Liebe, und giebe mir all jene Tu- genden, so mir nöthig, diß Geheim- nus zu empfangen! Mache, daß ich, indeme ich Christum empfange, mit all meinen Anmuthungen, Gedancken, und Seelen-Kräfften nur ihne suche in al- len Dingen; weilen er mich so köstlich weydet; welches der heilige Wunsch des Seraphischen, das ist, heilig ver- liebten Bonaventurae ist: Wir sollen gantz in diesem Heyland, und Ge- heimnus wohnen; weilen er alldort gantz nur allein wegen unser ver- bleibt.
Seuffzer.
Ach! Schand und Spott, bittere Reu und Schmertz! Ach undanckbares Christen-Hertz! Mache dich aus diesen Busen, Wirff dich dem Heyland zu Fussen!
Exempel.
Die Seelige Columba von Rieti, eine geistliche Closter-Frau aus dem Heil. Orden der Prediger, empfangt sonder- bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge- stalt verhüllten Welt-Heyland.
Es tragte diese Dienerin GOttes von ihrer
Kind-
Betrachtungen
Liebe, und giebe mir all jene Tu- genden, ſo mir nöthig, diß Geheim- nus zu empfangen! Mache, daß ich, indeme ich Chriſtum empfange, mit all meinen Anmuthungen, Gedancken, und Seelen-Kräfften nur ihne ſuche in al- len Dingen; weilen er mich ſo köſtlich weydet; welches der heilige Wunſch des Seraphiſchen, das iſt, heilig ver- liebten Bonaventuræ iſt: Wir ſollen gantz in dieſem Heyland, und Ge- heimnus wohnen; weilen er alldort gantz nur allein wegen unſer ver- bleibt.
Seuffzer.
Ach! Schand und Spott, bittere Reu und Schmertz! Ach undanckbares Chriſten-Hertz! Mache dich aus dieſen Buſen, Wirff dich dem Heyland zu Fuſſen!
Exempel.
Die Seelige Columba von Rieti, eine geiſtliche Cloſter-Frau aus dem Heil. Orden der Prediger, empfangt ſonder- bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge- ſtalt verhüllten Welt-Heyland.
Es tragte dieſe Dienerin GOttes von ihrer
Kind-
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Betrachtungen
Liebe, und giebe mir all jene Tu-
genden, ſo mir nöthig, diß Geheim-
nus zu empfangen! Mache, daß ich,
indeme ich Chriſtum empfange, mit all
meinen Anmuthungen, Gedancken, und
Seelen-Kräfften nur ihne ſuche in al-
len Dingen; weilen er mich ſo köſtlich
weydet; welches der heilige Wunſch
des Seraphiſchen, das iſt, heilig ver-
liebten Bonaventuræ iſt: Wir ſollen
gantz in dieſem Heyland, und Ge-
heimnus wohnen; weilen er alldort
gantz nur allein wegen unſer ver-
bleibt.
Seuffzer.
Ach! Schand und Spott, bittere Reu
und Schmertz!
Ach undanckbares Chriſten-Hertz!
Mache dich aus dieſen Buſen,
Wirff dich dem Heyland zu Fuſſen!
Exempel.
Die Seelige Columba von Rieti,
eine geiſtliche Cloſter-Frau aus dem
Heil. Orden der Prediger, empfangt ſonder-
bahre Gnaden von dem, unter Brods-Ge-
ſtalt verhüllten Welt-Heyland.
Es tragte dieſe Dienerin GOttes von ihrer
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/195>, abgerufen am 16.02.2025.
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