sondern gar in unser Hertz, und wir solten es nicht zuvor von tausend sünd- lichen Unreinigkeiten säubern? Ein GOtt von ohnendlicher Güte, und Milde kommt zu uns; und wir seynd gantz lau, kalt, und träg? tragen nicht einmahl ein Verlangen nach ihme? Ein GOTT von unendlicher Herrlichkeit will in uns seine Wohnung aufschla- gen, wir aber demüthigen uns nicht wegen so grosser, ohnverdienter Gnad und Ehr? O GOtt! wie groß ist nicht unser Ohnempfindlichkeit! O JEsu! wenn ich an meinen unartigen Um- gang mit dir gedencke, fange ich an zu erröthen. Salomon, nachdeme er mit vielem heiligen Pracht und Unko- sten den Tempel zu Jerusalem, als ein Wunder der Kunst, hergestellet, konnte sich nicht bereden lassen, daß GOTT sich würdigen solte, darinnen zu woh- nen; Dahero schrye er auf: So solle man dann glauben können, daß GOtt unter denen Menschen woh- ne? Was muß dann ich also von dem Allerheiligsten Abendmahl sagen? Nem-
lichen,
Betrachtungen
ſondern gar in unſer Hertz, und wir ſolten es nicht zuvor von tauſend ſünd- lichen Unreinigkeiten ſäubern? Ein GOtt von ohnendlicher Güte, und Milde kommt zu uns; und wir ſeynd gantz lau, kalt, und träg? tragen nicht einmahl ein Verlangen nach ihme? Ein GOTT von unendlicher Herrlichkeit will in uns ſeine Wohnung aufſchla- gen, wir aber demüthigen uns nicht wegen ſo groſſer, ohnverdienter Gnad und Ehr? O GOtt! wie groß iſt nicht unſer Ohnempfindlichkeit! O JEſu! wenn ich an meinen unartigen Um- gang mit dir gedencke, fange ich an zu erröthen. Salomon, nachdeme er mit vielem heiligen Pracht und Unko- ſten den Tempel zu Jeruſalem, als ein Wunder der Kunſt, hergeſtellet, konnte ſich nicht bereden laſſen, daß GOTT ſich würdigen ſolte, darinnen zu woh- nen; Dahero ſchrye er auf: So ſolle man dann glauben können, daß GOtt unter denen Menſchen woh- ne? Was muß dann ich alſo von dem Allerheiligſten Abendmahl ſagen? Nem-
lichen,
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Betrachtungen
ſondern gar in unſer Hertz, und wir
ſolten es nicht zuvor von tauſend ſünd-
lichen Unreinigkeiten ſäubern? Ein
GOtt von ohnendlicher Güte, und
Milde kommt zu uns; und wir ſeynd
gantz lau, kalt, und träg? tragen nicht
einmahl ein Verlangen nach ihme? Ein
GOTT von unendlicher Herrlichkeit
will in uns ſeine Wohnung aufſchla-
gen, wir aber demüthigen uns nicht
wegen ſo groſſer, ohnverdienter Gnad
und Ehr? O GOtt! wie groß iſt nicht
unſer Ohnempfindlichkeit! O JEſu!
wenn ich an meinen unartigen Um-
gang mit dir gedencke, fange ich an
zu erröthen. Salomon, nachdeme er
mit vielem heiligen Pracht und Unko-
ſten den Tempel zu Jeruſalem, als ein
Wunder der Kunſt, hergeſtellet, konnte
ſich nicht bereden laſſen, daß GOTT
ſich würdigen ſolte, darinnen zu woh-
nen; Dahero ſchrye er auf: So ſolle
man dann glauben können, daß
GOtt unter denen Menſchen woh-
ne? Was muß dann ich alſo von dem
Allerheiligſten Abendmahl ſagen? Nem-
lichen,
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/181>, abgerufen am 16.02.2025.
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