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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

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der Widerstand der Kohle bei Temperaturänderungen zu- oder
abnimmt, nicht nur wissenschaftlich von grösstem Interesse ist,
sondern auch eine grosse technische Wichtigkeit erlangt hat, so
entschloss ich mich zu einer eingehenden Untersuchung derselben.

Ich liess mir cylindrische Kohlenstäbe verschiedener Dicke
und Länge anfertigen. Dieselben wurden an den Enden etwa
15mm weit galvanisch verkupfert. Dann wurden die Drähte einer
Kupferlitze an die verkupferten Enden gelegt und dieselben mit
feinem Kupferdraht einige Male umwunden, um sie dadurch an
der Kohle zu befestigen. Das so vorbereitete Kohlenende wurde
nun wieder in die Kupferlösung gebracht, und so viel Kupfer
darauf niedergeschlagen, dass die Kupferdrähte mit der ersten
Verkupferung und dadurch auch mit der Kohle fest verwachsen
waren. Die Erwärmung der so vorbereiteten Kohlen geschah in
dem Bade einer nicht leitenden Flüssigkeit. Für niedrige Tem-
peraturen bis 60 °C. benutzte ich ein schweres Petroleum, für
höhere bis 270 °C. geschmolzenes Paraffin. Die Flüssigkeit be-
fand sich in einem Blechtroge und konnte durch untergesetzte
Brenner erhitzt oder durch Einsetzen des Troges in Schnee abge-
kühlt werden. Der ca. 260 mm lange, 75 mm breite und 80 mm hohe
Trog wurde durch eine Schieferplatte bedeckt, die von zwei
kupfernen Bolzen durchbohrt war, welche an beiden Enden ge-
eignete Klemmen trugen. In die unteren Klemmen wurden die
Kupferenden der Kohle eingespannt und darauf zu noch grösserer
Sicherheit mit denselben verlöthet. Vermittelst der oberen
Klemmen des Schieferdeckels des Troges wurde die Kohle in
eine Brückencombination eingeführt, welche aus zwei genau ab-
geglichenen Widerständen im Verhältniss 1 : 100 und einer
Widerstandsscala, die 1/10 bis 10000 Q. E. einzuschalten ge-
stattete, bestand. Als Galvanometer diente ein empfindliches
Spiegelgalvanometer mit vier Drahtrollen und einem astatischen
Magnetnadelpaare. Zur Controle der Einrichtung und Consta-
tirung ihrer Empfindlichkeit sowie der Genauigkeit der Messungen
wurde zunächst anstatt der Kohle eine zweite Widerstandsscala
eingeschaltet, und constatirt, dass beim Gleichgewicht die Wider-
stände der beiden Scalen sich immer im Verhältniss 1 : 100 be-
fanden, wenn der Widerstand der Zuleitungen, der auf 0,033 Q. E.
bestimmt wurde, in Rechnung gezogen wurde. Die Einschaltung

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der Widerstand der Kohle bei Temperaturänderungen zu- oder
abnimmt, nicht nur wissenschaftlich von grösstem Interesse ist,
sondern auch eine grosse technische Wichtigkeit erlangt hat, so
entschloss ich mich zu einer eingehenden Untersuchung derselben.

