ihrer verschiedenen Teile nicht nur an immer mehr, sondern auch an immer verschiedenere Personen übergeht -- bis es eben schliesslich dahin kommt, dass ein Teil der Arbeit an den niedrigsten Bedürfnis- artikeln von den höchststehenden Individuen geleistet wird, grade wie umgekehrt, in ganz entsprechender Objektivierung, die maschinentech- nische Arbeitszerlegung bewirkt, dass an den raffiniertesten Produkten der höchsten Kultur die rohesten Hände mitarbeiten (man denke etwa an eine heutige Druckerei im Unterschied gegen die Herstellung der Bücher vor Erfindung der Buchdruckerkunst!). An dieser Umkehrung des für typisch geltenden Verhältnisses zwischen oberen und tieferen Gesellschaftsschichten tritt also aufs klarste heraus: die Arbeitsteilung bewirkt, dass jene für diese arbeiten, die Form aber, in der dies allein geschehen kann, ist das völlige Objektivwerden der Produktionsleistung selbst, sowohl den einen wie den anderen als Subjekten gegenüber. Jene Umkehrung ist nichts als eine äusserste Konsequenz des Zu- sammenhanges, der zwischen der Arbeitsteilung und der Objektivierung der Kulturinhalte besteht.
Hat bis hierher die Arbeitsteilung als eine Spezialisierung der persönlichen Thätigkeiten gegolten, so wirkt die Spezialisierung, der Gegenstände selbst nicht weniger dazu, sie in jene Distanz zu den Subjekten zu stellen, die als Selbständigkeit des Objekts er- scheint, als Unfähigkeit des Subjekts, jenes sich zu assimilieren und seinem eigenen Rhythmus zu unterwerfen. Dies gilt zunächst für die Arbeitsmittel. Je mehr diese differenziert, aus einer Vielheit speziali- sierter Teile zusammengesetzt sind, desto weniger kann die Persön- lichkeit des Arbeitenden sich durch sie hindurch ausdrücken, desto weniger ist seine Hand im Produkte zu erkennen. Die Werkzeuge, mit denen die Kunst arbeitet, sind relativ ganz undifferenziert und geben deshalb der Persönlichkeit den weitesten Spielraum, sich mittels ihrer zu entfalten; sie stellen sich ihr nicht gegenüber wie die in- dustrielle Maschine, die durch ihre spezialistische Komplikation selbst gleichsam die Form personaler Festigkeit und Umschriebenheit hat, so dass der Arbeiter sie nicht mehr wie jene, an sich unbestimmteren, mit seiner Persönlichkeit durchdringen kann. Die Werkzeuge des Bild- hauers sind seit Jahrtausenden nicht aus ihrer völligen Unspezialisiert- heit heraus weiter entwickelt worden, und wo dies bei einem Kunst- mittel allerdings und so entschieden geschehen ist wie bei dem Klavier, da ist sein Charakter auch ein sehr objektiver, einer der schon viel zu viel für sich ist und deshalb dem Ausdruck der Subjektivität eine viel härtere Schranke setzt als z. B. die an sich technisch viel weniger differen- zierte Geige. Der automatische Charakter der modernen Maschine ist
ihrer verschiedenen Teile nicht nur an immer mehr, sondern auch an immer verschiedenere Personen übergeht — bis es eben schlieſslich dahin kommt, daſs ein Teil der Arbeit an den niedrigsten Bedürfnis- artikeln von den höchststehenden Individuen geleistet wird, grade wie umgekehrt, in ganz entsprechender Objektivierung, die maschinentech- nische Arbeitszerlegung bewirkt, daſs an den raffiniertesten Produkten der höchsten Kultur die rohesten Hände mitarbeiten (man denke etwa an eine heutige Druckerei im Unterschied gegen die Herstellung der Bücher vor Erfindung der Buchdruckerkunst!). An dieser Umkehrung des für typisch geltenden Verhältnisses zwischen oberen und tieferen Gesellschaftsschichten tritt also aufs klarste heraus: die Arbeitsteilung bewirkt, daſs jene für diese arbeiten, die Form aber, in der dies allein geschehen kann, ist das völlige Objektivwerden der Produktionsleistung selbst, sowohl den einen wie den anderen als Subjekten gegenüber. Jene Umkehrung ist nichts als eine äuſserste Konsequenz des Zu- sammenhanges, der zwischen der Arbeitsteilung und der Objektivierung der Kulturinhalte besteht.
