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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
HErrn hinzu tretten. Ach! wie beschämt mich
dieses nicht! wenn der zarte Fronleichnam zur
Heiligmachung der Seelen beytragt, und zur
Verbesserung der Sitten, wie ist es dann mög-
lich, daß ich nach so offt wiederholtem Genuß
dannoch nicht frömmer werde? Keine Laster
verbessere, keine böse Gewohnheiten austilge,
ja nur noch ärger werde? Ach! mich Elenden!
der ich mich offt nicht genugsam halten kan an
dem Tag selbst, an deme ich den HErrn nüsse!
Ein leeres Geschirr, in deme was von Imber,
oder Muscatnus gelegen, riecht wenigstens
noch einen Tag davon; und ich, nachdeme ich
GOtt selbsten empfangen, der ohnendlich hei-
lig ist, weiß, und kan, oder will mich nicht ein-
mahl einen Tag so verhalten, daß meine Sinn,
und Sitten einige Spuhr des gegenwärtigen
Heylands nach sich lassen? O Schand, O
Spott!.. Laßt uns nach der Nüssung
Christi die Warnung des Heil. Chrysostomi
wohl überlegen. Hom. 61. ad pop. Wann
in uns das um sich fressende Zorn-oder geile
Liebs-Feur in helle Flammen ausschlagen
will/ oder ein anderes Laster/ ach! so gedenckt
doch/ daß wir für würdig seynd gehalten
worden, den ohnermessenen GOtt selbst in
unser Hertz einzuschliessen!
Wir wollen also
zu unserer Seel, von Hertzen sagen: Nein,
nein, es geziemt sich einmahl nicht, daß diese
Zung, so Christum berührt, ohngereimte Wort
hervor bringe, oder jenes Hertz nach zeitlichen

Dingen
M

Von dem H. Altars-Sacrament.
HErrn hinzu tretten. Ach! wie beſchämt mich
dieſes nicht! wenn der zarte Fronleichnam zur
Heiligmachung der Seelen beytragt, und zur
Verbeſſerung der Sitten, wie iſt es dann mög-
lich, daß ich nach ſo offt wiederholtem Genuß
dannoch nicht frömmer werde? Keine Laſter
verbeſſere, keine böſe Gewohnheiten austilge,
ja nur noch ärger werde? Ach! mich Elenden!
der ich mich offt nicht genugſam halten kan an
dem Tag ſelbſt, an deme ich den HErrn nüſſe!
Ein leeres Geſchirr, in deme was von Imber,
oder Muscatnus gelegen, riecht wenigſtens
noch einen Tag davon; und ich, nachdeme ich
GOtt ſelbſten empfangen, der ohnendlich hei-
lig iſt, weiß, und kan, oder will mich nicht ein-
mahl einen Tag ſo verhalten, daß meine Sinn,
und Sitten einige Spuhr des gegenwärtigen
Heylands nach ſich laſſen? O Schand, O
Spott!.. Laßt uns nach der Nüſſung
Chriſti die Warnung des Heil. Chryſoſtomi
wohl überlegen. Hom. 61. ad pop. Wann
in uns das um ſich freſſende Zorn-oder geile
Liebs-Feur in helle Flammen ausſchlagen
will/ oder ein anderes Laſter/ ach! ſo gedenckt
doch/ daß wir für würdig ſeynd gehalten
worden, den ohnermeſſenen GOtt ſelbſt in
unſer Hertz einzuſchlieſſen!
Wir wollen alſo
zu unſerer Seel, von Hertzen ſagen: Nein,
nein, es geziemt ſich einmahl nicht, daß dieſe
Zung, ſo Chriſtum berührt, ohngereimte Wort
hervor bringe, oder jenes Hertz nach zeitlichen

Dingen
M
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[177/0214] Von dem H. Altars-Sacrament. HErrn hinzu tretten. Ach! wie beſchämt mich dieſes nicht! wenn der zarte Fronleichnam zur Heiligmachung der Seelen beytragt, und zur Verbeſſerung der Sitten, wie iſt es dann mög- lich, daß ich nach ſo offt wiederholtem Genuß dannoch nicht frömmer werde? Keine Laſter verbeſſere, keine böſe Gewohnheiten austilge, ja nur noch ärger werde? Ach! mich Elenden! der ich mich offt nicht genugſam halten kan an dem Tag ſelbſt, an deme ich den HErrn nüſſe! Ein leeres Geſchirr, in deme was von Imber, oder Muscatnus gelegen, riecht wenigſtens noch einen Tag davon; und ich, nachdeme ich GOtt ſelbſten empfangen, der ohnendlich hei- lig iſt, weiß, und kan, oder will mich nicht ein- mahl einen Tag ſo verhalten, daß meine Sinn, und Sitten einige Spuhr des gegenwärtigen Heylands nach ſich laſſen? O Schand, O Spott!.. Laßt uns nach der Nüſſung Chriſti die Warnung des Heil. Chryſoſtomi wohl überlegen. Hom. 61. ad pop. Wann in uns das um ſich freſſende Zorn-oder geile Liebs-Feur in helle Flammen ausſchlagen will/ oder ein anderes Laſter/ ach! ſo gedenckt doch/ daß wir für würdig ſeynd gehalten worden, den ohnermeſſenen GOtt ſelbſt in unſer Hertz einzuſchlieſſen! Wir wollen alſo zu unſerer Seel, von Hertzen ſagen: Nein, nein, es geziemt ſich einmahl nicht, daß dieſe Zung, ſo Chriſtum berührt, ohngereimte Wort hervor bringe, oder jenes Hertz nach zeitlichen Dingen M

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/214>, abgerufen am 27.11.2024.