Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- und schlußr. 201. GOtt gibt gern grosse Gaben. GOtt/ weil Er groß ist/ gibt am liebsten grosse Gaben.Ach daß wir arme nur so kleine Hertzen haben! 102. Man kan auch GOtt verwunden. GOtt wird von nichts verletzt/ hat nie kein Leyd emp-funden: Und doch kan meine Seel Jhm gar das Hertz verwunden. 203. Der Mensch ist groß für GOtt. Wie groß sind wir gesehn! die hohen SeraphimVerdekken sich für GOtt: wir dürffen bloß zu Jhm. 204. Man achtt das Ewge nicht. Ach weh! umb eitle Lust verschertzt man Gutt und Biutt:Und umb die Ewige fast niemand rweben thut! 205. Der allerverliebste der Allerheiligste. Wer ist der heiligste? der mehr verliebet ist:Die Liebe machts daß man für heilig wird erkiest. 206. Vom Gewissen. Ein gutt Gewissen ruht/ ein böses beist und billt:Jst wie ein Kettenhund/ der schwerlich wird gestillt. 207. Vom wissen. Viel wissen ist zwar sein: doch gibts nicht solche Lust/Als jhm von Kindheit an nichts böses seyn bewust. 208. Deß Weisen Goldmachung. Der Weise machet Gold/ verändert Ertz und Stein/Wann er die Tugeud pflantzt/ und unß macht Englisch seyn. 209. GOtt F 3
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 201. GOtt gibt gern groſſe Gaben. GOtt/ weil Er groß iſt/ gibt am liebſten groſſe Gaben.Ach daß wir arme nur ſo kleine Hertzen haben! 102. Man kan auch GOtt verwunden. GOtt wird von nichts verletzt/ hat nie kein Leyd emp-funden: Und doch kan meine Seel Jhm gar das Hertz verwunden. 203. Der Menſch iſt groß fuͤr GOtt. Wie groß ſind wir geſehn! die hohen SeraphimVerdekken ſich fuͤr GOtt: wir duͤrffen bloß zu Jhm. 204. Man achtt das Ewge nicht. Ach weh! umb eitle Luſt verſchertzt man Gutt und Biutt:Und umb die Ewige faſt niemand rweben thut! 205. Der allerverliebſte der Allerheiligſte. Wer iſt der heiligſte? der mehr verliebet iſt:Die Liebe machts daß man fuͤr heilig wird erkieſt. 206. Vom Gewiſſen. Ein gutt Gewiſſen ruht/ ein boͤſes beiſt und billt:Jſt wie ein Kettenhund/ der ſchwerlich wird geſtillt. 207. Vom wiſſen. Viel wiſſen iſt zwar ſein: doch gibts nicht ſolche Luſt/Als jhm von Kindheit an nichts boͤſes ſeyn bewuſt. 208. Deß Weiſen Goldmachung. Der Weiſe machet Gold/ veraͤndert Ertz und Stein/Wann er die Tugeud pflantzt/ und unß macht Engliſch ſeyn. 209. GOtt F 3
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Geiſtr. Sinn-und ſchlußr.
201. GOtt gibt gern groſſe Gaben.
GOtt/ weil Er groß iſt/ gibt am liebſten groſſe Gaben.
Ach daß wir arme nur ſo kleine Hertzen haben!
102. Man kan auch GOtt verwunden.
GOtt wird von nichts verletzt/ hat nie kein Leyd emp-
funden:
Und doch kan meine Seel Jhm gar das Hertz verwunden.
203. Der Menſch iſt groß fuͤr GOtt.
Wie groß ſind wir geſehn! die hohen Seraphim
Verdekken ſich fuͤr GOtt: wir duͤrffen bloß zu Jhm.
204. Man achtt das Ewge nicht.
Ach weh! umb eitle Luſt verſchertzt man Gutt und Biutt:
Und umb die Ewige faſt niemand rweben thut!
205. Der allerverliebſte der Allerheiligſte.
Wer iſt der heiligſte? der mehr verliebet iſt:
Die Liebe machts daß man fuͤr heilig wird erkieſt.
206. Vom Gewiſſen.
Ein gutt Gewiſſen ruht/ ein boͤſes beiſt und billt:
Jſt wie ein Kettenhund/ der ſchwerlich wird geſtillt.
207. Vom wiſſen.
Viel wiſſen iſt zwar ſein: doch gibts nicht ſolche Luſt/
Als jhm von Kindheit an nichts boͤſes ſeyn bewuſt.
208. Deß Weiſen Goldmachung.
Der Weiſe machet Gold/ veraͤndert Ertz und Stein/
Wann er die Tugeud pflantzt/ und unß macht Engliſch
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209. GOtt
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