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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli sechstes Buch
Ein Mägdlein/ die versetzt in der göttinnen Orden/
Jst Jungfrau deine Seel/ die GOtts gemahlin worden.
15. Der Sohn führet des Vaters Nahme.
Sag was unß endlich GOtt für einen Nahmen giebt/
Die er in seinem Sohn für Sohn' aufnihmt und Liebt?
Fragstu und nenst ihn GOtt/ so mustu ja bekennen/
Daß er unß anderst nicht alß Götter könne nennen.
16. Die geheime Auferstehung.
Durch Hoffart/ Fleisches lust/ und durch begiehr der
Welt/
Hat Geist/ Leib/ Seel der Feind gestürtzet und gefällt/
Durch Demutt und Casteyn/ und durch Allmosen geben/
Steht auf Geist Leib und Seel zu einem neuen leben.
17. Eine Begierde löscht die andere auß.
Je mehr ein Mensch sich freut auf zeitlich Ehr und Gutt/
Je weniger hat er zu ewgen dingen mutt.
Jemehr hingegen er wartt auf die ewge dinge/
Jemehr und mehr wird ihm das Zlitliche geringe.
18. Die Ewigkeit wird für nichts geschätzt.
O Thorheit/ umb die zeit wagt man sich biß inn Tod!
Und auf die Ewigkeit setzt man nur einen Spott!
19. Der gröste Narr.
Du schlägst umbs Zeitliche das Ewig' in den wind:
Richt'/ ob die Welt auch wol einen grössern Rarren findt?
20. Das zeitliche ist Rauch.
Alls zeitlich' ist ein Rauch. Lästu es in dein Hauß/
So beist es dir fürwahr des Geistes Augen auß.
21. Das
K 3
Joh: Angeli ſechſtes Buch
Ein Maͤgdlein/ die verſetzt in der goͤttinnen Orden/
Jſt Jungfrau deine Seel/ die GOtts gemahlin worden.
15. Der Sohn fuͤhret des Vaters Nahmē.
Sag was unß endlich GOtt fuͤr einen Nahmen giebt/
Die er in ſeinem Sohn fuͤr Sohn’ aufnihmt und Liebt?
Fragſtu und nenſt ihn GOtt/ ſo muſtu ja bekennen/
Daß er unß anderſt nicht alß Goͤtter koͤnne nennen.
16. Die geheime Auferſtehung.
Durch Hoffart/ Fleiſches luſt/ und durch begiehr der
Welt/
Hat Geiſt/ Leib/ Seel der Feind geſtuͤrtzet und gefaͤllt/
Durch Demutt und Caſteyn/ und durch Allmoſen geben/
Steht auf Geiſt Leib und Seel zu einem neuen leben.
17. Eine Begierde loͤſcht die andere auß.
Je mehr ein Menſch ſich freut auf zeitlich Ehr und Gutt/
Je weniger hat er zu ewgen dingen mutt.
Jemehr hingegen er wartt auf die ewge dinge/
Jemehr und mehr wird ihm das Zlitliche geringe.
18. Die Ewigkeit wird fuͤr nichts geſchaͤtzt.
O Thorheit/ umb die zeit wagt man ſich biß inn Tod!
Und auf die Ewigkeit ſetzt man nur einen Spott!
19. Der groͤſte Narr.
Du ſchlaͤgſt umbs Zeitliche das Ewig’ in den wind:
Richt’/ ob die Welt auch wol einen groͤſſern Rarren findt?
20. Das zeitliche iſt Rauch.
Alls zeitlich’ iſt ein Rauch. Laͤſtu es in dein Hauß/
So beiſt es dir fuͤrwahr des Geiſtes Augen auß.
21. Das
K 3
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[234[219]/0225] Joh: Angeli ſechſtes Buch Ein Maͤgdlein/ die verſetzt in der goͤttinnen Orden/ Jſt Jungfrau deine Seel/ die GOtts gemahlin worden. 15. Der Sohn fuͤhret des Vaters Nahmē. Sag was unß endlich GOtt fuͤr einen Nahmen giebt/ Die er in ſeinem Sohn fuͤr Sohn’ aufnihmt und Liebt? Fragſtu und nenſt ihn GOtt/ ſo muſtu ja bekennen/ Daß er unß anderſt nicht alß Goͤtter koͤnne nennen. 16. Die geheime Auferſtehung. Durch Hoffart/ Fleiſches luſt/ und durch begiehr der Welt/ Hat Geiſt/ Leib/ Seel der Feind geſtuͤrtzet und gefaͤllt/ Durch Demutt und Caſteyn/ und durch Allmoſen geben/ Steht auf Geiſt Leib und Seel zu einem neuen leben. 17. Eine Begierde loͤſcht die andere auß. Je mehr ein Menſch ſich freut auf zeitlich Ehr und Gutt/ Je weniger hat er zu ewgen dingen mutt. Jemehr hingegen er wartt auf die ewge dinge/ Jemehr und mehr wird ihm das Zlitliche geringe. 18. Die Ewigkeit wird fuͤr nichts geſchaͤtzt. O Thorheit/ umb die zeit wagt man ſich biß inn Tod! Und auf die Ewigkeit ſetzt man nur einen Spott! 19. Der groͤſte Narr. Du ſchlaͤgſt umbs Zeitliche das Ewig’ in den wind: Richt’/ ob die Welt auch wol einen groͤſſern Rarren findt? 20. Das zeitliche iſt Rauch. Alls zeitlich’ iſt ein Rauch. Laͤſtu es in dein Hauß/ So beiſt es dir fuͤrwahr des Geiſtes Augen auß. 21. Das K 3

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 234[219]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/225>, abgerufen am 23.11.2024.