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Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866.

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langes dünnes Rohr mit elastischen Wänden Luft pumpen wollte.
In der Nähe der Pumpe würde sich das Rohr bei jedem Pum¬
penstoße durch den elastischen Druck der hineingetriebenen Luft
erweitern. Diese Erweiterung würde in abnehmendem Maaße
bis zum andern offenen Ende des Rohres fortgehen und der
Austritt der Luft aus demselben würde erst in voller Stärke
beginnen, wenn das Rohr eine kegelförmige Form angenommen
hätte. Nach Vollendung des Pumpenstoßes würde das Rohr
sich wieder auf seinen normalen Durchmesser zusammenziehen
und die überflüssige Luft aus dem entfernten Rohrende hin¬
ausgehen. Würde ein zweiter Kolbenstoß beginnen, bevor diese
Ausströmung vorüber ist, so würde die Luft nicht stoßweise
aus dem entfernten Ende hervortreten, sondern der Strom
würde gar nicht mehr aufhören, und stets Luft ausfließen, wenn
auch in wechselnder Geschwindigkeit.

Aehnlich ist das Verhalten der Electricität in der unter¬
irdischen Leitung oder dem unterseeischen Kabel. Folgen die
electrischen Strömungen, durch welche man eine Nachricht
geben will, zu schnell auf einander, so wird ein ununter¬
brochener Strom am anderen Ende zum Vorschein kommen,
welcher zwar kleine Schwankungen in seiner Stärke zeigt,
aber die Dauer der einzelnen gegebenen Ströme nicht mehr
klar erkennen, geschweige mechanisch dauernd sichtbar machen
läßt. Man muß also auf unterseeischen Linien weit langsamer
sprechen als auf oberirdischen, um klare Zeichen zu erhalten.
Durch Anwendung von Wechselströmen, das heißt von ab¬
wechselnd positiven und negativen Strömen, hat man diese
störenden Einflüsse zwar wesentlich vermindert und das Spre¬
chen durch lange unterseeische Leitungen sicherer gemacht und
beschleunigt; sie ganz zu beseitigen, wird aber nie möglich
werden. Beim atlantischen Kabel wendet man jetzt Empfangs-
Instrumente an, welche im Princip ganz mit denen, welche

langes dünnes Rohr mit elaſtiſchen Wänden Luft pumpen wollte.
In der Nähe der Pumpe würde ſich das Rohr bei jedem Pum¬
penſtoße durch den elaſtiſchen Druck der hineingetriebenen Luft
erweitern. Dieſe Erweiterung würde in abnehmendem Maaße
bis zum andern offenen Ende des Rohres fortgehen und der
Austritt der Luft aus demſelben würde erſt in voller Stärke
beginnen, wenn das Rohr eine kegelförmige Form angenommen
hätte. Nach Vollendung des Pumpenſtoßes würde das Rohr
ſich wieder auf ſeinen normalen Durchmeſſer zuſammenziehen
und die überflüſſige Luft aus dem entfernten Rohrende hin¬
ausgehen. Würde ein zweiter Kolbenſtoß beginnen, bevor dieſe
Ausſtrömung vorüber iſt, ſo würde die Luft nicht ſtoßweiſe
aus dem entfernten Ende hervortreten, ſondern der Strom
würde gar nicht mehr aufhören, und ſtets Luft ausfließen, wenn
auch in wechſelnder Geſchwindigkeit.

Aehnlich iſt das Verhalten der Electricität in der unter¬
irdiſchen Leitung oder dem unterſeeiſchen Kabel. Folgen die
electriſchen Strömungen, durch welche man eine Nachricht
geben will, zu ſchnell auf einander, ſo wird ein ununter¬
brochener Strom am anderen Ende zum Vorſchein kommen,
welcher zwar kleine Schwankungen in ſeiner Stärke zeigt,
aber die Dauer der einzelnen gegebenen Ströme nicht mehr
klar erkennen, geſchweige mechaniſch dauernd ſichtbar machen
läßt. Man muß alſo auf unterſeeiſchen Linien weit langſamer
ſprechen als auf oberirdiſchen, um klare Zeichen zu erhalten.
Durch Anwendung von Wechſelſtrömen, das heißt von ab¬
wechſelnd poſitiven und negativen Strömen, hat man dieſe
ſtörenden Einflüſſe zwar weſentlich vermindert und das Spre¬
chen durch lange unterſeeiſche Leitungen ſicherer gemacht und
beſchleunigt; ſie ganz zu beſeitigen, wird aber nie möglich
werden. Beim atlantiſchen Kabel wendet man jetzt Empfangs-
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[38/0044] langes dünnes Rohr mit elaſtiſchen Wänden Luft pumpen wollte. In der Nähe der Pumpe würde ſich das Rohr bei jedem Pum¬ penſtoße durch den elaſtiſchen Druck der hineingetriebenen Luft erweitern. Dieſe Erweiterung würde in abnehmendem Maaße bis zum andern offenen Ende des Rohres fortgehen und der Austritt der Luft aus demſelben würde erſt in voller Stärke beginnen, wenn das Rohr eine kegelförmige Form angenommen hätte. Nach Vollendung des Pumpenſtoßes würde das Rohr ſich wieder auf ſeinen normalen Durchmeſſer zuſammenziehen und die überflüſſige Luft aus dem entfernten Rohrende hin¬ ausgehen. Würde ein zweiter Kolbenſtoß beginnen, bevor dieſe Ausſtrömung vorüber iſt, ſo würde die Luft nicht ſtoßweiſe aus dem entfernten Ende hervortreten, ſondern der Strom würde gar nicht mehr aufhören, und ſtets Luft ausfließen, wenn auch in wechſelnder Geſchwindigkeit. Aehnlich iſt das Verhalten der Electricität in der unter¬ irdiſchen Leitung oder dem unterſeeiſchen Kabel. Folgen die electriſchen Strömungen, durch welche man eine Nachricht geben will, zu ſchnell auf einander, ſo wird ein ununter¬ brochener Strom am anderen Ende zum Vorſchein kommen, welcher zwar kleine Schwankungen in ſeiner Stärke zeigt, aber die Dauer der einzelnen gegebenen Ströme nicht mehr klar erkennen, geſchweige mechaniſch dauernd ſichtbar machen läßt. Man muß alſo auf unterſeeiſchen Linien weit langſamer ſprechen als auf oberirdiſchen, um klare Zeichen zu erhalten. Durch Anwendung von Wechſelſtrömen, das heißt von ab¬ wechſelnd poſitiven und negativen Strömen, hat man dieſe ſtörenden Einflüſſe zwar weſentlich vermindert und das Spre¬ chen durch lange unterſeeiſche Leitungen ſicherer gemacht und beſchleunigt; ſie ganz zu beſeitigen, wird aber nie möglich werden. Beim atlantiſchen Kabel wendet man jetzt Empfangs- Inſtrumente an, welche im Princip ganz mit denen, welche

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Die electrische Telegraphie. Berlin, 1866, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_telegraphie_1866/44>, abgerufen am 23.11.2024.