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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
die Gleißner des wahren Christenthums hän-
gen, verabscheuet er. Die Juden creutzigten
ihne; weilen sie ihne nicht gäntzlich erkannt;
wie die Schrifft redet. Hingegen die gottlose
Creutzigung, so die böse Maul- und Affter-
Christen mit ihme in dem Allerheiligsten Al-
tars-Geheimnuß vornehmen, wird an seinem
verherrlichten, ohnsterblich-ohnleidentlichen al-
lerheiligsten Leib sittlicher Weis vollbracht;
Und eben darum haltet sie in sich eine grössere
Verachtung.... Diesem kommt noch bey
die gröste Unbild, welche JEsu mit unwürdi-
ger Empfahung angethan wird; da er gezwun-
gen wird zu seyn, bey wem? bey dem Sün-
der, welcher wegen seinen Sünden dem Teufel
gleicht. Also sagt der Heyland zu Juda/ da
er der erste, und das erstemal unwürdig GOtt
genossen: Einer aus euch ist ein Teufel. Was
grosse Unbild für GOtt ist dieses nicht! wenn
er nicht gestattet, daß die aufrührische Engel
nicht einmal einen eintzigen Augenblick bey ih-
me im himmlischen Paradeyß verbleiben sol-
ten, wie wird er dann ertragen, bey dem Sün-
der im Hertzen zu seyn? Eine ohnendliche Rei-
nigkeit solte mitten unter dem Wust der Sün-
den wohnen? O GOtt! was Schand! O
wie ist mir um das Hertz, wenn ich an mein
Gottsschänderische GOttes-Nüssungen geden-
cke! O GOtt! was habe ich gethan? O mein
JESU! wie offt ist an mir der Spruch des
Heil. Matthaei am 26. wahr worden: Der

Sohn

Betrachtungen
die Gleißner des wahren Chriſtenthums hän-
gen, verabſcheuet er. Die Juden creutzigten
ihne; weilen ſie ihne nicht gäntzlich erkannt;
wie die Schrifft redet. Hingegen die gottloſe
Creutzigung, ſo die böſe Maul- und Affter-
Chriſten mit ihme in dem Allerheiligſten Al-
tars-Geheimnuß vornehmen, wird an ſeinem
verherrlichten, ohnſterblich-ohnleidentlichen al-
lerheiligſten Leib ſittlicher Weis vollbracht;
Und eben darum haltet ſie in ſich eine gröſſere
Verachtung.... Dieſem kommt noch bey
die gröſte Unbild, welche JEſu mit unwürdi-
ger Empfahung angethan wird; da er gezwun-
gen wird zu ſeyn, bey wem? bey dem Sün-
der, welcher wegen ſeinen Sünden dem Teufel
gleicht. Alſo ſagt der Heyland zu Juda/ da
er der erſte, und das erſtemal unwürdig GOtt
genoſſen: Einer aus euch iſt ein Teufel. Was
groſſe Unbild für GOtt iſt dieſes nicht! wenn
er nicht geſtattet, daß die aufrühriſche Engel
nicht einmal einen eintzigen Augenblick bey ih-
me im himmliſchen Paradeyß verbleiben ſol-
ten, wie wird er dann ertragen, bey dem Sün-
der im Hertzen zu ſeyn? Eine ohnendliche Rei-
nigkeit ſolte mitten unter dem Wuſt der Sün-
den wohnen? O GOtt! was Schand! O
wie iſt mir um das Hertz, wenn ich an mein
Gottsſchänderiſche GOttes-Nüſſungen geden-
cke! O GOtt! was habe ich gethan? O mein
JESU! wie offt iſt an mir der Spruch des
Heil. Matthæi am 26. wahr worden: Der

Sohn
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[190/0227] Betrachtungen die Gleißner des wahren Chriſtenthums hän- gen, verabſcheuet er. Die Juden creutzigten ihne; weilen ſie ihne nicht gäntzlich erkannt; wie die Schrifft redet. Hingegen die gottloſe Creutzigung, ſo die böſe Maul- und Affter- Chriſten mit ihme in dem Allerheiligſten Al- tars-Geheimnuß vornehmen, wird an ſeinem verherrlichten, ohnſterblich-ohnleidentlichen al- lerheiligſten Leib ſittlicher Weis vollbracht; Und eben darum haltet ſie in ſich eine gröſſere Verachtung.... Dieſem kommt noch bey die gröſte Unbild, welche JEſu mit unwürdi- ger Empfahung angethan wird; da er gezwun- gen wird zu ſeyn, bey wem? bey dem Sün- der, welcher wegen ſeinen Sünden dem Teufel gleicht. Alſo ſagt der Heyland zu Juda/ da er der erſte, und das erſtemal unwürdig GOtt genoſſen: Einer aus euch iſt ein Teufel. Was groſſe Unbild für GOtt iſt dieſes nicht! wenn er nicht geſtattet, daß die aufrühriſche Engel nicht einmal einen eintzigen Augenblick bey ih- me im himmliſchen Paradeyß verbleiben ſol- ten, wie wird er dann ertragen, bey dem Sün- der im Hertzen zu ſeyn? Eine ohnendliche Rei- nigkeit ſolte mitten unter dem Wuſt der Sün- den wohnen? O GOtt! was Schand! O wie iſt mir um das Hertz, wenn ich an mein Gottsſchänderiſche GOttes-Nüſſungen geden- cke! O GOtt! was habe ich gethan? O mein JESU! wie offt iſt an mir der Spruch des Heil. Matthæi am 26. wahr worden: Der Sohn

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/227>, abgerufen am 24.11.2024.