Ich liess mir cylindrische Kohlenstäbe verschiedener Dicke
und Länge anfertigen. Dieselben wurden an den Enden etwa
15mm weit galvanisch verkupfert. Dann wurden die Drähte einer
Kupferlitze an die verkupferten Enden gelegt und dieselben mit
feinem Kupferdraht einige Male umwunden, um sie dadurch an
der Kohle zu befestigen. Das so vorbereitete Kohlenende wurde
nun wieder in die Kupferlösung gebracht, und so viel Kupfer
darauf niedergeschlagen, dass die Kupferdrähte mit der ersten
Verkupferung und dadurch auch mit der Kohle fest verwachsen
waren. Die Erwärmung der so vorbereiteten Kohlen geschah in
dem Bade einer nicht leitenden Flüssigkeit. Für niedrige Tem-
peraturen bis 60 °C. benutzte ich ein schweres Petroleum, für
höhere bis 270 °C. geschmolzenes Paraffin. Die Flüssigkeit be-
fand sich in einem Blechtroge und konnte durch untergesetzte
Brenner erhitzt oder durch Einsetzen des Troges in Schnee abge-
kühlt werden. Der ca. 260 mm lange, 75 mm breite und 80 mm hohe
Trog wurde durch eine Schieferplatte bedeckt, die von zwei
kupfernen Bolzen durchbohrt war, welche an beiden Enden ge-
eignete Klemmen trugen. In die unteren Klemmen wurden die
Kupferenden der Kohle eingespannt und darauf zu noch grösserer
Sicherheit mit denselben verlöthet. Vermittelst der oberen
Klemmen des Schieferdeckels des Troges wurde die Kohle in
eine Brückencombination eingeführt, welche aus zwei genau ab-
geglichenen Widerständen im Verhältniss 1 : 100 und einer
Widerstandsscala, die 1/10 bis 10000 Q. E. einzuschalten ge-
stattete, bestand. Als Galvanometer diente ein empfindliches
Spiegelgalvanometer mit vier Drahtrollen und einem astatischen
Magnetnadelpaare. Zur Controle der Einrichtung und Consta-
tirung ihrer Empfindlichkeit sowie der Genauigkeit der Messungen
wurde zunächst anstatt der Kohle eine zweite Widerstandsscala
eingeschaltet, und constatirt, dass beim Gleichgewicht die Wider-
stände der beiden Scalen sich immer im Verhältniss 1 : 100 be-
fanden, wenn der Widerstand der Zuleitungen, der auf 0,033 Q. E.
bestimmt wurde, in Rechnung gezogen wurde. Die Einschaltung

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[513/0539] der Widerstand der Kohle bei Temperaturänderungen zu- oder abnimmt, nicht nur wissenschaftlich von grösstem Interesse ist, sondern auch eine grosse technische Wichtigkeit erlangt hat, so entschloss ich mich zu einer eingehenden Untersuchung derselben. Ich liess mir cylindrische Kohlenstäbe verschiedener Dicke und Länge anfertigen. Dieselben wurden an den Enden etwa 15mm weit galvanisch verkupfert. Dann wurden die Drähte einer Kupferlitze an die verkupferten Enden gelegt und dieselben mit feinem Kupferdraht einige Male umwunden, um sie dadurch an der Kohle zu befestigen. Das so vorbereitete Kohlenende wurde nun wieder in die Kupferlösung gebracht, und so viel Kupfer darauf niedergeschlagen, dass die Kupferdrähte mit der ersten Verkupferung und dadurch auch mit der Kohle fest verwachsen waren. Die Erwärmung der so vorbereiteten Kohlen geschah in dem Bade einer nicht leitenden Flüssigkeit. Für niedrige Tem- peraturen bis 60 °C. benutzte ich ein schweres Petroleum, für höhere bis 270 °C. geschmolzenes Paraffin. Die Flüssigkeit be- fand sich in einem Blechtroge und konnte durch untergesetzte Brenner erhitzt oder durch Einsetzen des Troges in Schnee abge- kühlt werden. Der ca. 260 mm lange, 75 mm breite und 80 mm hohe Trog wurde durch eine Schieferplatte bedeckt, die von zwei kupfernen Bolzen durchbohrt war, welche an beiden Enden ge- eignete Klemmen trugen. In die unteren Klemmen wurden die Kupferenden der Kohle eingespannt und darauf zu noch grösserer Sicherheit mit denselben verlöthet. Vermittelst der oberen Klemmen des Schieferdeckels des Troges wurde die Kohle in eine Brückencombination eingeführt, welche aus zwei genau ab- geglichenen Widerständen im Verhältniss 1 : 100 und einer Widerstandsscala, die 1/10 bis 10000 Q. E. einzuschalten ge- stattete, bestand. Als Galvanometer diente ein empfindliches Spiegelgalvanometer mit vier Drahtrollen und einem astatischen Magnetnadelpaare. Zur Controle der Einrichtung und Consta- tirung ihrer Empfindlichkeit sowie der Genauigkeit der Messungen wurde zunächst anstatt der Kohle eine zweite Widerstandsscala eingeschaltet, und constatirt, dass beim Gleichgewicht die Wider- stände der beiden Scalen sich immer im Verhältniss 1 : 100 be- fanden, wenn der Widerstand der Zuleitungen, der auf 0,033 Q. E. bestimmt wurde, in Rechnung gezogen wurde. Die Einschaltung 33

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Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/539>, abgerufen am 22.11.2024.