Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh. Angeli sechstes Buch
109. Der sein selbst Sclave.
Du wilt nicht Sclave seyn; und doch ists wahr mein Christ/
Daß deiner selbst begiehr du vielmahl Sclave bist.
110. Die schnödeste Sclaverey.
Die schnödste Sclaverey ist gerne Sclave seyn.
Wie bildstu Sünden-Sclav dir denn was ehrlichs ein?
111. Die geistliche Hunds Hütte.
Nichts schändlichs/ nichts gerings steigt in ein groß ge-
mütte:
Hat deins an Sünden lust/ so ists ein Hundes Hütte-
112. Die schmälichste Dienstbarkeit.
Das schmählichst' ist die Sünd. Dänk Sünder was für
schmach/
Der du als wie ein Hund ihr dienst/ dir folget nach!
113. Der willige Betrogene.
Die Sünd ist voll Betrugs. Läst du dich sie regiern/
So lästu dich mit willn inn schlund der Höllen führn.
114. Der Stok-Knecht liebt den Stok.
Kein edler Geist ist gern gefangen und umbschränkt.
Du must ein Stok-Knecht seyn/ wo dich dein Leib nicht
kränkt.
115. Nachlässigkeit komt nicht zu GOtt.
Du sprichst/ du wirst noch wohl GOTT sehen und sein
Licht:
O Narr du siehst ihn nie/ siehstu ihn heute nicht.
116. Nicht verlangen nicht embfangen.
Wer GOttes angesicht hier nicht sieht mit begier/
Der komt in ewigkeit darnach nicht bey ihm für.
117. Ohne
Joh. Angeli ſechſtes Buch
109. Der ſein ſelbſt Sclave.
Du wilt nicht Sclave ſeyn; un̄ doch iſts wahr mein Chriſt/
Daß deiner ſelbſt begiehr du vielmahl Sclave biſt.
110. Die ſchnoͤdeſte Sclaverey.
Die ſchnoͤdſte Sclaverey iſt gerne Sclave ſeyn.
Wie bildſtu Suͤnden-Sclav dir denn was ehrlichs ein?
111. Die geiſtliche Hunds Huͤtte.
Nichts ſchaͤndlichs/ nichts gerings ſteigt in ein groß ge-
muͤtte:
Hat deins an Suͤnden luſt/ ſo iſts ein Hundes Huͤtte-
112. Die ſchmaͤlichſte Dienſtbarkeit.
Das ſchmaͤhlichſt’ iſt die Suͤnd. Daͤnk Suͤnder was fuͤr
ſchmach/
Der du als wie ein Hund ihr dienſt/ dir folget nach!
113. Der willige Betrogene.
Die Suͤnd iſt voll Betrugs. Laͤſt du dich ſie regiern/
So laͤſtu dich mit willn inn ſchlund der Hoͤllen fuͤhrn.
114. Der Stok-Knecht liebt den Stok.
Kein edler Geiſt iſt gern gefangen und umbſchraͤnkt.
Du muſt ein Stok-Knecht ſeyn/ wo dich dein Leib nicht
kraͤnkt.
115. Nachlaͤſſigkeit komt nicht zu GOtt.
Du ſprichſt/ du wirſt noch wohl GOTT ſehen und ſein
Licht:
O Narr du ſiehſt ihn nie/ ſiehſtu ihn heute nicht.
116. Nicht verlangen nicht embfangen.
Wer GOttes angeſicht hier nicht ſieht mit begier/
Der komt in ewigkeit darnach nicht bey ihm fuͤr.
117. Ohne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0237" n="246[231]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh. Angeli &#x017F;ech&#x017F;tes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>109. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">Sclave.</hi></hi></hi></head><lb/>
          <l>Du wilt nicht <hi rendition="#aq">Scla</hi>ve &#x017F;eyn; un&#x0304; doch i&#x017F;ts wahr mein Chri&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Daß deiner &#x017F;elb&#x017F;t begiehr du vielmahl <hi rendition="#aq">Scla</hi>ve bi&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>110. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die &#x017F;chno&#x0364;de&#x017F;te <hi rendition="#aq">Scla</hi>verey.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die &#x017F;chno&#x0364;d&#x017F;te <hi rendition="#aq">Scla</hi>verey i&#x017F;t gerne <hi rendition="#aq">Scla</hi>ve &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Wie bild&#x017F;tu Su&#x0364;nden-<hi rendition="#aq">Scla</hi>v dir denn was ehrlichs ein?</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>111. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die gei&#x017F;tliche Hunds Hu&#x0364;tte.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Nichts &#x017F;cha&#x0364;ndlichs/ nichts gerings &#x017F;teigt in ein groß ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mu&#x0364;tte:</hi> </l><lb/>
          <l>Hat deins an Su&#x0364;nden lu&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;ts ein Hundes Hu&#x0364;tte-</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>112. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die &#x017F;chma&#x0364;lich&#x017F;te Dien&#x017F;tbarkeit.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das &#x017F;chma&#x0364;hlich&#x017F;t&#x2019; i&#x017F;t die Su&#x0364;nd. Da&#x0364;nk Su&#x0364;nder was fu&#x0364;r</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chmach/</hi> </l><lb/>
          <l>Der du als wie ein Hund ihr dien&#x017F;t/ dir folget nach!</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>113. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der willige Betrogene.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Su&#x0364;nd i&#x017F;t voll Betrugs. La&#x0364;&#x017F;t du dich &#x017F;ie regiern/</l><lb/>
          <l>So la&#x0364;&#x017F;tu dich mit willn inn &#x017F;chlund der Ho&#x0364;llen fu&#x0364;hrn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>114. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Stok-Knecht liebt den Stok.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Kein edler Gei&#x017F;t i&#x017F;t gern gefangen und umb&#x017F;chra&#x0364;nkt.</l><lb/>
          <l>Du mu&#x017F;t ein Stok-Knecht &#x017F;eyn/ wo dich dein Leib nicht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">kra&#x0364;nkt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>115. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit komt nicht zu GOtt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Du &#x017F;prich&#x017F;t/ du wir&#x017F;t noch wohl GOTT &#x017F;ehen und &#x017F;ein</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Licht:</hi> </l><lb/>
          <l>O Narr du &#x017F;ieh&#x017F;t ihn nie/ &#x017F;ieh&#x017F;tu ihn heute nicht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>116. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Nicht verlangen nicht embfangen.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wer GOttes ange&#x017F;icht hier nicht &#x017F;ieht mit begier/</l><lb/>
          <l>Der komt in ewigkeit darnach nicht bey ihm fu&#x0364;r.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">117. <hi rendition="#fr">Ohne</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246[231]/0237] Joh. Angeli ſechſtes Buch 109. Der ſein ſelbſt Sclave. Du wilt nicht Sclave ſeyn; un̄ doch iſts wahr mein Chriſt/ Daß deiner ſelbſt begiehr du vielmahl Sclave biſt. 110. Die ſchnoͤdeſte Sclaverey. Die ſchnoͤdſte Sclaverey iſt gerne Sclave ſeyn. Wie bildſtu Suͤnden-Sclav dir denn was ehrlichs ein? 111. Die geiſtliche Hunds Huͤtte. Nichts ſchaͤndlichs/ nichts gerings ſteigt in ein groß ge- muͤtte: Hat deins an Suͤnden luſt/ ſo iſts ein Hundes Huͤtte- 112. Die ſchmaͤlichſte Dienſtbarkeit. Das ſchmaͤhlichſt’ iſt die Suͤnd. Daͤnk Suͤnder was fuͤr ſchmach/ Der du als wie ein Hund ihr dienſt/ dir folget nach! 113. Der willige Betrogene. Die Suͤnd iſt voll Betrugs. Laͤſt du dich ſie regiern/ So laͤſtu dich mit willn inn ſchlund der Hoͤllen fuͤhrn. 114. Der Stok-Knecht liebt den Stok. Kein edler Geiſt iſt gern gefangen und umbſchraͤnkt. Du muſt ein Stok-Knecht ſeyn/ wo dich dein Leib nicht kraͤnkt. 115. Nachlaͤſſigkeit komt nicht zu GOtt. Du ſprichſt/ du wirſt noch wohl GOTT ſehen und ſein Licht: O Narr du ſiehſt ihn nie/ ſiehſtu ihn heute nicht. 116. Nicht verlangen nicht embfangen. Wer GOttes angeſicht hier nicht ſieht mit begier/ Der komt in ewigkeit darnach nicht bey ihm fuͤr. 117. Ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/237
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 246[231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/237>, abgerufen am 03.05.2024.