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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
Zuvor man dieses Sacrament empfangt, muß
die Seel von aller Sünden-Mackel frey seyn,
und so rein und weis, als der neu gefallene
Schnee. Es ist da auch alles weit vortreff-
licher, als in dem Manna. O was grosses
Geheimnus ist dann also dieses nicht! würdig,
daß es alle Menschen und Engel bewundern!
Wohlan dann also, meine Seel! trage fleißige
Sorg, daß du dich so Wunder-vollen Wür-
ckungen dieser Göttlichen Seelen-Speis wür-
dig und theilhafftig machest!

III.

Er erneuert auch die gröste Wun-
der des neuen Gesatzes.
Eine der grösten
Wundern würckte Christus, als er auf der
Hochzeit zu Tana aus Wasser Wein machte,
und zweymahl in der Wüste das Brod ver-
mehrte, den Hunger des Volcks zu stillen.
Beede diese Wunder waren Vorbilder des
Allerheiligsten Altars-Geheimnus. Deßwe-
gen sagt der heilige Maximus hom. 1. Epiph.
die Verwandlung des Wassers seye ein Sinn-
bild der Verwandlung des Weins in das
Blut Christi; und, gleichwie Erstens/ jenes
Wunder vorgienge in einem Augenblick, ohne
was vorzukehren. Zweytens/ unter denen
Händen der Tisch-Diener. Drittens, mit so
grossem Uberfluß, daß annoch sechs steinerne
Krüg davon angefüllt worden; also wird auch
Brod und Wein in einem Augenblick ohne
Vorkehrung einiger Sach verwandlet; und
zwar auch in denen Händen der Tisch-Die-

nern

Betrachtungen
Zuvor man dieſes Sacrament empfangt, muß
die Seel von aller Sünden-Mackel frey ſeyn,
und ſo rein und weis, als der neu gefallene
Schnee. Es iſt da auch alles weit vortreff-
licher, als in dem Manna. O was groſſes
Geheimnus iſt dann alſo dieſes nicht! würdig,
daß es alle Menſchen und Engel bewundern!
Wohlan dann alſo, meine Seel! trage fleißige
Sorg, daß du dich ſo Wunder-vollen Wür-
ckungen dieſer Göttlichen Seelen-Speis wür-
dig und theilhafftig macheſt!

III.

Er erneuert auch die gröſte Wun-
der des neuen Geſatzes.
Eine der gröſten
Wundern würckte Chriſtus, als er auf der
Hochzeit zu Tana aus Waſſer Wein machte,
und zweymahl in der Wüſte das Brod ver-
mehrte, den Hunger des Volcks zu ſtillen.
Beede dieſe Wunder waren Vorbilder des
Allerheiligſten Altars-Geheimnus. Deßwe-
gen ſagt der heilige Maximus hom. 1. Epiph.
die Verwandlung des Waſſers ſeye ein Sinn-
bild der Verwandlung des Weins in das
Blut Chriſti; und, gleichwie Erſtens/ jenes
Wunder vorgienge in einem Augenblick, ohne
was vorzukehren. Zweytens/ unter denen
Händen der Tiſch-Diener. Drittens, mit ſo
groſſem Uberfluß, daß annoch ſechs ſteinerne
Krüg davon angefüllt worden; alſo wird auch
Brod und Wein in einem Augenblick ohne
Vorkehrung einiger Sach verwandlet; und
zwar auch in denen Händen der Tiſch-Die-

nern
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[70/0107] Betrachtungen Zuvor man dieſes Sacrament empfangt, muß die Seel von aller Sünden-Mackel frey ſeyn, und ſo rein und weis, als der neu gefallene Schnee. Es iſt da auch alles weit vortreff- licher, als in dem Manna. O was groſſes Geheimnus iſt dann alſo dieſes nicht! würdig, daß es alle Menſchen und Engel bewundern! Wohlan dann alſo, meine Seel! trage fleißige Sorg, daß du dich ſo Wunder-vollen Wür- ckungen dieſer Göttlichen Seelen-Speis wür- dig und theilhafftig macheſt! III. Er erneuert auch die gröſte Wun- der des neuen Geſatzes. Eine der gröſten Wundern würckte Chriſtus, als er auf der Hochzeit zu Tana aus Waſſer Wein machte, und zweymahl in der Wüſte das Brod ver- mehrte, den Hunger des Volcks zu ſtillen. Beede dieſe Wunder waren Vorbilder des Allerheiligſten Altars-Geheimnus. Deßwe- gen ſagt der heilige Maximus hom. 1. Epiph. die Verwandlung des Waſſers ſeye ein Sinn- bild der Verwandlung des Weins in das Blut Chriſti; und, gleichwie Erſtens/ jenes Wunder vorgienge in einem Augenblick, ohne was vorzukehren. Zweytens/ unter denen Händen der Tiſch-Diener. Drittens, mit ſo groſſem Uberfluß, daß annoch ſechs ſteinerne Krüg davon angefüllt worden; alſo wird auch Brod und Wein in einem Augenblick ohne Vorkehrung einiger Sach verwandlet; und zwar auch in denen Händen der Tiſch-Die- nern

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/107>, abgerufen am 24.08.2024.