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Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

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Sievers Briefe
ein nahes in NO. gelegenes hohes Jaspisgebirge, das
eine Fortsetzung des Chuß-Murrin ist. Hier war al-
lenthalben botanische Armuth, doch fand ich Cachrys Li-
banotis
und Seseli pyrenaicum. Der schöne Band-
jaspis, der öfters Dendriten zeigte, keilt zu Tage in
mächtigen Blöcken aus, ist aber ziemlich mürbe und
verwittert. Jm Jnnern des Berges möchten sich wohl
vortreffliche Exemplare davon zu Tafeln, Säulen, Ge-
fäßen u. s. w. finden lassen. Jch will indeß nicht gewiß
behaupten, daß dieser Berg ein Jaspisfels sey. Nur
äußerst feine Textur des Gesteins, die ganz durchgehen-
den vielfarbigen Streifen, die offenbare Politur eines
sehr verhärteten Thons bestärkten mich in obiger Mei-
nung. Hin und wieder auf dem Gipfel keilte neben
dem Jaspis eine Steinart von ebenfalls feiner Textur
und thonartigem Gehalt aus, die aber gerade das An-
sehen hatte, wie eben zu rosten aufangendes scharfeckig
geschmiedetes Eisen. Der Berg mag auch wohl unter
die Hornfelsarten gehören, worinn der Thon die Ober-
hand hätte. Bey meiner Zurückkunft hatte ich das Ver-
gnügen den Hunden einen Dipus Jaculus Pall. (Chos-
sojack
der Kirgisen) abzujagen, den sie so eben erwür-
gen wollten. Meine Freude währte aber auch nicht lan-
ge, denn indem ich eine Pflanze recht besehen wollte, ent-
wischte mir ganz ohnvermerkt der Freund aus dem
Schnupftuche. -- Abends ganz spät machten mich mehr
wie 50 Schaafe und Ziegen aufmerksam, die sich über

ein
die im dritten Theil meiner Reise beschriebene Salix sero-
tina?
P.

Sievers Briefe
ein nahes in NO. gelegenes hohes Jaſpisgebirge, das
eine Fortſetzung des Chuß-Murrin iſt. Hier war al-
lenthalben botaniſche Armuth, doch fand ich Cachrys Li-
banotis
und Seſeli pyrenaicum. Der ſchoͤne Band-
jaſpis, der oͤfters Dendriten zeigte, keilt zu Tage in
maͤchtigen Bloͤcken aus, iſt aber ziemlich muͤrbe und
verwittert. Jm Jnnern des Berges moͤchten ſich wohl
vortreffliche Exemplare davon zu Tafeln, Saͤulen, Ge-
faͤßen u. ſ. w. finden laſſen. Jch will indeß nicht gewiß
behaupten, daß dieſer Berg ein Jaſpisfels ſey. Nur
aͤußerſt feine Textur des Geſteins, die ganz durchgehen-
den vielfarbigen Streifen, die offenbare Politur eines
ſehr verhaͤrteten Thons beſtaͤrkten mich in obiger Mei-
nung. Hin und wieder auf dem Gipfel keilte neben
dem Jaſpis eine Steinart von ebenfalls feiner Textur
und thonartigem Gehalt aus, die aber gerade das An-
ſehen hatte, wie eben zu roſten aufangendes ſcharfeckig
geſchmiedetes Eiſen. Der Berg mag auch wohl unter
die Hornfelsarten gehoͤren, worinn der Thon die Ober-
hand haͤtte. Bey meiner Zuruͤckkunft hatte ich das Ver-
gnuͤgen den Hunden einen Dipus Jaculus Pall. (Choſ-
ſojack
der Kirgiſen) abzujagen, den ſie ſo eben erwuͤr-
gen wollten. Meine Freude waͤhrte aber auch nicht lan-
ge, denn indem ich eine Pflanze recht beſehen wollte, ent-
wiſchte mir ganz ohnvermerkt der Freund aus dem
Schnupftuche. — Abends ganz ſpaͤt machten mich mehr
wie 50 Schaafe und Ziegen aufmerkſam, die ſich uͤber

ein
die im dritten Theil meiner Reiſe beſchriebene Salix ſero-
tina?
P.
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[180/0188] Sievers Briefe ein nahes in NO. gelegenes hohes Jaſpisgebirge, das eine Fortſetzung des Chuß-Murrin iſt. Hier war al- lenthalben botaniſche Armuth, doch fand ich Cachrys Li- banotis und Seſeli pyrenaicum. Der ſchoͤne Band- jaſpis, der oͤfters Dendriten zeigte, keilt zu Tage in maͤchtigen Bloͤcken aus, iſt aber ziemlich muͤrbe und verwittert. Jm Jnnern des Berges moͤchten ſich wohl vortreffliche Exemplare davon zu Tafeln, Saͤulen, Ge- faͤßen u. ſ. w. finden laſſen. Jch will indeß nicht gewiß behaupten, daß dieſer Berg ein Jaſpisfels ſey. Nur aͤußerſt feine Textur des Geſteins, die ganz durchgehen- den vielfarbigen Streifen, die offenbare Politur eines ſehr verhaͤrteten Thons beſtaͤrkten mich in obiger Mei- nung. Hin und wieder auf dem Gipfel keilte neben dem Jaſpis eine Steinart von ebenfalls feiner Textur und thonartigem Gehalt aus, die aber gerade das An- ſehen hatte, wie eben zu roſten aufangendes ſcharfeckig geſchmiedetes Eiſen. Der Berg mag auch wohl unter die Hornfelsarten gehoͤren, worinn der Thon die Ober- hand haͤtte. Bey meiner Zuruͤckkunft hatte ich das Ver- gnuͤgen den Hunden einen Dipus Jaculus Pall. (Choſ- ſojack der Kirgiſen) abzujagen, den ſie ſo eben erwuͤr- gen wollten. Meine Freude waͤhrte aber auch nicht lan- ge, denn indem ich eine Pflanze recht beſehen wollte, ent- wiſchte mir ganz ohnvermerkt der Freund aus dem Schnupftuche. — Abends ganz ſpaͤt machten mich mehr wie 50 Schaafe und Ziegen aufmerkſam, die ſich uͤber ein *) *) die im dritten Theil meiner Reiſe beſchriebene Salix ſero- tina? P.

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Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/188>, abgerufen am 25.11.2024.