phons bedeutend erhöht werden kann, so bleibt man doch bei Beibehaltung der Bell'schen Eisenmembran an ziemlich enge Grenzen gebunden, sowohl hinsichtlich der Grösse der den Schall aufnehmenden Membran, als der Stärke des wirksamen Magnetismus, deren Ueberschreitung die Sprachlaute undeut- lich macht und ihnen einen fremden, unangenehmen Neben- klang giebt.
Zur Construction grösserer, weit kräftigere Ströme liefernder Telephone benutze ich daher keine schwingende Eisenplatte, son- dern befestige an der die Schallwellen aufnehmenden Membran, die aus nicht magnetischem Material hergestellt wird, eine leichte Drahtrolle, welche frei in einem ringförmigen, stark magnetischen Felde schwebt. Durch die Schwingungen der Drahtrolle werden in derselben kräftige Ströme wechselnder Richtung inducirt, welche am andern Ende der Leitung entweder die Drahtrolle eines ähnlichen Instrumentes, oder die Eisenmembran eines Bell'schen Telephons in ähnliche Schwingungen versetzen.
Da man eine ebene Membran nicht über eine ziemlich enge Grenze hinaus vergrössern kann, ohne die übertragenen Sprach- laute zu verwirren, so habe ich auf Helmholtz' Rath der Mem- bran die Form des Trommelfelles des Ohres gegeben.
Man erhält diese Form nach Helmholtz, wenn man eine feuchte Pergamenthaut oder Blase über den Rand eines Ringes spannt und ihre Mitte dann durch eine Schraube oder ander- weitig bis zur gewünschten Tiefe allmählich niederdrückt. Im getrockneten Zustande behält die Membran dann diese Form bei. Bildet man darauf nach dieser Form ein Metallmodell, so kann man Metallmembranen aus Messing oder besser Aluminiumblech mit Hülfe derselben drücken, welche genau dieselbe Form haben, wie die erstere. So geformte Membranen sind namentlich zur Aufnahme der Schallwellen und zur Uebertragung der lebendigen Kraft derselben auf in Schwingung zu setzende Massen -- ein Zweck, den sie auch im Ohre zu erfüllen haben -- besonders geeig- net, da ihre Durchbiegung hauptsächlich in der Nähe des Randes der Membran erfolgt, während dieselbe bei der ebenen Membran mehr in der Nähe des Centrum stattfindet, bei ihr daher auch nur die die Mitte der Platte treffenden Schallwellen zur vollen Wirkung kommen. Ein solches Telephon mit einer Pergament-
28*
phons bedeutend erhöht werden kann, so bleibt man doch bei Beibehaltung der Bell’schen Eisenmembran an ziemlich enge Grenzen gebunden, sowohl hinsichtlich der Grösse der den Schall aufnehmenden Membran, als der Stärke des wirksamen Magnetismus, deren Ueberschreitung die Sprachlaute undeut- lich macht und ihnen einen fremden, unangenehmen Neben- klang giebt.
Zur Construction grösserer, weit kräftigere Ströme liefernder Telephone benutze ich daher keine schwingende Eisenplatte, son- dern befestige an der die Schallwellen aufnehmenden Membran, die aus nicht magnetischem Material hergestellt wird, eine leichte Drahtrolle, welche frei in einem ringförmigen, stark magnetischen Felde schwebt. Durch die Schwingungen der Drahtrolle werden in derselben kräftige Ströme wechselnder Richtung inducirt, welche am andern Ende der Leitung entweder die Drahtrolle eines ähnlichen Instrumentes, oder die Eisenmembran eines Bell’schen Telephons in ähnliche Schwingungen versetzen.
Da man eine ebene Membran nicht über eine ziemlich enge Grenze hinaus vergrössern kann, ohne die übertragenen Sprach- laute zu verwirren, so habe ich auf Helmholtz’ Rath der Mem- bran die Form des Trommelfelles des Ohres gegeben.
