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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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Grenzen bestätigt. Praktisch ist bisher ein Nutzeffect bis zu
60 pCt. der aufgewendeten Arbeit erzielt worden, und es sind
mit den grössten zur Verwendung gekommenen Maschinen, --
die allerdings nicht speciell für Kraftübertragung, sondern für
Beleuchtungszwecke construirt waren, -- bis zu 10 mit dem
Prony'schen Zaume gemessene Pferdekräfte übertragen worden,
mit einem Nutzeffecte von durchschittlich 50 pCt. Es wird hier-
nach bei der elektrischen Kraftübertragung bisher nur etwa
die Hälfte der aufgewendeten Arbeit als Nutzarbeit wieder ge-
wonnen, während die Hälfte zur Ueberwindung der Maschinen-
und Leitungswiderstände verbraucht und in Wärme umgewandelt
wird. Die Grösse dieses Kraftverlustes ist offenbar von der
Construction der Maschine abhängig. Wäre keine Aussicht vor-
handen, durch Verbesserung dieser Constructionen eine wesent-
liche Verminderung desselben herbeizuführen, so würde die tech-
nische Verwendung der elektrischen Kraftübertragung eine einiger-
massen beschränkte bleiben. Es ist daher von Wichtigkeit, die
in der Maschinenconstruction liegenden Ursachen des Kraftver-
lustes festzustellen und dann in Betracht zu ziehen, ob und auf
welchem Wege eine gänzliche oder theilweise Beseitigung dieser
Verlustquellen anzubahnen ist. Es können hierbei die rein
mechanischen Kraftverluste durch Reibungen, Luftwiderstände,
Stösse etc. in den Maschinen ausser Betracht gelassen werden.
Sie bilden nur einen kleinen Theil des Verlustes, und ihre mög-
lichste Verminderung ist durch Anwendung bekannter Construc-
tionsgrundsätze herbeizuführen.

Die wesentliche und niemals ganz zu beseitigende physika-
lische Ursache des Kraftverlustes ist die Erwärmung der Leiter
durch den elektrischen Strom. Da bei den Maschinen, bei welchen
kein plötzlicher Wechsel des Magnetismus stattfindet, auch keine
merkliche unmittelbare Erwärmung des Eisens der Elektromagnete
eintritt, so braucht bei diesen überhaupt nur diese Erwärmung
der Leiter durch die sie durchlaufenden Ströme in Betracht ge-
zogen zu werden. Diese Leiter sind hier nicht nur die Lei-
tungsdrähte der Maschinen und die leitende Verbindung der-
selben, sondern auch die bewegten Metallmassen der Maschinen,
in welchen Ströme inducirt werden, die sie erwärmen (die soge-
nannten Foucault'schen Ströme). Als wesentlicher Grundsatz

Grenzen bestätigt. Praktisch ist bisher ein Nutzeffect bis zu
60 pCt. der aufgewendeten Arbeit erzielt worden, und es sind
mit den grössten zur Verwendung gekommenen Maschinen, —
die allerdings nicht speciell für Kraftübertragung, sondern für
Beleuchtungszwecke construirt waren, — bis zu 10 mit dem
Prony’schen Zaume gemessene Pferdekräfte übertragen worden,
mit einem Nutzeffecte von durchschittlich 50 pCt. Es wird hier-
nach bei der elektrischen Kraftübertragung bisher nur etwa
die Hälfte der aufgewendeten Arbeit als Nutzarbeit wieder ge-
wonnen, während die Hälfte zur Ueberwindung der Maschinen-
und Leitungswiderstände verbraucht und in Wärme umgewandelt
wird. Die Grösse dieses Kraftverlustes ist offenbar von der
Construction der Maschine abhängig. Wäre keine Aussicht vor-
handen, durch Verbesserung dieser Constructionen eine wesent-
liche Verminderung desselben herbeizuführen, so würde die tech-
nische Verwendung der elektrischen Kraftübertragung eine einiger-
massen beschränkte bleiben. Es ist daher von Wichtigkeit, die
in der Maschinenconstruction liegenden Ursachen des Kraftver-
lustes festzustellen und dann in Betracht zu ziehen, ob und auf
welchem Wege eine gänzliche oder theilweise Beseitigung dieser
Verlustquellen anzubahnen ist. Es können hierbei die rein
mechanischen Kraftverluste durch Reibungen, Luftwiderstände,
Stösse etc. in den Maschinen ausser Betracht gelassen werden.
Sie bilden nur einen kleinen Theil des Verlustes, und ihre mög-
lichste Verminderung ist durch Anwendung bekannter Construc-
tionsgrundsätze herbeizuführen.

