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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
106. Das Leben muß dir selbst einge-
geschrieben seyn.
Mensch wird dein Hertze nicht das Buch deß Lebens seyn:
So wirstu nimmermehr zu Gott gelassen ein.
107. Christus gestern/ heut/ und Morgen.
Messias der ist heut/ ist gestern/ und ist Morgen/
Und biß in ewigkeit/ entdekket und verborgen.
108. Der glaub' allein ist ein holes Faß.
Der glaub'/ ohn lieb'/ allein/ (wie ich mich wol besinne)
Jst wie ein holes Faß: Eß klingt und hat nichts drinne.
109. Wer GOtt hat hat alles mit jhm.
Bey GOtt ist alls und jeds: Wer neben Jhm trägt ein/
Der muß ein rechter Narr/ und tummer Geitzhalß seyn.
110. Dem Schöpffer lauffen alle Ge-
schöpffe nach.
Wenn du den Schöpffer hast/ so laufft dir alles nach/
Mensch/ Engel/ Sonn und Mond/ Lufft/ Feuer/ Erd/
und Bach.
111. Ausser GOtt leben ist Todt seyn.
Mensch glaube diß gewiß: Wo du nicht lebst in GOtt/
Lebstu gleich tausend Jahr/ du bist so lange todt.
112. Nicht alles gutte ist gut.
Nicht alles gut' ist gut: Mensch überred dich nicht:
Waß nicht im Lieböl brent das ist ein falsches Licht.
113. Gewien ist verlust.
Der Reiche dieser Welt was hat er vor gewin?
Daß er muß mit verlust von seinem Reichthumb ziehn.
114. Nach
H 6
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
106. Das Leben muß dir ſelbſt einge-
geſchrieben ſeyn.
Menſch wird dein Hertze nicht das Buch deß Lebens ſeyn:
So wirſtu nimmermehr zu Gott gelaſſen ein.
107. Chriſtus geſtern/ heut/ und Morgen.
Meſſias der iſt heut/ iſt geſtern/ und iſt Morgen/
Und biß in ewigkeit/ entdekket und verborgen.
108. Der glaub’ allein iſt ein holes Faß.
Der glaub’/ ohn lieb’/ allein/ (wie ich mich wol beſinne)
Jſt wie ein holes Faß: Eß klingt und hat nichts drinne.
109. Wer GOtt hat hat alles mit jhm.
Bey GOtt iſt alls und jeds: Wer neben Jhm traͤgt ein/
Der muß ein rechter Narr/ und tummer Geitzhalß ſeyn.
110. Dem Schoͤpffer lauffen alle Ge-
ſchoͤpffe nach.
Wenn du den Schoͤpffer haſt/ ſo laufft dir alles nach/
Menſch/ Engel/ Sonn und Mond/ Lufft/ Feuer/ Erd/
und Bach.
111. Auſſer GOtt leben iſt Todt ſeyn.
Menſch glaube diß gewiß: Wo du nicht lebſt in GOtt/
Lebſtu gleich tauſend Jahr/ du biſt ſo lange todt.
112. Nicht alles gutte iſt gut.
Nicht alles gut’ iſt gut: Menſch uͤberred dich nicht:
Waß nicht im Lieboͤl brent das iſt ein falſches Licht.
113. Gewien iſt verluſt.
Der Reiche dieſer Welt was hat er vor gewin?
Daß er muß mit verluſt von ſeinem Reichthumb ziehn.
114. Nach
H 6
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[188[177]/0183] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 106. Das Leben muß dir ſelbſt einge- geſchrieben ſeyn. Menſch wird dein Hertze nicht das Buch deß Lebens ſeyn: So wirſtu nimmermehr zu Gott gelaſſen ein. 107. Chriſtus geſtern/ heut/ und Morgen. Meſſias der iſt heut/ iſt geſtern/ und iſt Morgen/ Und biß in ewigkeit/ entdekket und verborgen. 108. Der glaub’ allein iſt ein holes Faß. Der glaub’/ ohn lieb’/ allein/ (wie ich mich wol beſinne) Jſt wie ein holes Faß: Eß klingt und hat nichts drinne. 109. Wer GOtt hat hat alles mit jhm. Bey GOtt iſt alls und jeds: Wer neben Jhm traͤgt ein/ Der muß ein rechter Narr/ und tummer Geitzhalß ſeyn. 110. Dem Schoͤpffer lauffen alle Ge- ſchoͤpffe nach. Wenn du den Schoͤpffer haſt/ ſo laufft dir alles nach/ Menſch/ Engel/ Sonn und Mond/ Lufft/ Feuer/ Erd/ und Bach. 111. Auſſer GOtt leben iſt Todt ſeyn. Menſch glaube diß gewiß: Wo du nicht lebſt in GOtt/ Lebſtu gleich tauſend Jahr/ du biſt ſo lange todt. 112. Nicht alles gutte iſt gut. Nicht alles gut’ iſt gut: Menſch uͤberred dich nicht: Waß nicht im Lieboͤl brent das iſt ein falſches Licht. 113. Gewien iſt verluſt. Der Reiche dieſer Welt was hat er vor gewin? Daß er muß mit verluſt von ſeinem Reichthumb ziehn. 114. Nach H 6

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 188[177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/183>, abgerufen am 27.11.2024.