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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh. Angeli erstes Buch.
110. Das Gesuche deß Geschöpffes.
Vom Ersten Anbegin/ und noch biß heute zu/
Sucht das Geschöpffe nichts als seines Schöpffers Ruh.
111. Die GOttheit ist ein nichts.
Die zarte GOttheit ist ein nichts und übernichts:
Wer nichts in allem sicht/ Mensch glaube/ dieser sichts.
112. Jn der Sonnen ists gut seyn.
Wer in der Sonnen ist/ dem mangelt nicht das Licht/
Das dem/ der ausser jhr verjrret geht/ gebricht/
113. Die Seelen Sonne.
Nimb hin der Sonnen Liecht: mein Jesus ist die Sonne/
Die meine Seel erleucht/ und macht sie voller Wonne.
114. Die Sonn ist schon genug.
Wem seine Sonne scheint/ derselbe darf nicht güken/
Ob jrgent wo der Mon/ und andre Sterne bliken.
115. Du selbst must Sonne seyn.
Jch selbst muß Sonne seyn/ ich muß mit meinen Strahlen
Das farbenlose Meer der gantzen GOttheit mahlen.
116. Der Thau.
Der Thau erquikt das Feld: Sol er mein Hertze laben/
So muß er seinen fall vom Hertzen JEsu haben.
117. Nichts süsses in der Welt.
Wer etwas in der Welt mag süß' und Lieblich nennen:
Der muß die Süssigkeit/ die GOtt ist/ noch nicht kennen.
118. Der
Joh. Angeli erſtes Buch.
110. Das Geſuche deß Geſchoͤpffes.
Vom Erſten Anbegin/ und noch biß heute zu/
Sucht das Geſchoͤpffe nichts als ſeines Schoͤpffers Ruh.
111. Die GOttheit iſt ein nichts.
Die zarte GOttheit iſt ein nichts und uͤbernichts:
Wer nichts in allem ſicht/ Menſch glaube/ dieſer ſichts.
112. Jn der Sonnen iſts gut ſeyn.
Wer in der Sonnen iſt/ dem mangelt nicht das Licht/
Das dem/ der auſſer jhr verjrret geht/ gebricht/
113. Die Seelen Sonne.
Nimb hin der Sonnen Liecht: mein Jeſus iſt die Son̄e/
Die meine Seel erleucht/ und macht ſie voller Wonne.
114. Die Sonn iſt ſchon genug.
Wem ſeine Sonne ſcheint/ derſelbe darf nicht guͤken/
Ob jrgent wo der Mon/ und andre Sterne bliken.
115. Du ſelbſt muſt Sonne ſeyn.
Jch ſelbſt muß Son̄e ſeyn/ ich muß mit meinen Strahlen
Das farbenloſe Meer der gantzen GOttheit mahlen.
116. Der Thau.
Der Thau erquikt das Feld: Sol er mein Hertze laben/
So muß er ſeinen fall vom Hertzen JEſu haben.
117. Nichts ſuͤſſes in der Welt.
Wer etwas in der Welt mag ſuͤß’ und Lieblich nennen:
Der muß die Suͤſſigkeit/ die GOtt iſt/ noch nicht kennen.
118. Der
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[36/0042] Joh. Angeli erſtes Buch. 110. Das Geſuche deß Geſchoͤpffes. Vom Erſten Anbegin/ und noch biß heute zu/ Sucht das Geſchoͤpffe nichts als ſeines Schoͤpffers Ruh. 111. Die GOttheit iſt ein nichts. Die zarte GOttheit iſt ein nichts und uͤbernichts: Wer nichts in allem ſicht/ Menſch glaube/ dieſer ſichts. 112. Jn der Sonnen iſts gut ſeyn. Wer in der Sonnen iſt/ dem mangelt nicht das Licht/ Das dem/ der auſſer jhr verjrret geht/ gebricht/ 113. Die Seelen Sonne. Nimb hin der Sonnen Liecht: mein Jeſus iſt die Son̄e/ Die meine Seel erleucht/ und macht ſie voller Wonne. 114. Die Sonn iſt ſchon genug. Wem ſeine Sonne ſcheint/ derſelbe darf nicht guͤken/ Ob jrgent wo der Mon/ und andre Sterne bliken. 115. Du ſelbſt muſt Sonne ſeyn. Jch ſelbſt muß Son̄e ſeyn/ ich muß mit meinen Strahlen Das farbenloſe Meer der gantzen GOttheit mahlen. 116. Der Thau. Der Thau erquikt das Feld: Sol er mein Hertze laben/ So muß er ſeinen fall vom Hertzen JEſu haben. 117. Nichts ſuͤſſes in der Welt. Wer etwas in der Welt mag ſuͤß’ und Lieblich nennen: Der muß die Suͤſſigkeit/ die GOtt iſt/ noch nicht kennen. 118. Der

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/42>, abgerufen am 23.04.2024.