Die wesentliche und niemals ganz zu beseitigende physika-
lische Ursache des Kraftverlustes ist die Erwärmung der Leiter
durch den elektrischen Strom. Da bei den Maschinen, bei welchen
kein plötzlicher Wechsel des Magnetismus stattfindet, auch keine
merkliche unmittelbare Erwärmung des Eisens der Elektromagnete
eintritt, so braucht bei diesen überhaupt nur diese Erwärmung
der Leiter durch die sie durchlaufenden Ströme in Betracht ge-
zogen zu werden. Diese Leiter sind hier nicht nur die Lei-
tungsdrähte der Maschinen und die leitende Verbindung der-
selben, sondern auch die bewegten Metallmassen der Maschinen,
in welchen Ströme inducirt werden, die sie erwärmen (die soge-
nannten Foucault’schen Ströme). Als wesentlicher Grundsatz

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[553/0581] Grenzen bestätigt. Praktisch ist bisher ein Nutzeffect bis zu 60 pCt. der aufgewendeten Arbeit erzielt worden, und es sind mit den grössten zur Verwendung gekommenen Maschinen, — die allerdings nicht speciell für Kraftübertragung, sondern für Beleuchtungszwecke construirt waren, — bis zu 10 mit dem Prony’schen Zaume gemessene Pferdekräfte übertragen worden, mit einem Nutzeffecte von durchschittlich 50 pCt. Es wird hier- nach bei der elektrischen Kraftübertragung bisher nur etwa die Hälfte der aufgewendeten Arbeit als Nutzarbeit wieder ge- wonnen, während die Hälfte zur Ueberwindung der Maschinen- und Leitungswiderstände verbraucht und in Wärme umgewandelt wird. Die Grösse dieses Kraftverlustes ist offenbar von der Construction der Maschine abhängig. Wäre keine Aussicht vor- handen, durch Verbesserung dieser Constructionen eine wesent- liche Verminderung desselben herbeizuführen, so würde die tech- nische Verwendung der elektrischen Kraftübertragung eine einiger- massen beschränkte bleiben. Es ist daher von Wichtigkeit, die in der Maschinenconstruction liegenden Ursachen des Kraftver- lustes festzustellen und dann in Betracht zu ziehen, ob und auf welchem Wege eine gänzliche oder theilweise Beseitigung dieser Verlustquellen anzubahnen ist. Es können hierbei die rein mechanischen Kraftverluste durch Reibungen, Luftwiderstände, Stösse etc. in den Maschinen ausser Betracht gelassen werden. Sie bilden nur einen kleinen Theil des Verlustes, und ihre mög- lichste Verminderung ist durch Anwendung bekannter Construc- tionsgrundsätze herbeizuführen. Die wesentliche und niemals ganz zu beseitigende physika- lische Ursache des Kraftverlustes ist die Erwärmung der Leiter durch den elektrischen Strom. Da bei den Maschinen, bei welchen kein plötzlicher Wechsel des Magnetismus stattfindet, auch keine merkliche unmittelbare Erwärmung des Eisens der Elektromagnete eintritt, so braucht bei diesen überhaupt nur diese Erwärmung der Leiter durch die sie durchlaufenden Ströme in Betracht ge- zogen zu werden. Diese Leiter sind hier nicht nur die Lei- tungsdrähte der Maschinen und die leitende Verbindung der- selben, sondern auch die bewegten Metallmassen der Maschinen, in welchen Ströme inducirt werden, die sie erwärmen (die soge- nannten Foucault’schen Ströme). Als wesentlicher Grundsatz

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/581>, abgerufen am 22.11.2024.