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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh. Angeli drittes Buch
98. Sich nicht verstellen ist nicht sün-
digen.
Was ist nicht sündigen? du darffst nicht lange fragen:
Geh hin/ es werdens dir die stummen Blumen sagen.
99. Ein reines Hertz schaut GOtt.
Der Adler siht getrost grad in die Sonn hinein:
Und du inn Ewgen blitz/ im fall dein Hertz ist rein.
100. Die Sanfftmut besitzt das Erd-
reich.
Du strebst so embsiglich nach einem Fleklein Erden:
Durch Sanfftmut köntestu der gantzen Erbherr werden
101. Das lebendige Todtengrab.
Mensch ist dein Antlitz schön/ und deine Seele bleich/
So bistu lebendig den Todtengräbern gleich.
102 Der Weg zum Schöpffer.
Du armer sterblicher/ ach bleib doch nicht so kleben/
Ann Farben dieser Welt/ und jhrem schnöden Leben:
Die Schönheit deß geschöpffs ist nur ein blosser steg/
Der unß zum Schöpffer selbst/ dem schönsten zeigt den
Weg.
103. Gerechtigkeit macht Seelig.
Wer seelig werden wil/ der muß mit weisser Seiden/
So zierlich als er kan/ sein Leib und Seel bekleiden.
104. Grabschrifft einer heiligen Seelen.
Hier ligt die grosse Braut/ der Menschheit Christi Lohn/
Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geistes Thron.
105. Wie
Joh. Angeli drittes Buch
98. Sich nicht verſtellen iſt nicht ſuͤn-
digen.
Was iſt nicht ſuͤndigen? du darffſt nicht lange fragen:
Geh hin/ es werdens dir die ſtummen Blumen ſagen.
99. Ein reines Hertz ſchaut GOtt.
Der Adler ſiht getroſt grad in die Sonn hinein:
Und du inn Ewgen blitz/ im fall dein Hertz iſt rein.
100. Die Sanfftmut beſitzt das Erd-
reich.
Du ſtrebſt ſo embſiglich nach einem Fleklein Erden:
Durch Sanfftmut koͤnteſtu der gantzen Erbherr werden
101. Das lebendige Todtengrab.
Menſch iſt dein Antlitz ſchoͤn/ und deine Seele bleich/
So biſtu lebendig den Todtengraͤbern gleich.
102 Der Weg zum Schoͤpffer.
Du armer ſterblicher/ ach bleib doch nicht ſo kleben/
Ann Farben dieſer Welt/ und jhrem ſchnoͤden Leben:
Die Schoͤnheit deß geſchoͤpffs iſt nur ein bloſſer ſteg/
Der unß zum Schoͤpffer ſelbſt/ dem ſchoͤnſten zeigt den
Weg.
103. Gerechtigkeit macht Seelig.
Wer ſeelig werden wil/ der muß mit weiſſer Seiden/
So zierlich als er kan/ ſein Leib und Seel bekleiden.
104. Grabſchrifft einer heiligen Seelen.
Hier ligt die groſſe Braut/ der Menſchheit Chriſti Lohn/
Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geiſtes Thron.
105. Wie
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[109[110]/0116] Joh. Angeli drittes Buch 98. Sich nicht verſtellen iſt nicht ſuͤn- digen. Was iſt nicht ſuͤndigen? du darffſt nicht lange fragen: Geh hin/ es werdens dir die ſtummen Blumen ſagen. 99. Ein reines Hertz ſchaut GOtt. Der Adler ſiht getroſt grad in die Sonn hinein: Und du inn Ewgen blitz/ im fall dein Hertz iſt rein. 100. Die Sanfftmut beſitzt das Erd- reich. Du ſtrebſt ſo embſiglich nach einem Fleklein Erden: Durch Sanfftmut koͤnteſtu der gantzen Erbherr werden 101. Das lebendige Todtengrab. Menſch iſt dein Antlitz ſchoͤn/ und deine Seele bleich/ So biſtu lebendig den Todtengraͤbern gleich. 102 Der Weg zum Schoͤpffer. Du armer ſterblicher/ ach bleib doch nicht ſo kleben/ Ann Farben dieſer Welt/ und jhrem ſchnoͤden Leben: Die Schoͤnheit deß geſchoͤpffs iſt nur ein bloſſer ſteg/ Der unß zum Schoͤpffer ſelbſt/ dem ſchoͤnſten zeigt den Weg. 103. Gerechtigkeit macht Seelig. Wer ſeelig werden wil/ der muß mit weiſſer Seiden/ So zierlich als er kan/ ſein Leib und Seel bekleiden. 104. Grabſchrifft einer heiligen Seelen. Hier ligt die groſſe Braut/ der Menſchheit Chriſti Lohn/ Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geiſtes Thron. 105. Wie

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 109[110]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/116>, abgerufen am 23.11.2024.