Man erhält diese Form nach Helmholtz, wenn man eine feuchte Pergamenthaut oder Blase über den Rand eines Ringes spannt und ihre Mitte dann durch eine Schraube oder ander- weitig bis zur gewünschten Tiefe allmählich niederdrückt. Im getrockneten Zustande behält die Membran dann diese Form bei. Bildet man darauf nach dieser Form ein Metallmodell, so kann man Metallmembranen aus Messing oder besser Aluminiumblech mit Hülfe derselben drücken, welche genau dieselbe Form haben, wie die erstere. So geformte Membranen sind namentlich zur Aufnahme der Schallwellen und zur Uebertragung der lebendigen Kraft derselben auf in Schwingung zu setzende Massen — ein Zweck, den sie auch im Ohre zu erfüllen haben — besonders geeig- net, da ihre Durchbiegung hauptsächlich in der Nähe des Randes der Membran erfolgt, während dieselbe bei der ebenen Membran mehr in der Nähe des Centrum stattfindet, bei ihr daher auch nur die die Mitte der Platte treffenden Schallwellen zur vollen Wirkung kommen. Ein solches Telephon mit einer Pergament-
28*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0457"n="435"/>
phons bedeutend erhöht werden kann, so bleibt man doch bei<lb/>
Beibehaltung der Bell’schen Eisenmembran an ziemlich enge<lb/>
Grenzen gebunden, sowohl hinsichtlich der Grösse der den<lb/>
Schall aufnehmenden Membran, als der Stärke des wirksamen<lb/>
Magnetismus, deren Ueberschreitung die Sprachlaute undeut-<lb/>
lich macht und ihnen einen fremden, unangenehmen Neben-<lb/>
klang giebt.</p><lb/><p>Zur Construction grösserer, weit kräftigere Ströme liefernder<lb/>
Telephone benutze ich daher keine schwingende Eisenplatte, son-<lb/>
dern befestige an der die Schallwellen aufnehmenden Membran,<lb/>
die aus nicht magnetischem Material hergestellt wird, eine leichte<lb/>
Drahtrolle, welche frei in einem ringförmigen, stark magnetischen<lb/>
Felde schwebt. Durch die Schwingungen der Drahtrolle werden<lb/>
in derselben kräftige Ströme wechselnder Richtung inducirt,<lb/>
welche am andern Ende der Leitung entweder die Drahtrolle<lb/>
eines ähnlichen Instrumentes, oder die Eisenmembran eines<lb/>
Bell’schen Telephons in ähnliche Schwingungen versetzen.</p><lb/><p>Da man eine ebene Membran nicht über eine ziemlich enge<lb/>
Grenze hinaus vergrössern kann, ohne die übertragenen Sprach-<lb/>
laute zu verwirren, so habe ich auf Helmholtz’ Rath der Mem-<lb/>
bran die Form des Trommelfelles des Ohres gegeben.</p><lb/><p>Man erhält diese Form nach Helmholtz, wenn man eine<lb/>
feuchte Pergamenthaut oder Blase über den Rand eines Ringes<lb/>
spannt und ihre Mitte dann durch eine Schraube oder ander-<lb/>
weitig bis zur gewünschten Tiefe allmählich niederdrückt. Im<lb/>
getrockneten Zustande behält die Membran dann diese Form bei.<lb/>
Bildet man darauf nach dieser Form ein Metallmodell, so kann<lb/>
man Metallmembranen aus Messing oder besser Aluminiumblech<lb/>
mit Hülfe derselben drücken, welche genau dieselbe Form haben,<lb/>
wie die erstere. So geformte Membranen sind namentlich zur<lb/>
Aufnahme der Schallwellen und zur Uebertragung der lebendigen<lb/>
Kraft derselben auf in Schwingung zu setzende Massen — ein<lb/>
Zweck, den sie auch im Ohre zu erfüllen haben — besonders geeig-<lb/>
net, da ihre Durchbiegung hauptsächlich in der Nähe des Randes<lb/>
der Membran erfolgt, während dieselbe bei der ebenen Membran<lb/>
mehr in der Nähe des Centrum stattfindet, bei ihr daher auch<lb/>
nur die die Mitte der Platte treffenden Schallwellen zur vollen<lb/>
Wirkung kommen. Ein solches Telephon mit einer Pergament-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">28*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[435/0457]
phons bedeutend erhöht werden kann, so bleibt man doch bei
Beibehaltung der Bell’schen Eisenmembran an ziemlich enge
Grenzen gebunden, sowohl hinsichtlich der Grösse der den
Schall aufnehmenden Membran, als der Stärke des wirksamen
Magnetismus, deren Ueberschreitung die Sprachlaute undeut-
lich macht und ihnen einen fremden, unangenehmen Neben-
klang giebt.
Zur Construction grösserer, weit kräftigere Ströme liefernder
Telephone benutze ich daher keine schwingende Eisenplatte, son-
dern befestige an der die Schallwellen aufnehmenden Membran,
die aus nicht magnetischem Material hergestellt wird, eine leichte
Drahtrolle, welche frei in einem ringförmigen, stark magnetischen
Felde schwebt. Durch die Schwingungen der Drahtrolle werden
in derselben kräftige Ströme wechselnder Richtung inducirt,
welche am andern Ende der Leitung entweder die Drahtrolle
eines ähnlichen Instrumentes, oder die Eisenmembran eines
Bell’schen Telephons in ähnliche Schwingungen versetzen.
Da man eine ebene Membran nicht über eine ziemlich enge
Grenze hinaus vergrössern kann, ohne die übertragenen Sprach-
laute zu verwirren, so habe ich auf Helmholtz’ Rath der Mem-
bran die Form des Trommelfelles des Ohres gegeben.
Man erhält diese Form nach Helmholtz, wenn man eine
feuchte Pergamenthaut oder Blase über den Rand eines Ringes
spannt und ihre Mitte dann durch eine Schraube oder ander-
weitig bis zur gewünschten Tiefe allmählich niederdrückt. Im
getrockneten Zustande behält die Membran dann diese Form bei.
Bildet man darauf nach dieser Form ein Metallmodell, so kann
man Metallmembranen aus Messing oder besser Aluminiumblech
mit Hülfe derselben drücken, welche genau dieselbe Form haben,
wie die erstere. So geformte Membranen sind namentlich zur
Aufnahme der Schallwellen und zur Uebertragung der lebendigen
Kraft derselben auf in Schwingung zu setzende Massen — ein
Zweck, den sie auch im Ohre zu erfüllen haben — besonders geeig-
net, da ihre Durchbiegung hauptsächlich in der Nähe des Randes
der Membran erfolgt, während dieselbe bei der ebenen Membran
mehr in der Nähe des Centrum stattfindet, bei ihr daher auch
nur die die Mitte der Platte treffenden Schallwellen zur vollen
Wirkung kommen. Ein solches Telephon mit einer Pergament-
28*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/457>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.