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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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aus Sibirien.
ze halten mag, werden niemals den ächten Rhabarber her-
vorbringen. Bis auf weitere Entscheidung erkläre ich hie-
mit alle Beschreibungen in allen materiis medicis für un-
richtig. Was den Geburtsort anbetrifft, so ist dieser so ziem-
lich richtig angemerkt. Alle käufliche Rhabarber kommt
vermittelst der etwa vor 80 Jahren in die chinesische Ge-
fangenschaft gerathenen Bucharen aus der chinesischen
Stadt Sinin oder Selin, die mit den beyden ihr nahe
gelegenen Städten Kantscheu und Sotscheu, im
Gouvernement Schensi zwischen dem 35 und 40° N.
Breite, liegen. Die Rhabarber selbst wird in den da her-
um gelegenen Gebirgen an Koko-Noor und gegen
den Ursprung des großen Flusses Chon-cho oder
Chong-Choang durch Bauern, arme Leute, oder wer
dazu Lust hat, gegraben, und, nachdem sie von der Erde
gereiniget, in Stücken geschnitten und mit der Rinde un-
ter Schoppen auf Bindfaden gezogen, und so, ohne daß
selbige die Sonne treffen kann, ausgetrocknet, wobey bis
zur hernachmaligen gänzlichen Reinigung ein ganzes
Jahr hingeht. Alsdann erst kann sie verführt werden.
Es hat seine Richtigkeit, wenn die Jesuiten sagen, daß
sich auch die nunmehro armseligen Sifan oder Tu-fan
mit dem Einsammeln der Rhabarber beschäftigen. Die-
se holen selbige auch aus der Provinz Se-tschuen von
den Gebirgen, wo der Fluß Ya-long und Yantse-
kiang
entspringt und fließt. Uebrigens sind alle diese
Leute keine Narren und theilen den Europäern Saamen
von einer Pflanze mit, wodurch sie sich Reichthümer er-
werben. Jn der chinesischen Sprache wird selbige. Tai-

chong,
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aus Sibirien.
ze halten mag, werden niemals den aͤchten Rhabarber her-
vorbringen. Bis auf weitere Entſcheidung erklaͤre ich hie-
mit alle Beſchreibungen in allen materiis medicis fuͤr un-
richtig. Was den Geburtsort anbetrifft, ſo iſt dieſer ſo ziem-
lich richtig angemerkt. Alle kaͤufliche Rhabarber kommt
vermittelſt der etwa vor 80 Jahren in die chineſiſche Ge-
fangenſchaft gerathenen Bucharen aus der chineſiſchen
Stadt Sinin oder Selin, die mit den beyden ihr nahe
gelegenen Staͤdten Kantſcheu und Sotſcheu, im
Gouvernement Schenſi zwiſchen dem 35 und 40° N.
Breite, liegen. Die Rhabarber ſelbſt wird in den da her-
um gelegenen Gebirgen an Koko-Noor und gegen
den Urſprung des großen Fluſſes Chon-cho oder
Chong-Choang durch Bauern, arme Leute, oder wer
dazu Luſt hat, gegraben, und, nachdem ſie von der Erde
gereiniget, in Stuͤcken geſchnitten und mit der Rinde un-
ter Schoppen auf Bindfaden gezogen, und ſo, ohne daß
ſelbige die Sonne treffen kann, ausgetrocknet, wobey bis
zur hernachmaligen gaͤnzlichen Reinigung ein ganzes
Jahr hingeht. Alsdann erſt kann ſie verfuͤhrt werden.
Es hat ſeine Richtigkeit, wenn die Jeſuiten ſagen, daß
ſich auch die nunmehro armſeligen Sifan oder Tu-fan
mit dem Einſammeln der Rhabarber beſchaͤftigen. Die-
ſe holen ſelbige auch aus der Provinz Se-tſchuen von
den Gebirgen, wo der Fluß Ya-long und Yantſe-
kiang
entſpringt und fließt. Uebrigens ſind alle dieſe
Leute keine Narren und theilen den Europaͤern Saamen
von einer Pflanze mit, wodurch ſie ſich Reichthuͤmer er-
werben. Jn der chineſiſchen Sprache wird ſelbige. Tai-

chong,
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[225/0233] aus Sibirien. ze halten mag, werden niemals den aͤchten Rhabarber her- vorbringen. Bis auf weitere Entſcheidung erklaͤre ich hie- mit alle Beſchreibungen in allen materiis medicis fuͤr un- richtig. Was den Geburtsort anbetrifft, ſo iſt dieſer ſo ziem- lich richtig angemerkt. Alle kaͤufliche Rhabarber kommt vermittelſt der etwa vor 80 Jahren in die chineſiſche Ge- fangenſchaft gerathenen Bucharen aus der chineſiſchen Stadt Sinin oder Selin, die mit den beyden ihr nahe gelegenen Staͤdten Kantſcheu und Sotſcheu, im Gouvernement Schenſi zwiſchen dem 35 und 40° N. Breite, liegen. Die Rhabarber ſelbſt wird in den da her- um gelegenen Gebirgen an Koko-Noor und gegen den Urſprung des großen Fluſſes Chon-cho oder Chong-Choang durch Bauern, arme Leute, oder wer dazu Luſt hat, gegraben, und, nachdem ſie von der Erde gereiniget, in Stuͤcken geſchnitten und mit der Rinde un- ter Schoppen auf Bindfaden gezogen, und ſo, ohne daß ſelbige die Sonne treffen kann, ausgetrocknet, wobey bis zur hernachmaligen gaͤnzlichen Reinigung ein ganzes Jahr hingeht. Alsdann erſt kann ſie verfuͤhrt werden. Es hat ſeine Richtigkeit, wenn die Jeſuiten ſagen, daß ſich auch die nunmehro armſeligen Sifan oder Tu-fan mit dem Einſammeln der Rhabarber beſchaͤftigen. Die- ſe holen ſelbige auch aus der Provinz Se-tſchuen von den Gebirgen, wo der Fluß Ya-long und Yantſe- kiang entſpringt und fließt. Uebrigens ſind alle dieſe Leute keine Narren und theilen den Europaͤern Saamen von einer Pflanze mit, wodurch ſie ſich Reichthuͤmer er- werben. Jn der chineſiſchen Sprache wird ſelbige. Tai- chong, P 2

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/233>, abgerufen am 25.11.2024.