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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr Sinn- und schlußr.
85. Man thut nicht was man Lobt.
Man lobt den gutten Mann der ihm genügen läst;
Und frisset doch umb sich gleich wie der Krebs und Pest.
86. Wer alles verlanget/ hat noch nichts.
Wer nichts verlangt hat alls. Wer alles thut verlan-
gen.
Der hat in wahrheit noch nicht einen stiel empfangen.
87. Wer der Sonne und GOtte gleicht.
Wer alln sein gutt mittheilt/ alln nutzt und alle Liebt/
Jst wie der Sonnen Licht/ und GOtt der alln sich giebt.
88. Allmosen geben macht reich.
Der Arme/ giebstu ihm/ macht dich dem Reichen gleich:
Wie da? er trägt dir alls voran ins Himmelreich.
89. An den Kargen.
Pfuy dich du karger Filtz/ GOtt hat dir alls gegeben;
Noch wenn Er zu dir komt/ giebstu ihm kaum zuleben.
90. Der Reiche siehet GOtt nicht gern.
Der Arme Christ ist GOtt: doch sieht des reichen Hauß
Gemeiniglich nicht gern den GOtt geyn ein und auß.
91. Anderst geglaubt/ anderst gethan.
Man glaubt es seeger seyn zu geben als zu nehmen;
Und doch wil man gar schlecht zum geben sich bequämen.
92. Thue was du dir gethan wilt.
Mensch weil du gerne siehst daß man dir Gaben giebt;
So mache doch auch dich im geben wol geübt.
93. Weise
Geiſtr Sinn- und ſchlußr.
85. Man thut nicht was man Lobt.
Man lobt den gutten Mann der ihm genuͤgen laͤſt;
Und friſſet doch umb ſich gleich wie der Krebs und Peſt.
86. Wer alles verlanget/ hat noch nichts.
Wer nichts verlangt hat alls. Wer alles thut verlan-
gen.
Der hat in wahrheit noch nicht einen ſtiel empfangen.
87. Wer der Sonne und GOtte gleicht.
Wer alln ſein gutt mittheilt/ alln nutzt und alle Liebt/
Jſt wie der Sonnen Licht/ und GOtt der alln ſich giebt.
88. Allmoſen geben macht reich.
Der Arme/ giebſtu ihm/ macht dich dem Reichen gleich:
Wie da? er traͤgt dir alls voran ins Himmelreich.
89. An den Kargen.
Pfuy dich du karger Filtz/ GOtt hat dir alls gegeben;
Noch wenn Er zu dir komt/ giebſtu ihm kaum zuleben.
90. Der Reiche ſiehet GOtt nicht gern.
Der Arme Chriſt iſt GOtt: doch ſieht des reichen Hauß
Gemeiniglich nicht gern den GOtt geyn ein und auß.
91. Anderſt geglaubt/ anderſt gethan.
Man glaubt es ſeeger ſeyn zu geben als zu nehmen;
Und doch wil man gar ſchlecht zum geben ſich bequaͤmen.
92. Thue was du dir gethan wilt.
Menſch weil du gerne ſiehſt daß man dir Gaben giebt;
So mache doch auch dich im geben wol geuͤbt.
93. Weiſe
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[243[228]/0234] Geiſtr Sinn- und ſchlußr. 85. Man thut nicht was man Lobt. Man lobt den gutten Mann der ihm genuͤgen laͤſt; Und friſſet doch umb ſich gleich wie der Krebs und Peſt. 86. Wer alles verlanget/ hat noch nichts. Wer nichts verlangt hat alls. Wer alles thut verlan- gen. Der hat in wahrheit noch nicht einen ſtiel empfangen. 87. Wer der Sonne und GOtte gleicht. Wer alln ſein gutt mittheilt/ alln nutzt und alle Liebt/ Jſt wie der Sonnen Licht/ und GOtt der alln ſich giebt. 88. Allmoſen geben macht reich. Der Arme/ giebſtu ihm/ macht dich dem Reichen gleich: Wie da? er traͤgt dir alls voran ins Himmelreich. 89. An den Kargen. Pfuy dich du karger Filtz/ GOtt hat dir alls gegeben; Noch wenn Er zu dir komt/ giebſtu ihm kaum zuleben. 90. Der Reiche ſiehet GOtt nicht gern. Der Arme Chriſt iſt GOtt: doch ſieht des reichen Hauß Gemeiniglich nicht gern den GOtt geyn ein und auß. 91. Anderſt geglaubt/ anderſt gethan. Man glaubt es ſeeger ſeyn zu geben als zu nehmen; Und doch wil man gar ſchlecht zum geben ſich bequaͤmen. 92. Thue was du dir gethan wilt. Menſch weil du gerne ſiehſt daß man dir Gaben giebt; So mache doch auch dich im geben wol geuͤbt. 93. Weiſe

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 243[228]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/234>, abgerufen am 27.11.2024.