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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
Vorsichtigkeit! erkauffte Abdala den Vatter
seines Weibs, und befahle ihme, das Feld an-
zubauen, und einen Garten. Die Frau, deren
die Obsorg über die Leibeigene oblage, und ih-
nen das Brod austheilte, vermerckte aus An-
trieb des Geblüts gegen ihrem, damahls ohn-
bekannten Vatter, eine besondere Neigung,
und beflisse sich, ihne in allem wohl zu verpfle-
gen, ohne, zu wissen, warum. Eines Tags,
als sie ihne betrübt, und weinend sahe, fragte
sie nach der Ursach; und zwar desto mehr, als
es ihr gedunckte, daß er keine Ursach hätte, zu
trauren; weilen sie ihne allezeit besser, als alle
andere, gehalten. Allein er autwortete: Mei-
ne Frau! ich weine nicht, weilen ich ein
Sclav bin; sondern/ weilen mir der Verlust
meiner Tochter beständig vor Augen schwebt/
so ich vor etwelchen Jahren verlohren/ und
zärter, als meinen Aug-Apfel/ geliebt. Die-
ser Dorn, den mein Hertz fühlt/ ist Ursach/
daß ich auch bey der besten Verpflegung kei-
ne fröliche Stund geniesse; was ihr mir
reicht/ theile ich andern mit.
Da er dieses
ausgeredt, weinte er bitterlich.

Nach einigen Tagen, als ihne seine Tochter
ersahe, daß er nichts anders thue, als nur
Seuffzen und Weinen, fragte sie ihne, was
er für ein Lands-Mann, was Stands und
Gewerbs er seye. Wie seine verlohrne Toch-
ter heisse. Er beantwortete alles so deutlich,
daß sie bald daraus erkannte, daß dieser Alte

ihr
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Vorſichtigkeit! erkauffte Abdala den Vatter
ſeines Weibs, und befahle ihme, das Feld an-
zubauen, und einen Garten. Die Frau, deren
die Obſorg über die Leibeigene oblage, und ih-
nen das Brod austheilte, vermerckte aus An-
trieb des Geblüts gegen ihrem, damahls ohn-
bekannten Vatter, eine beſondere Neigung,
und befliſſe ſich, ihne in allem wohl zu verpfle-
gen, ohne, zu wiſſen, warum. Eines Tags,
als ſie ihne betrübt, und weinend ſahe, fragte
ſie nach der Urſach; und zwar deſto mehr, als
es ihr gedunckte, daß er keine Urſach hätte, zu
trauren; weilen ſie ihne allezeit beſſer, als alle
andere, gehalten. Allein er autwortete: Mei-
ne Frau! ich weine nicht, weilen ich ein
Sclav bin; ſondern/ weilen mir der Verluſt
meiner Tochter beſtändig vor Augen ſchwebt/
ſo ich vor etwelchen Jahren verlohren/ und
zärter, als meinen Aug-Apfel/ geliebt. Die-
ſer Dorn, den mein Hertz fühlt/ iſt Urſach/
daß ich auch bey der beſten Verpflegung kei-
ne fröliche Stund genieſſe; was ihr mir
reicht/ theile ich andern mit.
Da er dieſes
ausgeredt, weinte er bitterlich.

Nach einigen Tagen, als ihne ſeine Tochter
erſahe, daß er nichts anders thue, als nur
Seuffzen und Weinen, fragte ſie ihne, was
er für ein Lands-Mann, was Stands und
Gewerbs er ſeye. Wie ſeine verlohrne Toch-
ter heiſſe. Er beantwortete alles ſo deutlich,
daß ſie bald daraus erkannte, daß dieſer Alte

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[87/0124] Von dem H. Altars-Sacrament. Vorſichtigkeit! erkauffte Abdala den Vatter ſeines Weibs, und befahle ihme, das Feld an- zubauen, und einen Garten. Die Frau, deren die Obſorg über die Leibeigene oblage, und ih- nen das Brod austheilte, vermerckte aus An- trieb des Geblüts gegen ihrem, damahls ohn- bekannten Vatter, eine beſondere Neigung, und befliſſe ſich, ihne in allem wohl zu verpfle- gen, ohne, zu wiſſen, warum. Eines Tags, als ſie ihne betrübt, und weinend ſahe, fragte ſie nach der Urſach; und zwar deſto mehr, als es ihr gedunckte, daß er keine Urſach hätte, zu trauren; weilen ſie ihne allezeit beſſer, als alle andere, gehalten. Allein er autwortete: Mei- ne Frau! ich weine nicht, weilen ich ein Sclav bin; ſondern/ weilen mir der Verluſt meiner Tochter beſtändig vor Augen ſchwebt/ ſo ich vor etwelchen Jahren verlohren/ und zärter, als meinen Aug-Apfel/ geliebt. Die- ſer Dorn, den mein Hertz fühlt/ iſt Urſach/ daß ich auch bey der beſten Verpflegung kei- ne fröliche Stund genieſſe; was ihr mir reicht/ theile ich andern mit. Da er dieſes ausgeredt, weinte er bitterlich. Nach einigen Tagen, als ihne ſeine Tochter erſahe, daß er nichts anders thue, als nur Seuffzen und Weinen, fragte ſie ihne, was er für ein Lands-Mann, was Stands und Gewerbs er ſeye. Wie ſeine verlohrne Toch- ter heiſſe. Er beantwortete alles ſo deutlich, daß ſie bald daraus erkannte, daß dieſer Alte ihr F 4

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/124>, abgerufen am 24.11.2024.