Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Drittes Buch. Weistu nicht wer Er ist? so merke diese Drey/Daß Er ein Mensch und GOtt/ und dein Erlöser sey: 45. Grabschrifft der H. Mechtildis. Hier ligt die Jungfrau GOtts/ die blühende Mech- thild, Mit der er offt sein Hertz gekühlt hat und gestillt. 46. Eine andre. Hier liget Gottes Braut Mechthild daß liebe Kind/ Jn welches Vater/ Sohn/ und Geist verlibet sind. 47. Auf den Grabstein. S. Francisci. Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/ Bey solchem Flammen-Feur noch gantz kan blieben sein! 48. Der einige Tag. Drey Tage weiß ich nur: als gestern/ heut/ und morgen: Wenn aber gestern wird ins heut und Nun verborgen/ Und morgen außgelöscht: so leb ich jenen Tag/ Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag. 49. Grabschrifft deß Gerechten. Hier ist ein Mann gelegt der stäts im Durste lebte/ Undt nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte strebte/ Und nie gesättigt ward. Nun ist jhm Allbereit/ Sein Durst gestillt mit GOtt der süssen Ewigkeit. 50. Daß Grosse im Kleinen. Mein GOtt wie mag daß seyn? mein Geist die nich- tigkeit/ Sehnt zuverschlingen dich den Naum der Ewigkeit! 51. Braut und Bräutigam. Ein Bräutgam seyn ist viel: noch mehr der Braut Jch
Drittes Buch. Weiſtu nicht wer Er iſt? ſo merke dieſe Drey/Daß Er ein Menſch und GOtt/ und dein Erloͤſer ſey: 45. Grabſchrifft der H. Mechtildis. Hier ligt die Jungfrau GOtts/ die bluͤhende Mech- thild, Mit der er offt ſein Hertz gekuͤhlt hat und geſtillt. 46. Eine andre. Hier liget Gottes Braut Mechthild daß liebe Kind/ Jn welches Vater/ Sohn/ und Geiſt verlibet ſind. 47. Auf den Grabſtein. S. Franciſci. Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/ Bey ſolchem Flam̃en-Feur noch gantz kan blieben ſein! 48. Der einige Tag. Drey Tage weiß ich nur: als geſtern/ heut/ uñ morgẽ: Wenn aber geſtern wird ins heut uñ Nun verborgen/ Und morgen außgeloͤſcht: ſo leb ich jenen Tag/ Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag. 49. Grabſchrifft deß Gerechten. Hier iſt ein Mann gelegt der ſtaͤts im Durſte lebte/ Undt nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte ſtrebte/ Und nie geſaͤttigt ward. Nun iſt jhm Allbereit/ Sein Durſt geſtillt mit GOtt der ſuͤſſen Ewigkeit. 50. Daß Groſſe im Kleinen. Mein GOtt wie mag daß ſeyn? mein Geiſt die nich- tigkeit/ Sehnt zuverſchlingen dich den Naum der Ewigkeit! 51. Braut und Braͤutigam. Ein Braͤutgam ſeyn iſt viel: noch mehr der Braut Jch
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Drittes Buch.
Weiſtu nicht wer Er iſt? ſo merke dieſe Drey/
Daß Er ein Menſch und GOtt/ und dein Erloͤſer ſey:
45. Grabſchrifft der H. Mechtildis.
Hier ligt die Jungfrau GOtts/ die bluͤhende Mech-
thild,
Mit der er offt ſein Hertz gekuͤhlt hat und geſtillt.
46. Eine andre.
Hier liget Gottes Braut Mechthild daß liebe Kind/
Jn welches Vater/ Sohn/ und Geiſt verlibet ſind.
47. Auf den Grabſtein. S. Franciſci.
Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der
Stein/
Bey ſolchem Flam̃en-Feur noch gantz kan blieben ſein!
48. Der einige Tag.
Drey Tage weiß ich nur: als geſtern/ heut/ uñ morgẽ:
Wenn aber geſtern wird ins heut uñ Nun verborgen/
Und morgen außgeloͤſcht: ſo leb ich jenen Tag/
Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag.
49. Grabſchrifft deß Gerechten.
Hier iſt ein Mann gelegt der ſtaͤts im Durſte lebte/
Undt nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte ſtrebte/
Und nie geſaͤttigt ward. Nun iſt jhm Allbereit/
Sein Durſt geſtillt mit GOtt der ſuͤſſen Ewigkeit.
50. Daß Groſſe im Kleinen.
Mein GOtt wie mag daß ſeyn? mein Geiſt die nich-
tigkeit/
Sehnt zuverſchlingen dich den Naum der Ewigkeit!
51. Braut und Braͤutigam.
Ein Braͤutgam ſeyn iſt viel: noch mehr der Braut
geniſſen/
Und jhren ſuͤſſen Mund mit Hertzer-Liebe kuͤſſen:
Jch
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 95[93]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/99>, abgerufen am 06.07.2024. |