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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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um den Draht gewalzte Masse klebte häufig nicht fest an ein-
ander und es bildeten sich dadurch Kanäle, welche die Feuchtig-
keit des Bodens mit der Zeit bis zum Draht gelangen liessen.
Ferner stellte sich heraus, dass die Nähte nach einiger Zeit ihre
anfängliche Festigkeit verloren und leicht von einander zu lösen
waren, wodurch die dauernde Isolation der Drähte gefährdet er-
schien. Ich entwarf daher in Gemeinschaft mit Hrn. Halske
eine Maschine, mittelst welcher die Guttapercha fortlaufend und
ohne Naht durch Pressung um den Draht geformt ward. Die-
selbe besteht aus einem Cylinder, welcher mit erwärmter Gutta-
percha gefüllt und durch ein Dampfbad vor Abkühlung geschützt
wird. Durch eine starke Schraube, welche durch eine Dampf-
maschine langsam gedreht wird, wird ein in dem Cylinder passen-
der Stempel in denselben hinabgedrückt. Der offene Boden des
Cylinders ist durch ein rechtwinklig ausgehöhltes Metallstück ge-
schlossen, dessen Höhlung mit dem inneren Raume des Cylinders
communicirt. Dies Metallstück ist von neun in einer geraden
Linie neben einander liegenden, senkrechten Löchern durchbohrt.
Der Durchmesser dieser Löcher entspricht in der unteren Wand
des Metallstücks der Dicke des zu bekleidenden Drahtes und in
der oberen der Dicke des bekleideten Drahtes. Die mit grosser
Gewalt im Cylinder zusammengedrückte plastische Masse füllt
den inneren Raum des beschriebenen Metallstücks und quillt aus
den in demselben vorhandenen Löchern hervor. Die Drähte treten
nun durch die unteren engeren Löcher in den mit Guttapercha
angefüllten Raum und kommen mit Guttapercha bekleidet aus
den oberen, weiteren, heraus. Sie werden darauf senkrecht so
hoch hinaufgeführt, dass die Guttapercha während des Weges hin-
länglich erkalten kann, und dann auf Trommeln gewickelt. Die
spätere Operation des Aufsuchens fehlerhafter Stellen und die
Untersuchung der Isolation der fertigen Drahtenden sind bereits
oben beschrieben. Die zweite Bekleidung des Drahtes beim Ein-
legen in den Graben, wie sie anfänglich zur Anwendung kam,
konnte bei der geschwefelten Guttapercha fortfallen, da diese Masse
die Eigenschaft, sich in Hydrat zurückzubilden, nicht besitzt.
In der That sind die seit 11/2 Jahren ohne zweiten Ueberzug
im Boden liegenden Drähte noch durchaus unverändert geblieben
und von frisch fabricirten Drähten nicht zu unterscheiden.


