Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Drittes Buch. 176. Die lange Marter. Es ist den Martyrern gar herrlich wol gelungen/ Daß sie durch kurtzen Tod zu GOtt sind eingedrungen: Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit/ Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit. 177. Wer reich im HErrn/ den Lieb ich gern. Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichen/ Die keinem Fürstenthumb im Himmel dürffen weichen. 178. Vom Lieben. Die Liebe diser Welt die endt sich mit betrüben: Drumb sol mein Hertz allein die Ewge Schönheit lieben. 179. GOtt weiß jhm keinen Anfang. Du fragst/ wie lange GOtt gewest sey? umb bericht: Ach schweig: es ist so lang'/ Er weiß es selber nicht. 180. Auch von GOtt. GOtt ist noch nie gewest/ und wird auch niemals seyn/ Und bleibt doch nach der Welt/ war auch vor jhr allein. 181. Es muß gestritten seyn. Streit hurtig dapffrer Mann/ biß du erlangst die Kron Wer in dem Streit erligt/ hat ewig Spott und Hohn. 182. Beharrlichkeit ist Noth. Daß gröste daß ein Mensch bedarff zur seeligkeit/ (Wo er im gutten steht) ist die beharrligkeit. 183. Du must dich noch gedulden. Erwart' es meine Seel: daß Kleyd der Herrlichkeit Wird keinem angethan in diser wüsten Zeit. 184. Der Weißheit anfang mittel und Ende. Die Furcht deß HErren ist der Weißheit anbeginn/ Jhr End' ist seine Lieb/ jhr mittel kluger Sinn. 185. Haß
Drittes Buch. 176. Die lange Marter. Es iſt den Martyrern gar herꝛlich wol gelungen/ Daß ſie durch kurtzen Tod zu GOtt ſind eingedrungẽ: Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit/ Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit. 177. Wer reich im HErꝛn/ den Lieb ich gern. Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichẽ/ Die keinem Fuͤrſtenthumb im Himmel duͤrffen weichẽ. 178. Vom Lieben. Die Liebe diſer Welt die endt ſich mit betruͤben: Drumb ſol mein Hertz allein die Ewge Schoͤnheit lieben. 179. GOtt weiß jhm keinen Anfang. Du fragſt/ wie lange GOtt geweſt ſey? umb bericht: Ach ſchweig: es iſt ſo lang’/ Er weiß es ſelber nicht. 180. Auch von GOtt. GOtt iſt noch nie geweſt/ und wird auch niemals ſeyn/ Uñ bleibt doch nach der Welt/ war auch vor jhr allein. 181. Es muß geſtritten ſeyn. Streit hurtig dapffrer Mañ/ biß du erlangſt die Kron Wer in dem Streit erligt/ hat ewig Spott und Hohn. 182. Beharꝛlichkeit iſt Noth. Daß groͤſte daß ein Menſch bedarff zur ſeeligkeit/ (Wo er im gutten ſteht) iſt die beharꝛligkeit. 183. Du muſt dich noch gedulden. Erwart’ es meine Seel: daß Kleyd der Herꝛlichkeit Wird keinem angethan in diſer wüſten Zeit. 184. Der Weißheit anfang mittel und Ende. Die Furcht deß HErren iſt der Weißheit anbeginn/ Jhr End’ iſt ſeine Lieb/ jhr mittel kluger Sinn. 185. Haß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0115" n="111[109]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">176. Die lange Marter.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Es iſt den Martyrern gar herꝛlich wol gelungen/</l><lb/> <l>Daß ſie durch kurtzen Tod zu GOtt ſind eingedrungẽ:</l><lb/> <l>Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit/</l><lb/> <l>Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">177. Wer reich im HErꝛn/ den Lieb<lb/> ich gern.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichẽ/</l><lb/> <l>Die keinem Fuͤrſtenthumb im Himmel duͤrffen weichẽ.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">178. Vom Lieben.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Liebe diſer Welt die endt ſich mit betruͤben:</l><lb/> <l>Drumb ſol mein Hertz allein die Ewge Schoͤnheit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">lieben.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">179. GOtt weiß jhm keinen Anfang.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Du fragſt/ wie lange GOtt geweſt ſey? umb bericht:</l><lb/> <l>Ach ſchweig: es iſt ſo lang’/ Er weiß es ſelber nicht.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">180. Auch von GOtt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>GOtt iſt noch nie geweſt/ und wird auch niemals ſeyn/</l><lb/> <l>Uñ bleibt doch nach der Welt/ war auch vor jhr allein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">181. Es muß geſtritten ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Streit hurtig dapffrer Mañ/ biß du erlangſt die Kron</l><lb/> <l>Wer in dem Streit erligt/ hat ewig Spott und Hohn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">182. Beharꝛlichkeit iſt Noth.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Daß groͤſte daß ein Menſch bedarff zur ſeeligkeit/</l><lb/> <l>(Wo er im gutten ſteht) iſt die beharꝛligkeit.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">183. Du muſt dich noch gedulden.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Erwart’ es meine Seel: daß Kleyd der Herꝛlichkeit</l><lb/> <l>Wird keinem angethan in diſer wüſten Zeit.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">184. Der Weißheit anfang mittel und<lb/> Ende.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Furcht deß HErren iſt der Weißheit anbeginn/</l><lb/> <l>Jhr End’ iſt ſeine Lieb/ jhr mittel kluger Sinn.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">185. Haß</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111[109]/0115]
Drittes Buch.
176. Die lange Marter.
Es iſt den Martyrern gar herꝛlich wol gelungen/
Daß ſie durch kurtzen Tod zu GOtt ſind eingedrungẽ:
Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit/
Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit.
177. Wer reich im HErꝛn/ den Lieb
ich gern.
Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichẽ/
Die keinem Fuͤrſtenthumb im Himmel duͤrffen weichẽ.
178. Vom Lieben.
Die Liebe diſer Welt die endt ſich mit betruͤben:
Drumb ſol mein Hertz allein die Ewge Schoͤnheit
lieben.
179. GOtt weiß jhm keinen Anfang.
Du fragſt/ wie lange GOtt geweſt ſey? umb bericht:
Ach ſchweig: es iſt ſo lang’/ Er weiß es ſelber nicht.
180. Auch von GOtt.
GOtt iſt noch nie geweſt/ und wird auch niemals ſeyn/
Uñ bleibt doch nach der Welt/ war auch vor jhr allein.
181. Es muß geſtritten ſeyn.
Streit hurtig dapffrer Mañ/ biß du erlangſt die Kron
Wer in dem Streit erligt/ hat ewig Spott und Hohn.
182. Beharꝛlichkeit iſt Noth.
Daß groͤſte daß ein Menſch bedarff zur ſeeligkeit/
(Wo er im gutten ſteht) iſt die beharꝛligkeit.
183. Du muſt dich noch gedulden.
Erwart’ es meine Seel: daß Kleyd der Herꝛlichkeit
Wird keinem angethan in diſer wüſten Zeit.
184. Der Weißheit anfang mittel und
Ende.
Die Furcht deß HErren iſt der Weißheit anbeginn/
Jhr End’ iſt ſeine Lieb/ jhr mittel kluger Sinn.
185. Haß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |