Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
181. Vom Seeligen.
Die seelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit:
Sie ist ein Licht mit GOtt und eine Herrlichkeit.
182. Gleichnüß der Freud in GOtt.
Freund was der Hönig dir ist gegen Koth und wust:
Das ist die Freud in GOtt auch gegens Fleischeslust.
183. Was du wilst ist alles in dir.
Mensch alles was du wilt/ ist schon zu vor in dir:
Es lieget nur an dem daß du s' nicht würkst herfür.
184. Das wunderlichste Geheimnüß.
Mensch kein Geheimnüß kan so wunderbahrlich seyn:
Als daß die heilige Seel mit GOtt ein Einges ein.
185. Wie die Creatur in GOtt.
Wie du das Feur im Kieß/ den Baum im Kern sichst
seyn:
So bild dir das Geschöpff in GOtt dem Schöpffer ein.
186. Nichts ist jhm selber.
Der Regen fällt nicht jhm/ die Sonne scheint nicht jhr:
Du auch bist anderen geschaffen/ und nicht dir.
187. Man soll den Geber nehmen.
Mensch laß die Gaben GOtts/ und eyl Jhm selbsten zu:
Wo du ann Gaben bleibst/ so kömstu nicht zur Ruh.
188. Wer der Freudigste Mensch ist.
Kein Mensch ist freudiger als der zu aller Stund
Von Gott und seiner Lieb entzündt wird und verwundt.
189. Der
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
181. Vom Seeligen.
Die ſeelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit:
Sie iſt ein Licht mit GOtt und eine Herrlichkeit.
182. Gleichnuͤß der Freud in GOtt.
Freund was der Hoͤnig dir iſt gegen Koth und wuſt:
Das iſt die Freud in GOtt auch gegens Fleiſchesluſt.
183. Was du wilſt iſt alles in dir.
Menſch alles was du wilt/ iſt ſchon zu vor in dir:
Es lieget nur an dem daß du s’ nicht wuͤrkſt herfuͤr.
184. Das wunderlichſte Geheimnuͤß.
Menſch kein Geheimnuͤß kan ſo wunderbahrlich ſeyn:
Als daß die heilige Seel mit GOtt ein Einges ein.
185. Wie die Creatur in GOtt.
Wie du das Feur im Kieß/ den Baum im Kern ſichſt
ſeyn:
So bild dir das Geſchoͤpff in GOtt dem Schoͤpffer ein.
186. Nichts iſt jhm ſelber.
Der Regen faͤllt nicht jhm/ die Sonne ſcheint nicht jhr:
Du auch biſt anderen geſchaffen/ und nicht dir.
187. Man ſoll den Geber nehmen.
Menſch laß die Gaben GOtts/ und eyl Jhm ſelbſten zu:
Wo du ann Gaben bleibſt/ ſo koͤmſtu nicht zur Ruh.
188. Wer der Freudigſte Menſch iſt.
Kein Menſch iſt freudiger als der zu aller Stund
Von Gott und ſeiner Lieb entzuͤndt wird und verwundt.
189. Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0163" n="158[157]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. <choice><orig>Sinn-und</orig><reg>Sinn- und</reg></choice> &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>181. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Vom Seeligen.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Die &#x017F;eelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit:</l><lb/>
          <l>Sie i&#x017F;t ein Licht mit GOtt und eine Herrlichkeit.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>182. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Gleichnu&#x0364;ß der Freud in GOtt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Freund was der Ho&#x0364;nig dir i&#x017F;t gegen Koth und wu&#x017F;t:</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t die Freud in GOtt auch gegens Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>183. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was du wil&#x017F;t i&#x017F;t alles in dir.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch alles was du wilt/ i&#x017F;t &#x017F;chon zu vor in dir:</l><lb/>
          <l>Es lieget nur an dem daß du s&#x2019; nicht wu&#x0364;rk&#x017F;t herfu&#x0364;r.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>184. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das wunderlich&#x017F;te Geheimnu&#x0364;ß.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch kein Geheimnu&#x0364;ß kan &#x017F;o wunderbahrlich &#x017F;eyn:</l><lb/>
          <l>Als daß die heilige Seel mit GOtt ein Einges ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>185. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wie die Creatur in GOtt.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wie du das Feur im Kieß/ den Baum im Kern &#x017F;ich&#x017F;t</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn:</hi> </l><lb/>
          <l>So bild dir das Ge&#x017F;cho&#x0364;pff in GOtt dem Scho&#x0364;pffer ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>186. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Nichts i&#x017F;t jhm &#x017F;elber.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Regen fa&#x0364;llt nicht jhm/ die Sonne &#x017F;cheint nicht jhr:</l><lb/>
          <l>Du auch bi&#x017F;t anderen ge&#x017F;chaffen/ und nicht dir.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>187. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Man &#x017F;oll den Geber nehmen.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch laß die Gaben GOtts/ und eyl Jhm &#x017F;elb&#x017F;ten zu:</l><lb/>
          <l>Wo du ann Gaben bleib&#x017F;t/ &#x017F;o ko&#x0364;m&#x017F;tu nicht zur Ruh.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>188. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer der Freudig&#x017F;te Men&#x017F;ch i&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Kein Men&#x017F;ch i&#x017F;t freudiger als der zu aller Stund</l><lb/>
          <l>Von Gott und &#x017F;einer Lieb entzu&#x0364;ndt wird und verwundt.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">189. <hi rendition="#fr">Der</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158[157]/0163] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 181. Vom Seeligen. Die ſeelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit: Sie iſt ein Licht mit GOtt und eine Herrlichkeit. 182. Gleichnuͤß der Freud in GOtt. Freund was der Hoͤnig dir iſt gegen Koth und wuſt: Das iſt die Freud in GOtt auch gegens Fleiſchesluſt. 183. Was du wilſt iſt alles in dir. Menſch alles was du wilt/ iſt ſchon zu vor in dir: Es lieget nur an dem daß du s’ nicht wuͤrkſt herfuͤr. 184. Das wunderlichſte Geheimnuͤß. Menſch kein Geheimnuͤß kan ſo wunderbahrlich ſeyn: Als daß die heilige Seel mit GOtt ein Einges ein. 185. Wie die Creatur in GOtt. Wie du das Feur im Kieß/ den Baum im Kern ſichſt ſeyn: So bild dir das Geſchoͤpff in GOtt dem Schoͤpffer ein. 186. Nichts iſt jhm ſelber. Der Regen faͤllt nicht jhm/ die Sonne ſcheint nicht jhr: Du auch biſt anderen geſchaffen/ und nicht dir. 187. Man ſoll den Geber nehmen. Menſch laß die Gaben GOtts/ und eyl Jhm ſelbſten zu: Wo du ann Gaben bleibſt/ ſo koͤmſtu nicht zur Ruh. 188. Wer der Freudigſte Menſch iſt. Kein Menſch iſt freudiger als der zu aller Stund Von Gott und ſeiner Lieb entzuͤndt wird und verwundt. 189. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/163
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 158[157]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/163>, abgerufen am 27.04.2024.