Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr: Sinn und schlußr: 210. Was man innwendig ist sucht man Mann/ wer in Tugenden von innen Reich und schön/nicht außwendig. Der wird von aussen nicht nach Schmuck und Reichthum stehn. 211. Die Welt ist verblendt. Wie das die Welt so sehr nach eitlen Dingen tennt?Verwunder dich nicht Freund/ sie rast und ist verblend. 212. Anderst thun als glauben ist närrisch. Christ bistu nicht ein Narr? du glaubst die Ewigkeit/Und hängst mit Leib und Seel verblendet an der Zeit! 213. Dem kleinen ist alles kleine groß. Kind wachs und werde groß; so lange du noch klein/So lange dünckt dich alls was klein ist groß zuseyn. 214. Nichts ist groß als GOtt. Nichts ist mir groß als GOtt. Ein Göttlichs GemütteSchätzt auch den Himmel selbst für eine kleine Hütte. 215. Man muß sich von oben herab ansehn. Du dünckst dich viel zu seyn: ach wärstu über dir/Und schautest dich dann an/ du sähst ein schlächtes Thier. 216. Jn der nähe sieht mans recht. Mein nah dich doch zu GOtt/ alls ist von ferne klein/Thritstu hinzue/ er wird bald groß genug dir seyn. 217. Das Ameiß Gemille. Die Erd scheint dir breit/ ein klümplein groß mein Christ/Ein Maulwurfs Hauff ein Berg/ weil du ein Ameiß bist. 218. Nichts
Geiſtr: Sinn und ſchlußr: 210. Was man innwendig iſt ſucht man Mann/ wer in Tugenden von innen Reich und ſchoͤn/nicht außwendig. Der wird von auſſen nicht nach Schmuck und Reichthum ſtehn. 211. Die Welt iſt verblendt. Wie das die Welt ſo ſehr nach eitlen Dingen tennt?Verwunder dich nicht Freund/ ſie raſt und iſt verblend. 212. Anderſt thun als glauben iſt naͤrriſch. Chriſt biſtu nicht ein Narr? du glaubſt die Ewigkeit/Und haͤngſt mit Leib und Seel verblendet an der Zeit! 213. Dem kleinen iſt alles kleine groß. Kind wachs und werde groß; ſo lange du noch klein/So lange duͤnckt dich alls was klein iſt groß zuſeyn. 214. Nichts iſt groß als GOtt. Nichts iſt mir groß als GOtt. Ein Goͤttlichs GemuͤtteSchaͤtzt auch den Himmel ſelbſt fuͤr eine kleine Huͤtte. 215. Man muß ſich von oben herab anſehn. Du duͤnckſt dich viel zu ſeyn: ach waͤrſtu uͤber dir/Und ſchauteſt dich dann an/ du ſaͤhſt ein ſchlaͤchtes Thier. 216. Jn der naͤhe ſieht mans recht. Mein nah dich doch zu GOtt/ alls iſt von ferne klein/Thritſtu hinzue/ er wird bald groß genug dir ſeyn. 217. Das Ameiß Gemille. Die Erd ſcheint dir breit/ ein kluͤmplein groß mein Chriſt/Ein Maulwurfs Hauff ein Berg/ weil du ein Ameiß biſt. 218. Nichts
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Wie das die Welt ſo ſehr nach eitlen Dingen tennt?
Verwunder dich nicht Freund/ ſie raſt und iſt verblend.
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Chriſt biſtu nicht ein Narr? du glaubſt die Ewigkeit/
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Schaͤtzt auch den Himmel ſelbſt fuͤr eine kleine Huͤtte.
215. Man muß ſich von oben herab anſehn.
Du duͤnckſt dich viel zu ſeyn: ach waͤrſtu uͤber dir/
Und ſchauteſt dich dann an/ du ſaͤhſt ein ſchlaͤchtes Thier.
216. Jn der naͤhe ſieht mans recht.
Mein nah dich doch zu GOtt/ alls iſt von ferne klein/
Thritſtu hinzue/ er wird bald groß genug dir ſeyn.
217. Das Ameiß Gemille.
Die Erd ſcheint dir breit/ ein kluͤmplein groß mein Chriſt/
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