Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
353. Daß Antlitz Gottes macht trunken.
Daß Antlitz Gotts macht voll. Schstu einmal sein Licht
Du würdest trunken sein von diesem Angesicht.
354. Ungekreutzigt komt niemand in
Himmel.
Christ flieh doch nicht daß Kreutz: du must gekreu-
tzigt sein.
Du tomst sonst nimmermehr ins Himmelreich hinein.
355. Woher die Ungleichheit der Heiligen.
GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter-
scheid/
Daß dieser Heilige sich kränkt/ der andre freut.
356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un-
vollkommne.
Wenn daß Vollkommne kömt/ fällt's Unvollkommne
Daß Menschliche vergeht/ wenn ich vergöttet bin. (hin:
357. Wenn sich GOtt ins Hertz ergeust.
Mensch wenn dein Hertz ein Thal/ muß Gott sich drein
ergiessen:
Und zwar so mildiglich daß es muß überfliessen.
358. GOtt wird was Er wil.
GOtt ist ein Ewger Geist/ der alls wird was Er wil/
Und bleibt doch wie Er ist Unformlich und ohn Ziehl.
359. Gleichnüß der H. Dreyfaltigkeit
mit der Sonne.
GOtt Vater ist der Leib/ und GOtt der Sohn daß
Licht/(pflicht.
Die Strahln der heilge Geist/ der beiden ist ver-
360. Wenn man jhm den Tod deß HEr-
ren zueignet.
Freund/ wenn ich selber mir absterbe hier und nu/
Dann eign' ich mir den Tod deß HErren erst recht zu.
361. Die
Johannis Angeli
353. Daß Antlitz Gottes macht trunkẽ.
Daß Antlitz Gotts macht voll. Schſtu einmal ſein Licht
Du wuͤrdeſt trunken ſein von dieſem Angeſicht.
354. Ungekreutzigt komt niemand in
Himmel.
Chriſt flieh doch nicht daß Kreutz: du muſt gekreu-
tzigt ſein.
Du tomſt ſonſt nimmermehr ins Himmelreich hinein.
355. Woher die Ungleichheit der Heiligẽ.
GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter-
ſcheid/
Daß dieſer Heilige ſich kraͤnkt/ der andre freut.
356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un-
vollkommne.
Wenn daß Vollkommne koͤmt/ faͤllt’s Unvollkom̃ne
Daß Menſchliche vergeht/ weñ ich vergoͤttet bin. (hin:
357. Wenn ſich GOtt ins Hertz ergeuſt.
Menſch wenn dein Hertz ein Thal/ muß Gott ſich drein
ergieſſen:
Und zwar ſo mildiglich daß es muß uͤberflieſſen.
358. GOtt wird was Er wil.
GOtt iſt ein Ewger Geiſt/ der alls wird was Er wil/
Und bleibt doch wie Er iſt Unformlich und ohn Ziehl.
359. Gleichnuͤß der H. Dreyfaltigkeit
mit der Sonne.
GOtt Vater iſt der Leib/ und GOtt der Sohn daß
Licht/(pflicht.
Die Strahln der heilge Geiſt/ der beiden iſt ver-
360. Wenn man jhm den Tod deß HEr-
ren zueignet.
Freund/ wenn ich ſelber mir abſterbe hier und nu/
Dann eign’ ich mir den Tod deß HErren erſt recht zu.
361. Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0194" n="190[187]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">353. Daß Antlitz Gottes macht trunke&#x0303;.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß Antlitz Gotts macht voll. Sch&#x017F;tu einmal &#x017F;ein Licht</l><lb/>
            <l>Du wu&#x0364;rde&#x017F;t trunken &#x017F;ein von die&#x017F;em Ange&#x017F;icht.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">354. Ungekreutzigt komt niemand in<lb/>
Himmel.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Chri&#x017F;t flieh doch nicht daß Kreutz: du mu&#x017F;t gekreu-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">tzigt &#x017F;ein.</hi> </l><lb/>
            <l>Du tom&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t nimmermehr ins Himmelreich hinein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">355. Woher die Ungleichheit der Heilige&#x0303;.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheid/</hi> </l><lb/>
            <l>Daß die&#x017F;er Heilige &#x017F;ich kra&#x0364;nkt/ der andre freut.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un-<lb/>
vollkommne.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn daß Vollkommne ko&#x0364;mt/ fa&#x0364;llt&#x2019;s Unvollkom&#x0303;ne</l><lb/>
            <l>Daß Men&#x017F;chliche vergeht/ wen&#x0303; ich vergo&#x0364;ttet bin. (hin:</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">357. Wenn &#x017F;ich GOtt ins Hertz ergeu&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch wenn dein Hertz ein Thal/ muß Gott &#x017F;ich drein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ergie&#x017F;&#x017F;en:</hi> </l><lb/>
            <l>Und zwar &#x017F;o mildiglich daß es muß u&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">358. GOtt wird was Er wil.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt i&#x017F;t ein Ewger Gei&#x017F;t/ der alls wird was Er wil/</l><lb/>
            <l>Und bleibt doch wie Er i&#x017F;t Unformlich und ohn Ziehl.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">359. Gleichnu&#x0364;ß der H. Dreyfaltigkeit<lb/>
mit der Sonne.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>GOtt Vater i&#x017F;t der Leib/ und GOtt der Sohn daß</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Licht/(pflicht.</hi> </l><lb/>
            <l>Die Strahln der heilge Gei&#x017F;t/ der beiden i&#x017F;t ver-</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">360. Wenn man jhm den Tod deß HEr-<lb/>
ren zueignet.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Freund/ wenn ich &#x017F;elber mir ab&#x017F;terbe hier und nu/</l><lb/>
            <l>Dann eign&#x2019; ich mir den Tod deß HErren er&#x017F;t recht zu.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">361. Die</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190[187]/0194] Johannis Angeli 353. Daß Antlitz Gottes macht trunkẽ. Daß Antlitz Gotts macht voll. Schſtu einmal ſein Licht Du wuͤrdeſt trunken ſein von dieſem Angeſicht. 354. Ungekreutzigt komt niemand in Himmel. Chriſt flieh doch nicht daß Kreutz: du muſt gekreu- tzigt ſein. Du tomſt ſonſt nimmermehr ins Himmelreich hinein. 355. Woher die Ungleichheit der Heiligẽ. GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter- ſcheid/ Daß dieſer Heilige ſich kraͤnkt/ der andre freut. 356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un- vollkommne. Wenn daß Vollkommne koͤmt/ faͤllt’s Unvollkom̃ne Daß Menſchliche vergeht/ weñ ich vergoͤttet bin. (hin: 357. Wenn ſich GOtt ins Hertz ergeuſt. Menſch wenn dein Hertz ein Thal/ muß Gott ſich drein ergieſſen: Und zwar ſo mildiglich daß es muß uͤberflieſſen. 358. GOtt wird was Er wil. GOtt iſt ein Ewger Geiſt/ der alls wird was Er wil/ Und bleibt doch wie Er iſt Unformlich und ohn Ziehl. 359. Gleichnuͤß der H. Dreyfaltigkeit mit der Sonne. GOtt Vater iſt der Leib/ und GOtt der Sohn daß Licht/(pflicht. Die Strahln der heilge Geiſt/ der beiden iſt ver- 360. Wenn man jhm den Tod deß HEr- ren zueignet. Freund/ wenn ich ſelber mir abſterbe hier und nu/ Dann eign’ ich mir den Tod deß HErren erſt recht zu. 361. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/194
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 190[187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/194>, abgerufen am 21.11.2024.