Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Im Jahre 1868 machte Delaurier 1) der Pariser Akademie
einen ganz originellen Vorschlag zur Sicherung der Arbeiter gegen
Grubengas-Explosionen. Er wollte einen isolirten Draht durch
die ganze Grube legen, der an verschiedenen Stellen verdünnt
und daselbst mit Schwefelblumen bestreut werden sollte. Bevor
die Arbeiter die Grube beträten, sollte dann der Strom einer
kräftigen galvanischen Batterie durch den Draht geleitet werden.
Dieser würde die verdünnten Stellen des Drahtes erhitzen und den
Schwefel entzünden, der dann seinerseits die schlagenden Wetter
entzünden würde, wenn irgend welche vorhanden waren. Ent-
stände keine Explosion, so könnten die Arbeiter ohne Gefahr
die Grube betreten. Dieser Vorschlag, eine Prüfung auf Explo-
sion vor dem Eintritt der Arbeiter in die Grube vorzunehmen,
erscheint sehr beachtenswerth.

Die dritte vorgeschlagene Methode besteht nun darin, ein
gutes Anzeigesystem zu organisiren, dass die nöthigen Mittel
gewährt, die Gefahr zur rechten Zeit zu erkennen und sie durch
richtig geleitete Ventilation zu beseitigen, bevor die Gasmischung
explosiv wird.

Ansell in London schlug 1867 2) vor, die Gefährlichkeit der
schlagenden Wetter dadurch zu verringern, dass man Apparate
aufstellte, welche auf elektrischem Wege angesammeltes Gruben-
gas in der Grube selbst wie ausserhalb derselben anzeigten.
Sein Apparat beruhte auf der Erscheinung, dass manche Stoffe,
wie Kautschuck, Marmor u. s. w. undurchdringlich für atmo-
sphärische Luft, aber leicht durchdringlich für Grubengas und
manche andere Gase sind. Da die Anfüllung eines Raumes
mit einem Gase kein Hinderniss für die gleichzeitige Anfüllung
mit einem anderen Gase ist, so muss daher in eine mit Luft
gefüllte Kautschuckblase, die in einen grubengashaltigen Raum
gebracht wird, Grubengas durch die Kautschuckwand hindurch
einströmen und die Blase sich in Folge dessen ausdehnen.
Ansell construirte nun Apparate, bei welchen diese durch En-
dosmose bewirkte Druckvermehrung im Innern eines mit einer
Kautschuck- oder Marmorplatte abgeschlossenen Luftraumes zur

1) Dinglers P. J. Bd. 190, S. 339.
2) Dinglers P. J. Bd. 183, S. 552: Jahrg. 1867.
34

Im Jahre 1868 machte Delaurier 1) der Pariser Akademie
einen ganz originellen Vorschlag zur Sicherung der Arbeiter gegen
Grubengas-Explosionen. Er wollte einen isolirten Draht durch
die ganze Grube legen, der an verschiedenen Stellen verdünnt
und daselbst mit Schwefelblumen bestreut werden sollte. Bevor
die Arbeiter die Grube beträten, sollte dann der Strom einer
kräftigen galvanischen Batterie durch den Draht geleitet werden.
Dieser würde die verdünnten Stellen des Drahtes erhitzen und den
Schwefel entzünden, der dann seinerseits die schlagenden Wetter
entzünden würde, wenn irgend welche vorhanden waren. Ent-
stände keine Explosion, so könnten die Arbeiter ohne Gefahr
die Grube betreten. Dieser Vorschlag, eine Prüfung auf Explo-
sion vor dem Eintritt der Arbeiter in die Grube vorzunehmen,
erscheint sehr beachtenswerth.

Die dritte vorgeschlagene Methode besteht nun darin, ein
gutes Anzeigesystem zu organisiren, dass die nöthigen Mittel
gewährt, die Gefahr zur rechten Zeit zu erkennen und sie durch
richtig geleitete Ventilation zu beseitigen, bevor die Gasmischung
explosiv wird.

Ansell in London schlug 1867 2) vor, die Gefährlichkeit der
schlagenden Wetter dadurch zu verringern, dass man Apparate
aufstellte, welche auf elektrischem Wege angesammeltes Gruben-
gas in der Grube selbst wie ausserhalb derselben anzeigten.
Sein Apparat beruhte auf der Erscheinung, dass manche Stoffe,
wie Kautschuck, Marmor u. s. w. undurchdringlich für atmo-
sphärische Luft, aber leicht durchdringlich für Grubengas und
manche andere Gase sind. Da die Anfüllung eines Raumes
mit einem Gase kein Hinderniss für die gleichzeitige Anfüllung
mit einem anderen Gase ist, so muss daher in eine mit Luft
gefüllte Kautschuckblase, die in einen grubengashaltigen Raum
gebracht wird, Grubengas durch die Kautschuckwand hindurch
einströmen und die Blase sich in Folge dessen ausdehnen.
Ansell construirte nun Apparate, bei welchen diese durch En-
dosmose bewirkte Druckvermehrung im Innern eines mit einer
Kautschuck- oder Marmorplatte abgeschlossenen Luftraumes zur

