Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

oder Metallstäbchen, welche durch den elektrischen Strom glühend
gemacht werden, als Lichtquellen zu benutzen. Es ist das so
erzeugte Licht aber verhältnissmässig sehr schwach, kostet viel
Strom, mithin viel Arbeitskraft und ist wohl kaum noch elek-
trisches Licht zu nennen. Einen ersten wichtigen Schritt in der
Richtung der Theilung des Lichtbogens machte Jablochkoff.
Derselbe stellte zwei Kohlenstäbchen parallel neben einander und
füllte den Zwischenraum mit Gips oder einer anderen schwer
schmelzbaren Substanz aus. Von solchen "elektrischen Kerzen"
konnten vier bis sechs in einen Leitungskreis eingesetzt werden,
da die Bogenlänge hier für alle eine gegebene war.

Um ein gleichmässiges Abbrennen beider Kohlen zu erzielen,
wurden nicht gleichgerichtete, sondern Wechselströme zur Licht-
erzeugung benutzt, wie es schon früher bei Anwendung der
magneto-elektrischen Maschinen zur Lichterzeugung geschehen
war. Diese "elektrischen Kerzen" haben wesentlich zur Verbrei-
tung der elektrischen Beleuchtung beigetragen, erfüllen aber
ihren Zweck namentlich aus dem Grunde nur unvollkommen,
weil sämmtliche Kerzen erlöschen, wenn eine aus irgend welchem
Grunde versagt, und weil das Licht sich dann nicht selbstthätig
wieder entzündet, wie es bei Anwendung elektrischer Lampen
der Fall ist.

Es war der neuesten Zeit vorbehalten, die Lösung des Pro-
blems der Theilung des elektrischen Lichtbogens bei Anwendung
von die Bogenlängen regulirenden Mechanismen zu finden, und
dadurch das wesentlichste Hinderniss zu beseitigen, welches der
allgemeineren Anwendung der elektrischen Beleuchtung bisher
noch entgegenstand. Es beruht die Regulirung hierbei auf der
Anbringung einer Nebenschliessung für jeden Lichtbogen. In
einer Stromverzweigung wird der Strom des einen Zweiges um
so stärker, je grösser der Widerstand des anderen Zweiges wird.
Ist nun die Lampe so construirt, dass eine Verstärkung des
Stromes im Nebenzweige des Lichtbogens eine Annäherung der
Kohlenspitzen bewirkt, so muss dies auch durch eintretende Ver-
längerung des Lichtbogens geschehen und dadurch jeder Bogen
in der normalen Länge erhalten werden. Ich hatte diese Ver-
wendbarbarkeit des Nebenschlusses zur Regulirung des Licht-
bogens schon früher erkannt und bei der Construction elek-

31

oder Metallstäbchen, welche durch den elektrischen Strom glühend
gemacht werden, als Lichtquellen zu benutzen. Es ist das so
erzeugte Licht aber verhältnissmässig sehr schwach, kostet viel
Strom, mithin viel Arbeitskraft und ist wohl kaum noch elek-
trisches Licht zu nennen. Einen ersten wichtigen Schritt in der
Richtung der Theilung des Lichtbogens machte Jablochkoff.
Derselbe stellte zwei Kohlenstäbchen parallel neben einander und
füllte den Zwischenraum mit Gips oder einer anderen schwer
schmelzbaren Substanz aus. Von solchen „elektrischen Kerzen“
konnten vier bis sechs in einen Leitungskreis eingesetzt werden,
da die Bogenlänge hier für alle eine gegebene war.

Um ein gleichmässiges Abbrennen beider Kohlen zu erzielen,
wurden nicht gleichgerichtete, sondern Wechselströme zur Licht-
erzeugung benutzt, wie es schon früher bei Anwendung der
magneto-elektrischen Maschinen zur Lichterzeugung geschehen
war. Diese „elektrischen Kerzen“ haben wesentlich zur Verbrei-
tung der elektrischen Beleuchtung beigetragen, erfüllen aber
ihren Zweck namentlich aus dem Grunde nur unvollkommen,
weil sämmtliche Kerzen erlöschen, wenn eine aus irgend welchem
Grunde versagt, und weil das Licht sich dann nicht selbstthätig
wieder entzündet, wie es bei Anwendung elektrischer Lampen
der Fall ist.

Es war der neuesten Zeit vorbehalten, die Lösung des Pro-
blems der Theilung des elektrischen Lichtbogens bei Anwendung
von die Bogenlängen regulirenden Mechanismen zu finden, und
dadurch das wesentlichste Hinderniss zu beseitigen, welches der
allgemeineren Anwendung der elektrischen Beleuchtung bisher
noch entgegenstand. Es beruht die Regulirung hierbei auf der
Anbringung einer Nebenschliessung für jeden Lichtbogen. In
einer Stromverzweigung wird der Strom des einen Zweiges um
so stärker, je grösser der Widerstand des anderen Zweiges wird.
Ist nun die Lampe so construirt, dass eine Verstärkung des
Stromes im Nebenzweige des Lichtbogens eine Annäherung der
Kohlenspitzen bewirkt, so muss dies auch durch eintretende Ver-
längerung des Lichtbogens geschehen und dadurch jeder Bogen
in der normalen Länge erhalten werden. Ich hatte diese Ver-
wendbarbarkeit des Nebenschlusses zur Regulirung des Licht-
bogens schon früher erkannt und bei der Construction elek-

