Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich BrautGOtt meinem Bräutigam werd' innig eingetraut. 52. Grabschrifft der H. Jungfrauen Gertrudis. Glaub hier in diesem Grab ligt nur ein blosser schein/ Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet sein. Wo sie nicht solt jhr Grab im Hertzen JEsu haben/ So muste JEsus seyn auß jhrem außgegraben. 53. Was GOtt am liebsten ist. Nichts ist daß GOtt so sehr als eine Jungfrau liebt/ Daß er auch jhr sich selbst zur Frucht und Kind ergiebt: Wilstu sein Liebstes seyn noch hier auf dieser Erden/ So darffstu anders nichts als eine Jungfrau werden. 54. Auf das Bildnuß deß kleinen Jo- hannis mit dem JEsus Kindlein. Die grosse Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/ Johannes/ und daß Lamb allhier gemahlet sind/ Macht daß ich jnniglich begehre gantz zusein/ Johannes/ oder ja ein lautres Lämmelein. 55. An den Sünder. O Sünder wann du wol bedächst daß kurtze Nun/ Und dann die Ewigkeit/ du wurdst nichts böses thun. 56. Vom dem GOttsbegierigen. Dem GOttsbegierigen wird dieser Punct der Zeit/ Viel länger als daß seyn der gantzen Ewigkeit. 57. Deß Christen Kriegens-Art. Gewöhne dich mein Kind auf Christi Art zu kriegen/ So wirstu deinen Feind gar Ritterlich besiegen: Wie da? mit Liebe streit/ mit Sanfftmut und Gedult Weich seinen streichen auß/ und sey jhm gerne Huld. 58. Es muß gestritten seyn. Freund wer den Himmel nicht erobert und bestürmt/ Der ist nicht wehrt daß jhn sein Oberster beschirmt. 59. Die
Johannis Angeli Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich BrautGOtt meinem Braͤutigam werd’ innig eingetraut. 52. Grabſchrifft der H. Jungfrauen Gertrudis. Glaub hier in dieſem Grab ligt nur ein bloſſer ſchein/ Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet ſein. Wo ſie nicht ſolt jhr Grab im Hertzen JEſu haben/ So muſte JEſus ſeyn auß jhrem außgegraben. 53. Was GOtt am liebſten iſt. Nichts iſt daß GOtt ſo ſehr als eine Jungfrau liebt/ Daß er auch jhr ſich ſelbſt zur Frucht uñ Kind ergiebt: Wilſtu ſein Liebſtes ſeyn noch hier auf dieſer Erden/ So darffſtu anders nichts als eine Jungfrau werden. 54. Auf das Bildnuß deß kleinen Jo- hannis mit dem JEſus Kindlein. Die groſſe Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/ Johannes/ und daß Lamb allhier gemahlet ſind/ Macht daß ich jnniglich begehre gantz zuſein/ Johannes/ oder ja ein lautres Laͤmmelein. 55. An den Suͤnder. O Suͤnder wann du wol bedaͤchſt daß kurtze Nun/ Und dann die Ewigkeit/ du wurdſt nichts boͤſes thun. 56. Vom dem GOttsbegierigen. Dem GOttsbegierigen wird dieſer Punct der Zeit/ Viel laͤnger als daß ſeyn der gantzen Ewigkeit. 57. Deß Chriſten Kriegens-Art. Gewoͤhne dich mein Kind auf Chriſti Art zu kriegen/ So wirſtu deinen Feind gar Ritterlich beſiegen: Wie da? mit Liebe ſtreit/ mit Sanfftmut und Gedult Weich ſeinen ſtreichen auß/ und ſey jhm gerne Huld. 58. Es muß geſtritten ſeyn. Freund wer den Himmel nicht erobert und beſtuͤrmt/ Der iſt nicht wehrt daß jhn ſein Oberſter beſchirmt. 59. Die
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Johannis Angeli
Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich Braut
GOtt meinem Braͤutigam werd’ innig eingetraut.
52. Grabſchrifft der H. Jungfrauen
Gertrudis.
Glaub hier in dieſem Grab ligt nur ein bloſſer ſchein/
Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet ſein.
Wo ſie nicht ſolt jhr Grab im Hertzen JEſu haben/
So muſte JEſus ſeyn auß jhrem außgegraben.
53. Was GOtt am liebſten iſt.
Nichts iſt daß GOtt ſo ſehr als eine Jungfrau liebt/
Daß er auch jhr ſich ſelbſt zur Frucht uñ Kind ergiebt:
Wilſtu ſein Liebſtes ſeyn noch hier auf dieſer Erden/
So darffſtu anders nichts als eine Jungfrau werden.
54. Auf das Bildnuß deß kleinen Jo-
hannis mit dem JEſus Kindlein.
Die groſſe Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/
Johannes/ und daß Lamb allhier gemahlet ſind/
Macht daß ich jnniglich begehre gantz zuſein/
Johannes/ oder ja ein lautres Laͤmmelein.
55. An den Suͤnder.
O Suͤnder wann du wol bedaͤchſt daß kurtze Nun/
Und dann die Ewigkeit/ du wurdſt nichts boͤſes thun.
56. Vom dem GOttsbegierigen.
Dem GOttsbegierigen wird dieſer Punct der Zeit/
Viel laͤnger als daß ſeyn der gantzen Ewigkeit.
57. Deß Chriſten Kriegens-Art.
Gewoͤhne dich mein Kind auf Chriſti Art zu kriegen/
So wirſtu deinen Feind gar Ritterlich beſiegen:
Wie da? mit Liebe ſtreit/ mit Sanfftmut und Gedult
Weich ſeinen ſtreichen auß/ und ſey jhm gerne Huld.
58. Es muß geſtritten ſeyn.
Freund wer den Himmel nicht erobert und beſtuͤrmt/
Der iſt nicht wehrt daß jhn ſein Oberſter beſchirmt.
59. Die
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 96[94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/100>, abgerufen am 06.07.2024. |