
ste Anmuthungen unsers Hertzens. Cant. 2.
Siehe! er steht hinter der Wand/ er siht
durch das Fenster/ und siht durch das Git-
ter herab.
Wir sehen ihne auch mit dem zwar
ansonst duncklen, hier jedoch mehr aufgeheiter-
tem Licht des heiligen wahren Glaubens, mit
dem innern Aug des Hertzens und Verstands,
welches Bernardus ein liebendes Aug nennt.
Und, obwohlen er unsern Sinnen allhier ver-
borgen, hören wir doch in dem innersten Ge-

mach

Von dem H. Altars-Sacrament.
Wunder- und Gnaden-Geheimnus betten. Da
genüſſen wir die Gnaden-reiche Gegenwart
GOttes unter denen Geheimnus-vollen
Brods-Geſtalten; alſo zwar, daß wir billich
mit Petro vor dem erklärten Heyland auf dem
Berg Thabor aufruffen können: HErr! es
iſt gut/ daß wir da ſeyen!
Lucæ 9. v. 33.
Und wo könnte eine Seel, die GOtt liebt, beſ-
ſer und vergnügter ſeyn, als in Gegenwart ih-
res GOttes, als dem eintzigen Gegenwurff ih-
rer Liebe? Wo kan ſie hoffen, daß ihre Bitten
ehender, und leichter erhört werden, als, wo
GOtt auf dem Gnaden-Ort ſeiner Geheim-
nus-vollen Herrlichkeit verklärt ſitzt, und allda
zu lauter Gnaden einladet? Hier iſt gut woh-
nen!
Seye es, daß er da unter dem weiſſen
Vorhang der Brods-Geſtalten verhüllet; dar-
durch wird unſer Verlangen, ihne zu ſehen,
nur mehrer entzündet. Zudeme ſiht er jedoch
nur gar zu wohl daſelbſt unſere Dienſt, erhört
unſer Gebett, und durchdringet die verborgni-
ſte Anmuthungen unſers Hertzens. Cant. 2.
Siehe! er ſteht hinter der Wand/ er ſiht
durch das Fenſter/ und ſiht durch das Git-
ter herab.
Wir ſehen ihne auch mit dem zwar
anſonſt duncklen, hier jedoch mehr aufgeheiter-
tem Licht des heiligen wahren Glaubens, mit
dem innern Aug des Hertzens und Verſtands,
welches Bernardus ein liebendes Aug nennt.
Und, obwohlen er unſern Sinnen allhier ver-
borgen, hören wir doch in dem innerſten Ge-

mach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="235"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
Wunder- und Gnaden-Geheimnus betten. Da<lb/>
genü&#x017F;&#x017F;en wir die Gnaden-reiche Gegenwart<lb/>
GOttes unter denen Geheimnus-vollen<lb/>
Brods-Ge&#x017F;talten; al&#x017F;o zwar, daß wir billich<lb/>
mit <hi rendition="#aq">Petro</hi> vor dem erklärten Heyland auf dem<lb/>
Berg <hi rendition="#fr">Thabor</hi> aufruffen können: <hi rendition="#fr">HErr! es<lb/>
i&#x017F;t gut/ daß wir da &#x017F;eyen!</hi> <hi rendition="#aq">Lucæ 9. v.</hi> 33.<lb/>
Und wo könnte eine Seel, die GOtt liebt, be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und vergnügter &#x017F;eyn, als in Gegenwart ih-<lb/>
res GOttes, als dem eintzigen Gegenwurff ih-<lb/>
rer Liebe? Wo kan &#x017F;ie hoffen, daß ihre Bitten<lb/>
ehender, und leichter erhört werden, als, wo<lb/>
GOtt auf dem Gnaden-Ort &#x017F;einer Geheim-<lb/>
nus-vollen Herrlichkeit verklärt &#x017F;itzt, und allda<lb/>
zu lauter Gnaden einladet? <hi rendition="#fr">Hier i&#x017F;t gut woh-<lb/>
nen!</hi> Seye es, daß er da unter dem wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Vorhang der Brods-Ge&#x017F;talten verhüllet; dar-<lb/>
durch wird un&#x017F;er Verlangen, ihne zu &#x017F;ehen,<lb/>
nur mehrer entzündet. Zudeme &#x017F;iht er jedoch<lb/>
nur gar zu wohl da&#x017F;elb&#x017F;t un&#x017F;ere Dien&#x017F;t, erhört<lb/>
un&#x017F;er Gebett, und durchdringet die verborgni-<lb/>
&#x017F;te Anmuthungen un&#x017F;ers Hertzens. <hi rendition="#aq">Cant.</hi> 2.<lb/><hi rendition="#fr">Siehe! er &#x017F;teht hinter der Wand/ er &#x017F;iht<lb/>
durch das Fen&#x017F;ter/ und &#x017F;iht durch das Git-<lb/>
ter herab.</hi> Wir &#x017F;ehen ihne auch mit dem zwar<lb/>
an&#x017F;on&#x017F;t duncklen, hier jedoch mehr aufgeheiter-<lb/>
tem Licht des heiligen wahren Glaubens, mit<lb/>
dem innern Aug des Hertzens und Ver&#x017F;tands,<lb/>
welches <hi rendition="#aq">Bernardus</hi> ein <hi rendition="#fr">liebendes</hi> Aug nennt.<lb/>
Und, obwohlen er un&#x017F;ern Sinnen allhier ver-<lb/>
borgen, hören wir doch in dem inner&#x017F;ten Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0272] Von dem H. Altars-Sacrament. Wunder- und Gnaden-Geheimnus betten. Da genüſſen wir die Gnaden-reiche Gegenwart GOttes unter denen Geheimnus-vollen Brods-Geſtalten; alſo zwar, daß wir billich mit Petro vor dem erklärten Heyland auf dem Berg Thabor aufruffen können: HErr! es iſt gut/ daß wir da ſeyen! Lucæ 9. v. 33. Und wo könnte eine Seel, die GOtt liebt, beſ- ſer und vergnügter ſeyn, als in Gegenwart ih- res GOttes, als dem eintzigen Gegenwurff ih- rer Liebe? Wo kan ſie hoffen, daß ihre Bitten ehender, und leichter erhört werden, als, wo GOtt auf dem Gnaden-Ort ſeiner Geheim- nus-vollen Herrlichkeit verklärt ſitzt, und allda zu lauter Gnaden einladet? Hier iſt gut woh- nen! Seye es, daß er da unter dem weiſſen Vorhang der Brods-Geſtalten verhüllet; dar- durch wird unſer Verlangen, ihne zu ſehen, nur mehrer entzündet. Zudeme ſiht er jedoch nur gar zu wohl daſelbſt unſere Dienſt, erhört unſer Gebett, und durchdringet die verborgni- ſte Anmuthungen unſers Hertzens. Cant. 2. Siehe! er ſteht hinter der Wand/ er ſiht durch das Fenſter/ und ſiht durch das Git- ter herab. Wir ſehen ihne auch mit dem zwar anſonſt duncklen, hier jedoch mehr aufgeheiter- tem Licht des heiligen wahren Glaubens, mit dem innern Aug des Hertzens und Verſtands, welches Bernardus ein liebendes Aug nennt. Und, obwohlen er unſern Sinnen allhier ver- borgen, hören wir doch in dem innerſten Ge- mach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/272
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/272>, abgerufen am 22.11.2024.