um den Draht gewalzte Masse klebte häufig nicht fest an ein-
ander und es bildeten sich dadurch Kanäle, welche die Feuchtig-
keit des Bodens mit der Zeit bis zum Draht gelangen liessen.
Ferner stellte sich heraus, dass die Nähte nach einiger Zeit ihre
anfängliche Festigkeit verloren und leicht von einander zu lösen
waren, wodurch die dauernde Isolation der Drähte gefährdet er-
schien. Ich entwarf daher in Gemeinschaft mit Hrn. Halske
eine Maschine, mittelst welcher die Guttapercha fortlaufend und
ohne Naht durch Pressung um den Draht geformt ward. Die-
selbe besteht aus einem Cylinder, welcher mit erwärmter Gutta-
percha gefüllt und durch ein Dampfbad vor Abkühlung geschützt
wird. Durch eine starke Schraube, welche durch eine Dampf-
maschine langsam gedreht wird, wird ein in dem Cylinder passen-
der Stempel in denselben hinabgedrückt. Der offene Boden des
Cylinders ist durch ein rechtwinklig ausgehöhltes Metallstück ge-
schlossen, dessen Höhlung mit dem inneren Raume des Cylinders
communicirt. Dies Metallstück ist von neun in einer geraden
Linie neben einander liegenden, senkrechten Löchern durchbohrt.
Der Durchmesser dieser Löcher entspricht in der unteren Wand
des Metallstücks der Dicke des zu bekleidenden Drahtes und in
der oberen der Dicke des bekleideten Drahtes. Die mit grosser
Gewalt im Cylinder zusammengedrückte plastische Masse füllt
den inneren Raum des beschriebenen Metallstücks und quillt aus
den in demselben vorhandenen Löchern hervor. Die Drähte treten
nun durch die unteren engeren Löcher in den mit Guttapercha
angefüllten Raum und kommen mit Guttapercha bekleidet aus
den oberen, weiteren, heraus. Sie werden darauf senkrecht so
hoch hinaufgeführt, dass die Guttapercha während des Weges hin-
länglich erkalten kann, und dann auf Trommeln gewickelt. Die
spätere Operation des Aufsuchens fehlerhafter Stellen und die
Untersuchung der Isolation der fertigen Drahtenden sind bereits
oben beschrieben. Die zweite Bekleidung des Drahtes beim Ein-
legen in den Graben, wie sie anfänglich zur Anwendung kam,
konnte bei der geschwefelten Guttapercha fortfallen, da diese Masse
die Eigenschaft, sich in Hydrat zurückzubilden, nicht besitzt.
In der That sind die seit 1½ Jahren ohne zweiten Ueberzug
im Boden liegenden Drähte noch durchaus unverändert geblieben
und von frisch fabricirten Drähten nicht zu unterscheiden.


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[41/0059] um den Draht gewalzte Masse klebte häufig nicht fest an ein- ander und es bildeten sich dadurch Kanäle, welche die Feuchtig- keit des Bodens mit der Zeit bis zum Draht gelangen liessen. Ferner stellte sich heraus, dass die Nähte nach einiger Zeit ihre anfängliche Festigkeit verloren und leicht von einander zu lösen waren, wodurch die dauernde Isolation der Drähte gefährdet er- schien. Ich entwarf daher in Gemeinschaft mit Hrn. Halske eine Maschine, mittelst welcher die Guttapercha fortlaufend und ohne Naht durch Pressung um den Draht geformt ward. Die- selbe besteht aus einem Cylinder, welcher mit erwärmter Gutta- percha gefüllt und durch ein Dampfbad vor Abkühlung geschützt wird. Durch eine starke Schraube, welche durch eine Dampf- maschine langsam gedreht wird, wird ein in dem Cylinder passen- der Stempel in denselben hinabgedrückt. Der offene Boden des Cylinders ist durch ein rechtwinklig ausgehöhltes Metallstück ge- schlossen, dessen Höhlung mit dem inneren Raume des Cylinders communicirt. Dies Metallstück ist von neun in einer geraden Linie neben einander liegenden, senkrechten Löchern durchbohrt. Der Durchmesser dieser Löcher entspricht in der unteren Wand des Metallstücks der Dicke des zu bekleidenden Drahtes und in der oberen der Dicke des bekleideten Drahtes. Die mit grosser Gewalt im Cylinder zusammengedrückte plastische Masse füllt den inneren Raum des beschriebenen Metallstücks und quillt aus den in demselben vorhandenen Löchern hervor. Die Drähte treten nun durch die unteren engeren Löcher in den mit Guttapercha angefüllten Raum und kommen mit Guttapercha bekleidet aus den oberen, weiteren, heraus. Sie werden darauf senkrecht so hoch hinaufgeführt, dass die Guttapercha während des Weges hin- länglich erkalten kann, und dann auf Trommeln gewickelt. Die spätere Operation des Aufsuchens fehlerhafter Stellen und die Untersuchung der Isolation der fertigen Drahtenden sind bereits oben beschrieben. Die zweite Bekleidung des Drahtes beim Ein- legen in den Graben, wie sie anfänglich zur Anwendung kam, konnte bei der geschwefelten Guttapercha fortfallen, da diese Masse die Eigenschaft, sich in Hydrat zurückzubilden, nicht besitzt. In der That sind die seit 1½ Jahren ohne zweiten Ueberzug im Boden liegenden Drähte noch durchaus unverändert geblieben und von frisch fabricirten Drähten nicht zu unterscheiden.

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/59>, abgerufen am 27.04.2024.