1) Dinglers P. J. Bd. 190, S. 339.
2) Dinglers P. J. Bd. 183, S. 552: Jahrg. 1867.
34
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0555" n="529"/>
        <p>Im Jahre 1868 machte Delaurier <note place="foot" n="1)">Dinglers P. J. Bd. 190, S. 339.</note> der Pariser Akademie<lb/>
einen ganz originellen Vorschlag zur Sicherung der Arbeiter gegen<lb/>
Grubengas-Explosionen. Er wollte einen isolirten Draht durch<lb/>
die ganze Grube legen, der an verschiedenen Stellen verdünnt<lb/>
und daselbst mit Schwefelblumen bestreut werden sollte. Bevor<lb/>
die Arbeiter die Grube beträten, sollte dann der Strom einer<lb/>
kräftigen galvanischen Batterie durch den Draht geleitet werden.<lb/>
Dieser würde die verdünnten Stellen des Drahtes erhitzen und den<lb/>
Schwefel entzünden, der dann seinerseits die schlagenden Wetter<lb/>
entzünden würde, wenn irgend welche vorhanden waren. Ent-<lb/>
stände keine Explosion, so könnten die Arbeiter ohne Gefahr<lb/>
die Grube betreten. Dieser Vorschlag, eine Prüfung auf Explo-<lb/>
sion vor dem Eintritt der Arbeiter in die Grube vorzunehmen,<lb/>
erscheint sehr beachtenswerth.</p><lb/>
        <p>Die dritte vorgeschlagene Methode besteht nun darin, ein<lb/>
gutes Anzeigesystem zu organisiren, dass die nöthigen Mittel<lb/>
gewährt, die Gefahr zur rechten Zeit zu erkennen und sie durch<lb/>
richtig geleitete Ventilation zu beseitigen, bevor die Gasmischung<lb/>
explosiv wird.</p><lb/>
        <p>Ansell in London schlug 1867 <note place="foot" n="2)">Dinglers P. J. Bd. 183, S. 552: Jahrg. 1867.</note> vor, die Gefährlichkeit der<lb/>
schlagenden Wetter dadurch zu verringern, dass man Apparate<lb/>
aufstellte, welche auf elektrischem Wege angesammeltes Gruben-<lb/>
gas in der Grube selbst wie ausserhalb derselben anzeigten.<lb/>
Sein Apparat beruhte auf der Erscheinung, dass manche Stoffe,<lb/>
wie Kautschuck, Marmor u. s. w. undurchdringlich für atmo-<lb/>
sphärische Luft, aber leicht durchdringlich für Grubengas und<lb/>
manche andere Gase sind. Da die Anfüllung eines Raumes<lb/>
mit einem Gase kein Hinderniss für die gleichzeitige Anfüllung<lb/>
mit einem anderen Gase ist, so muss daher in eine mit Luft<lb/>
gefüllte Kautschuckblase, die in einen grubengashaltigen Raum<lb/>
gebracht wird, Grubengas durch die Kautschuckwand hindurch<lb/>
einströmen und die Blase sich in Folge dessen ausdehnen.<lb/>
Ansell construirte nun Apparate, bei welchen diese durch En-<lb/>
dosmose bewirkte Druckvermehrung im Innern eines mit einer<lb/>
Kautschuck- oder Marmorplatte abgeschlossenen Luftraumes zur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">34</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0555] Im Jahre 1868 machte Delaurier 1) der Pariser Akademie einen ganz originellen Vorschlag zur Sicherung der Arbeiter gegen Grubengas-Explosionen. Er wollte einen isolirten Draht durch die ganze Grube legen, der an verschiedenen Stellen verdünnt und daselbst mit Schwefelblumen bestreut werden sollte. Bevor die Arbeiter die Grube beträten, sollte dann der Strom einer kräftigen galvanischen Batterie durch den Draht geleitet werden. Dieser würde die verdünnten Stellen des Drahtes erhitzen und den Schwefel entzünden, der dann seinerseits die schlagenden Wetter entzünden würde, wenn irgend welche vorhanden waren. Ent- stände keine Explosion, so könnten die Arbeiter ohne Gefahr die Grube betreten. Dieser Vorschlag, eine Prüfung auf Explo- sion vor dem Eintritt der Arbeiter in die Grube vorzunehmen, erscheint sehr beachtenswerth. Die dritte vorgeschlagene Methode besteht nun darin, ein gutes Anzeigesystem zu organisiren, dass die nöthigen Mittel gewährt, die Gefahr zur rechten Zeit zu erkennen und sie durch richtig geleitete Ventilation zu beseitigen, bevor die Gasmischung explosiv wird. Ansell in London schlug 1867 2) vor, die Gefährlichkeit der schlagenden Wetter dadurch zu verringern, dass man Apparate aufstellte, welche auf elektrischem Wege angesammeltes Gruben- gas in der Grube selbst wie ausserhalb derselben anzeigten. Sein Apparat beruhte auf der Erscheinung, dass manche Stoffe, wie Kautschuck, Marmor u. s. w. undurchdringlich für atmo- sphärische Luft, aber leicht durchdringlich für Grubengas und manche andere Gase sind. Da die Anfüllung eines Raumes mit einem Gase kein Hinderniss für die gleichzeitige Anfüllung mit einem anderen Gase ist, so muss daher in eine mit Luft gefüllte Kautschuckblase, die in einen grubengashaltigen Raum gebracht wird, Grubengas durch die Kautschuckwand hindurch einströmen und die Blase sich in Folge dessen ausdehnen. Ansell construirte nun Apparate, bei welchen diese durch En- dosmose bewirkte Druckvermehrung im Innern eines mit einer Kautschuck- oder Marmorplatte abgeschlossenen Luftraumes zur 1) Dinglers P. J. Bd. 190, S. 339. 2) Dinglers P. J. Bd. 183, S. 552: Jahrg. 1867. 34

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/555
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/555>, abgerufen am 22.11.2024.