Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
178. Mehr seind Todt als Lebendig/
Alls lebt und reget sich: doch zweiffel ich ob die Welt
Mehr der (GOtt) lebenden als Todten in sich hält.
179. Der Geitzigen und Weisen wirkung
Der Geitzhals muß darvon/ läst anderen sein Geld;
Der Weise schickts für sich voran in jene Welt.
180. Eben von derselben
Der Weise streuet auß für seine Freind in GOtt;
Der Geitzhalß sammlet ein fürn Teuffel und fürn Tod.
181. Der Narren und Weisen schätzung.
Der Rarr hält sich vor Reich bey einem Sak voll Geld/
Der Weise schätzt sich arm auch bey der gantzen Welt.
182. Der Vnglaube hägt den Geitz.
Wer giebt dem giebet GOtt mehr als der giebt und wil:
Was geitzt die Welt denn so? sie glaubet GOtt nit viel.
183. Der Weise sucht nichts.
Der weise suchet nichts er hat den stillsten Orden:
Warumb? er ist in GOtt schon alles selber worden.
184. Alles verdirbt und was wir nit seind.
Christ werde was du suchst: wo du 's nicht selber bist/
So komstu nie zur Ruh/ und wird dir alls zu Mist.
185. Das Reichthum muß inner uns seyn.
Jn dir muß 's Reichthum seyn/ was du nicht in dir hast/
Wärs auch die gautze Welt/ ist dir nur eine Last.
186. Gott
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
178. Mehr ſeind Todt als Lebendig/
Alls lebt und reget ſich: doch zweiffel ich ob die Welt
Mehr der (GOtt) lebenden als Todten in ſich haͤlt.
179. Der Geitzigen und Weiſen wirkung
Der Geitzhals muß darvon/ laͤſt anderen ſein Geld;
Der Weiſe ſchickts fuͤr ſich voran in jene Welt.
180. Eben von derſelben
Der Weiſe ſtreuet auß fuͤr ſeine Freind in GOtt;
Der Geitzhalß ſam̄let ein fuͤrn Teuffel und fuͤrn Tod.
181. Der Narren und Weiſen ſchaͤtzung.
Der Rarr haͤlt ſich vor Reich bey einem Sak voll Geld/
Der Weiſe ſchaͤtzt ſich arm auch bey der gantzen Welt.
182. Der Vnglaube haͤgt den Geitz.
Wer giebt dem giebet GOtt mehr als der giebt und wil:
Was geitzt die Welt denn ſo? ſie glaubet GOtt nit viel.
183. Der Weiſe ſucht nichts.
Der weiſe ſuchet nichts er hat den ſtillſten Orden:
Warumb? er iſt in GOtt ſchon alles ſelber worden.
184. Alles verdirbt und was wir nit ſeind.
Chriſt werde was du ſuchſt: wo du ’s nicht ſelber biſt/
So komſtu nie zur Ruh/ und wird dir alls zu Miſt.
185. Das Reichthum muß inner uns ſeyn.
Jn dir muß ’s Reichthum ſeyn/ was du nicht in dir haſt/
Waͤrs auch die gautze Welt/ iſt dir nur eine Laſt.
186. Gott
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0246" n="264[240]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. Sinn- und &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>178. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Mehr &#x017F;eind Todt als Lebendig/</hi></hi></head><lb/>
          <l>Alls lebt und reget &#x017F;ich: doch zweiffel ich ob die Welt</l><lb/>
          <l>Mehr der (GOtt) lebenden als Todten in &#x017F;ich ha&#x0364;lt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>179. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Geitzigen und Wei&#x017F;en wirkung</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Geitzhals muß darvon/ la&#x0364;&#x017F;t anderen &#x017F;ein Geld;</l><lb/>
          <l>Der Wei&#x017F;e &#x017F;chickts fu&#x0364;r &#x017F;ich voran in jene Welt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>180. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Eben von der&#x017F;elben</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Wei&#x017F;e &#x017F;treuet auß fu&#x0364;r &#x017F;eine Freind in GOtt;</l><lb/>
          <l>Der Geitzhalß &#x017F;am&#x0304;let ein fu&#x0364;rn Teuffel und fu&#x0364;rn Tod.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>181. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Narren und Wei&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;tzung.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Rarr ha&#x0364;lt &#x017F;ich vor Reich bey einem Sak voll Geld/</l><lb/>
          <l>Der Wei&#x017F;e &#x017F;cha&#x0364;tzt &#x017F;ich arm auch bey der gantzen Welt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>182. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Vnglaube ha&#x0364;gt den Geitz.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wer giebt dem giebet GOtt mehr als der giebt und wil:</l><lb/>
          <l>Was geitzt die Welt denn &#x017F;o? &#x017F;ie glaubet GOtt nit viel.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>183. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Wei&#x017F;e &#x017F;ucht nichts.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der wei&#x017F;e &#x017F;uchet nichts er hat den &#x017F;till&#x017F;ten Orden:</l><lb/>
          <l>Warumb? er i&#x017F;t in GOtt &#x017F;chon alles &#x017F;elber worden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>184. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Alles verdirbt und was wir nit &#x017F;eind.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Chri&#x017F;t werde was du &#x017F;uch&#x017F;t: wo du &#x2019;s nicht &#x017F;elber bi&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>So kom&#x017F;tu nie zur Ruh/ und wird dir alls zu Mi&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>185. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Reichthum muß inner uns &#x017F;eyn.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Jn dir muß &#x2019;s Reichthum &#x017F;eyn/ was du nicht in dir ha&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Wa&#x0364;rs auch die gautze Welt/ i&#x017F;t dir nur eine La&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">186. <hi rendition="#fr">Gott</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264[240]/0246] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 178. Mehr ſeind Todt als Lebendig/ Alls lebt und reget ſich: doch zweiffel ich ob die Welt Mehr der (GOtt) lebenden als Todten in ſich haͤlt. 179. Der Geitzigen und Weiſen wirkung Der Geitzhals muß darvon/ laͤſt anderen ſein Geld; Der Weiſe ſchickts fuͤr ſich voran in jene Welt. 180. Eben von derſelben Der Weiſe ſtreuet auß fuͤr ſeine Freind in GOtt; Der Geitzhalß ſam̄let ein fuͤrn Teuffel und fuͤrn Tod. 181. Der Narren und Weiſen ſchaͤtzung. Der Rarr haͤlt ſich vor Reich bey einem Sak voll Geld/ Der Weiſe ſchaͤtzt ſich arm auch bey der gantzen Welt. 182. Der Vnglaube haͤgt den Geitz. Wer giebt dem giebet GOtt mehr als der giebt und wil: Was geitzt die Welt denn ſo? ſie glaubet GOtt nit viel. 183. Der Weiſe ſucht nichts. Der weiſe ſuchet nichts er hat den ſtillſten Orden: Warumb? er iſt in GOtt ſchon alles ſelber worden. 184. Alles verdirbt und was wir nit ſeind. Chriſt werde was du ſuchſt: wo du ’s nicht ſelber biſt/ So komſtu nie zur Ruh/ und wird dir alls zu Miſt. 185. Das Reichthum muß inner uns ſeyn. Jn dir muß ’s Reichthum ſeyn/ was du nicht in dir haſt/ Waͤrs auch die gautze Welt/ iſt dir nur eine Laſt. 186. Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/246
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 264[240]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/246>, abgerufen am 03.05.2024.