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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
schrye mit heiliger Ungedult zu dem Priester:
Geschwind/ geschwind gebt mir meine Speiß!
Ich will öffters die Wort des Heil. Bernardi
wiederholen:

Ich verlang dich tausendmahl/
JEsu! Göttlichs Abendmahl!
Wann wirst mich frölich machen/
O Ursprung aller Sachen?
III.

Mit vieler Demuth. Keine Tugend
ist hier nöthiger, als diese; dann wie wir uns
immer befleissen, werden wir doch niemahl je-
ne Reinigkeit besitzen, so würdig, einen GOtt
zu empfangen, oder also zubereitet seyn, einen
so vornehmen Gast zu beherbergen. Wir ha-
ben also kein anders Mittel, diesen Mangel zu
ersetzen, als durch wahre Verdemüthigung.
Diese Tugend wird allen Abgang ersetzen, und
unsere Zubereitung vollkommen machen. Da-
hero auch die heilige Christliche Kirch, ehe sie
ihren Kindern diese Göttliche Seelen-Speiß
reicht, die Wort des Evangelischen Haupt-
manns wiederholt: HErr/ ich bin nicht wür-
dig/ daß du eingehest unter mein Dach/ son-
dern sprich nur ein Wort/ so wird gesund
mein Seel!
Und eben darum sagt Augustinus
von diesem Hauptmann, weilen er sich unwür-
dig geschätzt, hat ihne Christus würdig erken-
net, in sein Hauß einzugehen. Zudeme ist das
heilige Abendmahl ein Meer der Gnaden, so
sich nach Maas unserer Fähigkeit ausgeußt.
Nun ist selbe niemahls grösser, als, wenn sie

mit

Von dem H. Altars-Sacrament.
ſchrye mit heiliger Ungedult zu dem Prieſter:
Geſchwind/ geſchwind gebt mir meine Speiß!
Ich will öffters die Wort des Heil. Bernardi
wiederholen:

Ich verlang dich tauſendmahl/
JEſu! Göttlichs Abendmahl!
Wann wirſt mich frölich machen/
O Urſprung aller Sachen?
III.

Mit vieler Demuth. Keine Tugend
iſt hier nöthiger, als dieſe; dann wie wir uns
immer befleiſſen, werden wir doch niemahl je-
ne Reinigkeit beſitzen, ſo würdig, einen GOtt
zu empfangen, oder alſo zubereitet ſeyn, einen
ſo vornehmen Gaſt zu beherbergen. Wir ha-
ben alſo kein anders Mittel, dieſen Mangel zu
erſetzen, als durch wahre Verdemüthigung.
Dieſe Tugend wird allen Abgang erſetzen, und
unſere Zubereitung vollkommen machen. Da-
hero auch die heilige Chriſtliche Kirch, ehe ſie
ihren Kindern dieſe Göttliche Seelen-Speiß
reicht, die Wort des Evangeliſchen Haupt-
manns wiederholt: HErr/ ich bin nicht wür-
dig/ daß du eingeheſt unter mein Dach/ ſon-
dern ſprich nur ein Wort/ ſo wird geſund
mein Seel!
Und eben darum ſagt Auguſtinus
von dieſem Hauptmann, weilen er ſich unwür-
dig geſchätzt, hat ihne Chriſtus würdig erken-
net, in ſein Hauß einzugehen. Zudeme iſt das
heilige Abendmahl ein Meer der Gnaden, ſo
ſich nach Maas unſerer Fähigkeit ausgeußt.
Nun iſt ſelbe niemahls gröſſer, als, wenn ſie

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[141/0178] Von dem H. Altars-Sacrament. ſchrye mit heiliger Ungedult zu dem Prieſter: Geſchwind/ geſchwind gebt mir meine Speiß! Ich will öffters die Wort des Heil. Bernardi wiederholen: Ich verlang dich tauſendmahl/ JEſu! Göttlichs Abendmahl! Wann wirſt mich frölich machen/ O Urſprung aller Sachen? III. Mit vieler Demuth. Keine Tugend iſt hier nöthiger, als dieſe; dann wie wir uns immer befleiſſen, werden wir doch niemahl je- ne Reinigkeit beſitzen, ſo würdig, einen GOtt zu empfangen, oder alſo zubereitet ſeyn, einen ſo vornehmen Gaſt zu beherbergen. Wir ha- ben alſo kein anders Mittel, dieſen Mangel zu erſetzen, als durch wahre Verdemüthigung. Dieſe Tugend wird allen Abgang erſetzen, und unſere Zubereitung vollkommen machen. Da- hero auch die heilige Chriſtliche Kirch, ehe ſie ihren Kindern dieſe Göttliche Seelen-Speiß reicht, die Wort des Evangeliſchen Haupt- manns wiederholt: HErr/ ich bin nicht wür- dig/ daß du eingeheſt unter mein Dach/ ſon- dern ſprich nur ein Wort/ ſo wird geſund mein Seel! Und eben darum ſagt Auguſtinus von dieſem Hauptmann, weilen er ſich unwür- dig geſchätzt, hat ihne Chriſtus würdig erken- net, in ſein Hauß einzugehen. Zudeme iſt das heilige Abendmahl ein Meer der Gnaden, ſo ſich nach Maas unſerer Fähigkeit ausgeußt. Nun iſt ſelbe niemahls gröſſer, als, wenn ſie mit

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/178>, abgerufen am 21.11.2024.