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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli sechstes Buch
186. GOtt ist das Reichthum.
GOtt ist das Reichthum gar/ gnügt er dir in der Zeit/
So stehest du schon hier im Stand der Seeligkeit.
187. Der thumme Geitzhaltz.
Hastu an GOtt nicht gnug/ und suchst nicht ihn allein
So mustu wol ein Thor und thummer Geitzhaltz seyn.
188. Der thörichte suchend[e]
Suchstu was und vermeinst das GOtt nicht alles sey/
So gehstu GOtt und alls in Ewigkeit fürbey.
189. Alles begehren ist nichts haben.
Mensch glaube diß gewiß/ hastu nach allm Begihr/
So bistu bettel arm und hast noch nichts in dir.
190. Ausser GOtt ist alles nichts.
Mensch wem GOtt alles ist/ dem ist sonst alles nichts:
Hastu nicht alls an GOtt/ fürwahr ihm nichts gebrichts.
191. Welt verlassen wenig verlassen.
Die gantze Welt ist nichts; Du hast nicht viel veracht/
Wenn du gleich hast die Welt auß deinem Sinn gebracht.
192. Sich verlassen ist etwas verlassen.
Du selber must auß dir. Wenn du dich selbst wirst has-
sen/
Dann schätz ich dich/ daß du erst etwas hast verlassen.
193. Man muß getödtet seyn.
Alls muß geschlachtet seyn. Schlachstu dich nicht für
GOtt/
So schlachtet dich zu letzt fürn Feind der ewge Tod.
194. Wir-
L 2
Joh: Angeli ſechſtes Buch
186. GOtt iſt das Reichthum.
GOtt iſt das Reichthum gar/ gnuͤgt er dir in der Zeit/
So ſteheſt du ſchon hier im Stand der Seeligkeit.
187. Der thumme Geitzhaltz.
Haſtu an GOtt nicht gnug/ und ſuchſt nicht ihn allein
So muſtu wol ein Thor und thummer Geitzhaltz ſeyn.
188. Der thoͤrichte ſuchend[e]
Suchſtu was und vermeinſt das GOtt nicht alles ſey/
So gehſtu GOtt und alls in Ewigkeit fuͤrbey.
189. Alles begehren iſt nichts haben.
Menſch glaube diß gewiß/ haſtu nach allm Begihr/
So biſtu bettel arm und haſt noch nichts in dir.
190. Auſſer GOtt iſt alles nichts.
Menſch wem GOtt alles iſt/ dem iſt ſonſt alles nichts:
Haſtu nicht alls an GOtt/ fuͤrwahr ihm nichts gebrichts.
191. Welt verlaſſen wenig verlaſſen.
Die gantze Welt iſt nichts; Du haſt nicht viel veracht/
Wenn du gleich haſt die Welt auß deinem Sin̄ gebracht.
192. Sich verlaſſen iſt etwas verlaſſen.
Du ſelber muſt auß dir. Wenn du dich ſelbſt wirſt haſ-
ſen/
Dann ſchaͤtz ich dich/ daß du erſt etwas haſt verlaſſen.
193. Man muß getoͤdtet ſeyn.
Alls muß geſchlachtet ſeyn. Schlachſtu dich nicht fuͤr
GOtt/
So ſchlachtet dich zu letzt fuͤrn Feind der ewge Tod.
194. Wir-
L 2
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[265[241]/0247] Joh: Angeli ſechſtes Buch 186. GOtt iſt das Reichthum. GOtt iſt das Reichthum gar/ gnuͤgt er dir in der Zeit/ So ſteheſt du ſchon hier im Stand der Seeligkeit. 187. Der thumme Geitzhaltz. Haſtu an GOtt nicht gnug/ und ſuchſt nicht ihn allein So muſtu wol ein Thor und thummer Geitzhaltz ſeyn. 188. Der thoͤrichte ſuchende Suchſtu was und vermeinſt das GOtt nicht alles ſey/ So gehſtu GOtt und alls in Ewigkeit fuͤrbey. 189. Alles begehren iſt nichts haben. Menſch glaube diß gewiß/ haſtu nach allm Begihr/ So biſtu bettel arm und haſt noch nichts in dir. 190. Auſſer GOtt iſt alles nichts. Menſch wem GOtt alles iſt/ dem iſt ſonſt alles nichts: Haſtu nicht alls an GOtt/ fuͤrwahr ihm nichts gebrichts. 191. Welt verlaſſen wenig verlaſſen. Die gantze Welt iſt nichts; Du haſt nicht viel veracht/ Wenn du gleich haſt die Welt auß deinem Sin̄ gebracht. 192. Sich verlaſſen iſt etwas verlaſſen. Du ſelber muſt auß dir. Wenn du dich ſelbſt wirſt haſ- ſen/ Dann ſchaͤtz ich dich/ daß du erſt etwas haſt verlaſſen. 193. Man muß getoͤdtet ſeyn. Alls muß geſchlachtet ſeyn. Schlachſtu dich nicht fuͤr GOtt/ So ſchlachtet dich zu letzt fuͤrn Feind der ewge Tod. 194. Wir- L 2

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 265[241]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/247>, abgerufen am 03.05.2024.