Hat bis hierher die Arbeitsteilung als eine Spezialisierung der persönlichen Thätigkeiten gegolten, so wirkt die Spezialisierung, der Gegenstände selbst nicht weniger dazu, sie in jene Distanz zu den Subjekten zu stellen, die als Selbständigkeit des Objekts er- scheint, als Unfähigkeit des Subjekts, jenes sich zu assimilieren und seinem eigenen Rhythmus zu unterwerfen. Dies gilt zunächst für die Arbeitsmittel. Je mehr diese differenziert, aus einer Vielheit speziali- sierter Teile zusammengesetzt sind, desto weniger kann die Persön- lichkeit des Arbeitenden sich durch sie hindurch ausdrücken, desto weniger ist seine Hand im Produkte zu erkennen. Die Werkzeuge, mit denen die Kunst arbeitet, sind relativ ganz undifferenziert und geben deshalb der Persönlichkeit den weitesten Spielraum, sich mittels ihrer zu entfalten; sie stellen sich ihr nicht gegenüber wie die in- dustrielle Maschine, die durch ihre spezialistische Komplikation selbst gleichsam die Form personaler Festigkeit und Umschriebenheit hat, so daſs der Arbeiter sie nicht mehr wie jene, an sich unbestimmteren, mit seiner Persönlichkeit durchdringen kann. Die Werkzeuge des Bild- hauers sind seit Jahrtausenden nicht aus ihrer völligen Unspezialisiert- heit heraus weiter entwickelt worden, und wo dies bei einem Kunst- mittel allerdings und so entschieden geschehen ist wie bei dem Klavier, da ist sein Charakter auch ein sehr objektiver, einer der schon viel zu viel für sich ist und deshalb dem Ausdruck der Subjektivität eine viel härtere Schranke setzt als z. B. die an sich technisch viel weniger differen- zierte Geige. Der automatische Charakter der modernen Maschine ist
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ihrer verschiedenen Teile nicht nur an immer mehr, sondern auch an
immer verschiedenere Personen übergeht — bis es eben schlieſslich
dahin kommt, daſs ein Teil der Arbeit an den niedrigsten Bedürfnis-
artikeln von den höchststehenden Individuen geleistet wird, grade wie
umgekehrt, in ganz entsprechender Objektivierung, die maschinentech-
nische Arbeitszerlegung bewirkt, daſs an den raffiniertesten Produkten
der höchsten Kultur die rohesten Hände mitarbeiten (man denke etwa
an eine heutige Druckerei im Unterschied gegen die Herstellung der
Bücher vor Erfindung der Buchdruckerkunst!). An dieser Umkehrung
des für typisch geltenden Verhältnisses zwischen oberen und tieferen
Gesellschaftsschichten tritt also aufs klarste heraus: die Arbeitsteilung
bewirkt, daſs jene für diese arbeiten, die Form aber, in der dies allein
geschehen kann, ist das völlige Objektivwerden der Produktionsleistung
selbst, sowohl den einen wie den anderen als Subjekten gegenüber.
Jene Umkehrung ist nichts als eine äuſserste Konsequenz des Zu-
sammenhanges, der zwischen der Arbeitsteilung und der Objektivierung
der Kulturinhalte besteht.
Hat bis hierher die Arbeitsteilung als eine Spezialisierung der
persönlichen Thätigkeiten gegolten, so wirkt die Spezialisierung,
der Gegenstände selbst nicht weniger dazu, sie in jene Distanz zu
den Subjekten zu stellen, die als Selbständigkeit des Objekts er-
scheint, als Unfähigkeit des Subjekts, jenes sich zu assimilieren und
seinem eigenen Rhythmus zu unterwerfen. Dies gilt zunächst für die
Arbeitsmittel. Je mehr diese differenziert, aus einer Vielheit speziali-
sierter Teile zusammengesetzt sind, desto weniger kann die Persön-
lichkeit des Arbeitenden sich durch sie hindurch ausdrücken, desto
weniger ist seine Hand im Produkte zu erkennen. Die Werkzeuge,
mit denen die Kunst arbeitet, sind relativ ganz undifferenziert und
geben deshalb der Persönlichkeit den weitesten Spielraum, sich mittels
ihrer zu entfalten; sie stellen sich ihr nicht gegenüber wie die in-
dustrielle Maschine, die durch ihre spezialistische Komplikation selbst
gleichsam die Form personaler Festigkeit und Umschriebenheit hat, so
daſs der Arbeiter sie nicht mehr wie jene, an sich unbestimmteren, mit
seiner Persönlichkeit durchdringen kann. Die Werkzeuge des Bild-
hauers sind seit Jahrtausenden nicht aus ihrer völligen Unspezialisiert-
heit heraus weiter entwickelt worden, und wo dies bei einem Kunst-
mittel allerdings und so entschieden geschehen ist wie bei dem Klavier,
da ist sein Charakter auch ein sehr objektiver, einer der schon viel
zu viel für sich ist und deshalb dem Ausdruck der Subjektivität eine viel
härtere Schranke setzt als z. B. die an sich technisch viel weniger differen-
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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/514>, abgerufen am 22.11.2024.
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