31
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0503" n="481"/>
oder Metallstäbchen, welche durch den elektrischen Strom glühend<lb/>
gemacht werden, als Lichtquellen zu benutzen. Es ist das so<lb/>
erzeugte Licht aber verhältnissmässig sehr schwach, kostet viel<lb/>
Strom, mithin viel Arbeitskraft und ist wohl kaum noch elek-<lb/>
trisches Licht zu nennen. Einen ersten wichtigen Schritt in der<lb/>
Richtung der Theilung des Lichtbogens machte Jablochkoff.<lb/>
Derselbe stellte zwei Kohlenstäbchen parallel neben einander und<lb/>
füllte den Zwischenraum mit Gips oder einer anderen schwer<lb/>
schmelzbaren Substanz aus. Von solchen &#x201E;elektrischen Kerzen&#x201C;<lb/>
konnten vier bis sechs in einen Leitungskreis eingesetzt werden,<lb/>
da die Bogenlänge hier für alle eine gegebene war.</p><lb/>
        <p>Um ein gleichmässiges Abbrennen beider Kohlen zu erzielen,<lb/>
wurden nicht gleichgerichtete, sondern Wechselströme zur Licht-<lb/>
erzeugung benutzt, wie es schon früher bei Anwendung der<lb/>
magneto-elektrischen Maschinen zur Lichterzeugung geschehen<lb/>
war. Diese &#x201E;elektrischen Kerzen&#x201C; haben wesentlich zur Verbrei-<lb/>
tung der elektrischen Beleuchtung beigetragen, erfüllen aber<lb/>
ihren Zweck namentlich aus dem Grunde nur unvollkommen,<lb/>
weil sämmtliche Kerzen erlöschen, wenn eine aus irgend welchem<lb/>
Grunde versagt, und weil das Licht sich dann nicht selbstthätig<lb/>
wieder entzündet, wie es bei Anwendung elektrischer Lampen<lb/>
der Fall ist.</p><lb/>
        <p>Es war der neuesten Zeit vorbehalten, die Lösung des Pro-<lb/>
blems der Theilung des elektrischen Lichtbogens bei Anwendung<lb/>
von die Bogenlängen regulirenden Mechanismen zu finden, und<lb/>
dadurch das wesentlichste Hinderniss zu beseitigen, welches der<lb/>
allgemeineren Anwendung der elektrischen Beleuchtung bisher<lb/>
noch entgegenstand. Es beruht die Regulirung hierbei auf der<lb/>
Anbringung einer Nebenschliessung für jeden Lichtbogen. In<lb/>
einer Stromverzweigung wird der Strom des einen Zweiges um<lb/>
so stärker, je grösser der Widerstand des anderen Zweiges wird.<lb/>
Ist nun die Lampe so construirt, dass eine Verstärkung des<lb/>
Stromes im Nebenzweige des Lichtbogens eine Annäherung der<lb/>
Kohlenspitzen bewirkt, so muss dies auch durch eintretende Ver-<lb/>
längerung des Lichtbogens geschehen und dadurch jeder Bogen<lb/>
in der normalen Länge erhalten werden. Ich hatte diese Ver-<lb/>
wendbarbarkeit des Nebenschlusses zur Regulirung des Licht-<lb/>
bogens schon früher erkannt und bei der Construction elek-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">31</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0503] oder Metallstäbchen, welche durch den elektrischen Strom glühend gemacht werden, als Lichtquellen zu benutzen. Es ist das so erzeugte Licht aber verhältnissmässig sehr schwach, kostet viel Strom, mithin viel Arbeitskraft und ist wohl kaum noch elek- trisches Licht zu nennen. Einen ersten wichtigen Schritt in der Richtung der Theilung des Lichtbogens machte Jablochkoff. Derselbe stellte zwei Kohlenstäbchen parallel neben einander und füllte den Zwischenraum mit Gips oder einer anderen schwer schmelzbaren Substanz aus. Von solchen „elektrischen Kerzen“ konnten vier bis sechs in einen Leitungskreis eingesetzt werden, da die Bogenlänge hier für alle eine gegebene war. Um ein gleichmässiges Abbrennen beider Kohlen zu erzielen, wurden nicht gleichgerichtete, sondern Wechselströme zur Licht- erzeugung benutzt, wie es schon früher bei Anwendung der magneto-elektrischen Maschinen zur Lichterzeugung geschehen war. Diese „elektrischen Kerzen“ haben wesentlich zur Verbrei- tung der elektrischen Beleuchtung beigetragen, erfüllen aber ihren Zweck namentlich aus dem Grunde nur unvollkommen, weil sämmtliche Kerzen erlöschen, wenn eine aus irgend welchem Grunde versagt, und weil das Licht sich dann nicht selbstthätig wieder entzündet, wie es bei Anwendung elektrischer Lampen der Fall ist. Es war der neuesten Zeit vorbehalten, die Lösung des Pro- blems der Theilung des elektrischen Lichtbogens bei Anwendung von die Bogenlängen regulirenden Mechanismen zu finden, und dadurch das wesentlichste Hinderniss zu beseitigen, welches der allgemeineren Anwendung der elektrischen Beleuchtung bisher noch entgegenstand. Es beruht die Regulirung hierbei auf der Anbringung einer Nebenschliessung für jeden Lichtbogen. In einer Stromverzweigung wird der Strom des einen Zweiges um so stärker, je grösser der Widerstand des anderen Zweiges wird. Ist nun die Lampe so construirt, dass eine Verstärkung des Stromes im Nebenzweige des Lichtbogens eine Annäherung der Kohlenspitzen bewirkt, so muss dies auch durch eintretende Ver- längerung des Lichtbogens geschehen und dadurch jeder Bogen in der normalen Länge erhalten werden. Ich hatte diese Ver- wendbarbarkeit des Nebenschlusses zur Regulirung des Licht- bogens schon früher erkannt und bei der Construction elek- 31

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/503
Zitationshilfe: Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/503>, abgerufen am 23.05.2024.