Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh: Angeli fünfftes Buch
298. Die Liebe hat keine Furcht.
Die Liebe fürcht sich nicht/ sie kan auch nicht verderben:
Es müste Gott zuvor sambt seiner Gottheit sterben.
299. Wie die Person so das Verdienst.
Die Braut verdient sich mehr mit einem Kuß umb
Gott/
Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod.
300. Wer Gott recht liebet.
Mensch nie mand liebt Gott recht als der sich selbst
Veracht.
Schau ob du es auch so mit deiner Lieb gemacht.
301. Was das freundlichste nach Gott.
Das freundlichste nach Gott ist die verliebte Seele:
Drumb hat er seine Lust zu seyn in jhrer Höle.
302. Das Schnelleste.
Die Lieb ist's schnellste Ding: Sie kan für sich allein
Jn einem Augenblik im höchsten Himmel seyn.
303. Kennzeichen der falschen Liebe.
Wiltu die falsche Lieb von wahrer unterscheiden/
So schau sie sucht sich selbst/ und fället ab jun Leiden.
304 Das Kreutz probirt die liebe.
Jm Feuer wird das Gold obs reine sey probirt/
Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter sie/ gespürt.
305. Die Liebe Gottes ist wesentlich.
Die Liebe gegen Gott steht nicht in süssigkeit/
Süss ist ein zufall nur: sie steht in Wesenheit.
306.
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
298. Die Liebe hat keine Furcht.
Die Liebe fuͤrcht ſich nicht/ ſie kan auch nicht verderben:
Es muͤſte Gott zuvor ſambt ſeiner Gottheit ſterben.
299. Wie die Perſon ſo das Verdienſt.
Die Braut verdient ſich mehr mit einem Kuß umb
Gott/
Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod.
300. Wer Gott recht liebet.
Menſch nie mand liebt Gott recht als der ſich ſelbſt
Veracht.
Schau ob du es auch ſo mit deiner Lieb gemacht.
301. Was das freundlichſte nach Gott.
Das freundlichſte nach Gott iſt die verliebte Seele:
Drumb hat er ſeine Luſt zu ſeyn in jhrer Hoͤle.
302. Das Schnelleſte.
Die Lieb iſt’s ſchnellſte Ding: Sie kan fuͤr ſich allein
Jn einem Augenblik im hoͤchſten Himmel ſeyn.
303. Kennzeichen der falſchen Liebe.
Wiltu die falſche Lieb von wahrer unterſcheiden/
So ſchau ſie ſucht ſich ſelbſt/ und faͤllet ab jun Leiden.
304 Das Kreutz probirt die liebe.
Jm Feuer wird das Gold obs reine ſey probirt/
Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter ſie/ geſpuͤrt.
305. Die Liebe Gottes iſt weſentlich.
Die Liebe gegen Gott ſteht nicht in ſuͤſsigkeit/
Suͤſſ iſt ein zufall nur: ſie ſteht in Weſenheit.
306.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0208" n="217[202]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh: Angeli fu&#x0364;nfftes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>298. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Liebe hat keine Furcht.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Liebe fu&#x0364;rcht &#x017F;ich nicht/ &#x017F;ie kan auch nicht verderben:</l><lb/>
          <l>Es mu&#x0364;&#x017F;te Gott zuvor &#x017F;ambt &#x017F;einer Gottheit &#x017F;terben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>299. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wie die Per&#x017F;on &#x017F;o das Verdien&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Braut verdient &#x017F;ich mehr mit einem Kuß umb</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Gott/</hi> </l><lb/>
          <l>Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>300. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer Gott recht liebet.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch nie mand liebt Gott recht als der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Veracht.</hi> </l><lb/>
          <l>Schau ob du es auch &#x017F;o mit deiner Lieb gemacht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>301. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was das freundlich&#x017F;te nach Gott.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das freundlich&#x017F;te nach Gott i&#x017F;t die verliebte Seele:</l><lb/>
          <l>Drumb hat er &#x017F;eine Lu&#x017F;t zu &#x017F;eyn in jhrer Ho&#x0364;le.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>302. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Schnelle&#x017F;te.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Lieb i&#x017F;t&#x2019;s &#x017F;chnell&#x017F;te Ding: Sie kan fu&#x0364;r &#x017F;ich allein</l><lb/>
          <l>Jn einem Augenblik im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Himmel &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>303. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kennzeichen der fal&#x017F;chen Liebe.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wiltu die fal&#x017F;che Lieb von wahrer unter&#x017F;cheiden/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chau &#x017F;ie &#x017F;ucht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und fa&#x0364;llet ab jun Leiden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>304 <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das Kreutz probirt die liebe.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Jm Feuer wird das Gold obs reine &#x017F;ey probirt/</l><lb/>
          <l>Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter &#x017F;ie/ ge&#x017F;pu&#x0364;rt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>305. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Liebe Gottes i&#x017F;t we&#x017F;entlich.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die Liebe gegen Gott &#x017F;teht nicht in &#x017F;u&#x0364;&#x017F;sigkeit/</l><lb/>
          <l>Su&#x0364;&#x017F;&#x017F; i&#x017F;t ein zufall nur: &#x017F;ie &#x017F;teht in We&#x017F;enheit.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">306.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217[202]/0208] Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 298. Die Liebe hat keine Furcht. Die Liebe fuͤrcht ſich nicht/ ſie kan auch nicht verderben: Es muͤſte Gott zuvor ſambt ſeiner Gottheit ſterben. 299. Wie die Perſon ſo das Verdienſt. Die Braut verdient ſich mehr mit einem Kuß umb Gott/ Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod. 300. Wer Gott recht liebet. Menſch nie mand liebt Gott recht als der ſich ſelbſt Veracht. Schau ob du es auch ſo mit deiner Lieb gemacht. 301. Was das freundlichſte nach Gott. Das freundlichſte nach Gott iſt die verliebte Seele: Drumb hat er ſeine Luſt zu ſeyn in jhrer Hoͤle. 302. Das Schnelleſte. Die Lieb iſt’s ſchnellſte Ding: Sie kan fuͤr ſich allein Jn einem Augenblik im hoͤchſten Himmel ſeyn. 303. Kennzeichen der falſchen Liebe. Wiltu die falſche Lieb von wahrer unterſcheiden/ So ſchau ſie ſucht ſich ſelbſt/ und faͤllet ab jun Leiden. 304 Das Kreutz probirt die liebe. Jm Feuer wird das Gold obs reine ſey probirt/ Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter ſie/ geſpuͤrt. 305. Die Liebe Gottes iſt weſentlich. Die Liebe gegen Gott ſteht nicht in ſuͤſsigkeit/ Suͤſſ iſt ein zufall nur: ſie ſteht in Weſenheit. 306.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/208
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 217[202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/208>, abgerufen am 03.05.2024.