Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Fünfftes Buch. 60. Deß bösen und gutten Unterscheid. Ein Jrrliecht ist der böß': ein gutter Mensch ein stern: Er brennet von sich selbst/ der leuchtet von dem Herrn. 70. Man darff nicht viel zur Seeligkeit. Christ du bedarffst nicht viel zur ewgen Seeligkeit: Es hilfft ein eintzigs Kraut daß heist gelassenheit. 71. Die Buß' ist leicht zuthun. Die Buß' ist bald gethan/ daß dich Gott loß muß sagen/ Du darffst nur an die Brust wie jener Sünder schla- gen. 72. GOtt ist allem gleich nahe. GOtt ist dem Belzebub nah wie dem Seraphin: Nur daß Beelzebub den Rükken dreht auf jhn. 73. GOtt kan sich nicht entziehn. GOtt kan sich nicht entziehn/ er würket für und für: Fühlstu nicht seine Krafft/ so gib die schuld nur dir. 74. Jn der Höll ist keine Ewigkeit. Betracht' es eigentlich: bey Gott ist Ewigkeit/ Beym Teuffel in der Höll da ist ein' ewge Zeit. 75. Nichts besteht ohne genuß. Nichts dauret ohn genuß. Gott muß sich selbst ge- niessen/ Seinesen Wwürde sonst wie Graß verdorren müssen. 76. Wie die Gesellschafft/ so der gesellte. Zu wem du dich gesellst/ deß wesen saufstu ein: Bey Gotte wirstu Gott/ beym Teuffel Teuffel sein. 77. An den Sünder. Du schreyhest auf den Dieb/ und schiltst jhn unverholen: Schweig/ du hast Gott viel mehr alß er der Welt gestohlen. 78. War- G 7
Fuͤnfftes Buch. 60. Deß boͤſen und gutten Unterſcheid. Ein Jrꝛliecht iſt der boͤß’: ein gutter Menſch ein ſtern: Er brennet von ſich ſelbſt/ der leuchtet von dem Herꝛn. 70. Man darff nicht viel zur Seeligkeit. Chriſt du bedarffſt nicht viel zur ewgen Seeligkeit: Es hilfft ein eintzigs Kraut daß heiſt gelaſſenheit. 71. Die Buß’ iſt leicht zuthun. Die Buß’ iſt bald gethan/ daß dich Gott loß muß ſagen/ Du darffſt nur an die Bruſt wie jener Suͤnder ſchla- gen. 72. GOtt iſt allem gleich nahe. GOtt iſt dem Belzebub nah wie dem Seraphin: Nur daß Beelzebub den Ruͤkken dreht auf jhn. 73. GOtt kan ſich nicht entziehn. GOtt kan ſich nicht entziehn/ er wuͤrket für und fuͤr: Fuͤhlſtu nicht ſeine Krafft/ ſo gib die ſchuld nur dir. 74. Jn der Hoͤll iſt keine Ewigkeit. Betracht’ es eigentlich: bey Gott iſt Ewigkeit/ Beym Teuffel in der Hoͤll da iſt ein’ ewge Zeit. 75. Nichts beſteht ohne genuß. Nichts dauret ohn genuß. Gott muß ſich ſelbſt ge- nieſſen/ Seineſen Wwuͤrde ſonſt wie Graß verdorren muͤſſen. 76. Wie die Geſellſchafft/ ſo der geſellte. Zu wem du dich geſellſt/ deß weſen ſaufſtu ein: Bey Gotte wirſtu Gott/ beym Teuffel Teuffel ſein. 77. An den Suͤnder. Du ſchreyheſt auf den Dieb/ und ſchiltſt jhn unverholẽ: Schweig/ du haſt Gott viel mehr alß er der Welt geſtohlen. 78. War- G 7
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Fuͤnfftes Buch.
60. Deß boͤſen und gutten Unterſcheid.
Ein Jrꝛliecht iſt der boͤß’: ein gutter Menſch ein ſtern:
Er brennet von ſich ſelbſt/ der leuchtet von dem Herꝛn.
70. Man darff nicht viel zur Seeligkeit.
Chriſt du bedarffſt nicht viel zur ewgen Seeligkeit:
Es hilfft ein eintzigs Kraut daß heiſt gelaſſenheit.
71. Die Buß’ iſt leicht zuthun.
Die Buß’ iſt bald gethan/ daß dich Gott loß muß
ſagen/
Du darffſt nur an die Bruſt wie jener Suͤnder ſchla-
gen.
72. GOtt iſt allem gleich nahe.
GOtt iſt dem Belzebub nah wie dem Seraphin:
Nur daß Beelzebub den Ruͤkken dreht auf jhn.
73. GOtt kan ſich nicht entziehn.
GOtt kan ſich nicht entziehn/ er wuͤrket für und fuͤr:
Fuͤhlſtu nicht ſeine Krafft/ ſo gib die ſchuld nur dir.
74. Jn der Hoͤll iſt keine Ewigkeit.
Betracht’ es eigentlich: bey Gott iſt Ewigkeit/
Beym Teuffel in der Hoͤll da iſt ein’ ewge Zeit.
75. Nichts beſteht ohne genuß.
Nichts dauret ohn genuß. Gott muß ſich ſelbſt ge-
nieſſen/
Seineſen Wwuͤrde ſonſt wie Graß verdorren muͤſſen.
76. Wie die Geſellſchafft/ ſo der geſellte.
Zu wem du dich geſellſt/ deß weſen ſaufſtu ein:
Bey Gotte wirſtu Gott/ beym Teuffel Teuffel ſein.
77. An den Suͤnder.
Du ſchreyheſt auf den Dieb/ und ſchiltſt jhn unverholẽ:
Schweig/ du haſt Gott viel mehr alß er der Welt
geſtohlen.
78. War-
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